Das Gesicht Berlins - von TU-Absolventen entworfen und mitgestaltet

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Architektur
Die Tradition reicht weit zurück, die Liste berühmter Architekten ist lang - ihre Ausbildung genossen viele an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg und später an der TU Berlin. Viele von ihnen waren es, die nach dem Verlassen der Hörsäle das gelernte Wissen für die Spreestadt am Reißbrett umsetzten. Sei es für den Wiederaufbau der Stadt und in den vergangenen zehn Jahren für die Gestaltung der neuen-alten deutschen Hauptstadt. Sie waren es, die mit ihrer persönlichen Handschrift der Stadt ein unverwechselbares Gesicht gaben und den heutigen Studierenden viel Stoff für anregende Diskussionen über Sinn und Unsinn, über Nutzen und Überflüssiges aus Beton, Stahl und Glas. parTU zeigt Ihnen einige - weitaus nicht alle - Absolventen mit ihren berühmten Berliner Bauten.

Moderne umhüllt die Geschichte

Egon Eiermann (1904-1970) hat sich wohl mit einem der markantesten Bauwerke in Berlin verewigt. Zwischen 1957 und 1963 wurde nach seinen Plänen die im Krieg zerstörte Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aufgebaut. Die historische Turmruine ist umgeben von einem achteckigen Hauptbau und einem ebenfalls achteckigen, schlanken Turm.
Egon Eiermann studierte von 1923 bis 1927 an der Technischen Hochschule Berlin, 1947 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Die Eternit AG Berlin stiftet alle zwei Jahre den Egon-Eiermann-Preis für junge Architekturstudierende und Architekten.

Querriegel für den Ort des Weltgeistes

Das letzte noch unverplante Gebäude auf der Berliner Museumsinsel wird Prof. Oswald Mathias Ungers gestalten.
Das Pergamonmuseum will der international als Verfechter einer rationalistischen Architektur gerühmte Kölner mit einem gläsernen Querriegel ergänzen und so beide Gebäudeflügel des Museums im so genannten "Ehrenhof" verbinden. Seit nunmehr 40 Jahren beschäftigte er sich schon mit der Museumsinsel - dem Ort des Weltgeistes, wie sie viele Feuilletonisten nennen. 1963 kam Ungers für sechs Jahre als Architektur-Professor an die TU Berlin. An dem kürzlich in Berlin ausgelobten Wettbewerb nahmen auch TU-Absolventen Axel Schultes und Josef Paul Kleihues teil.
Oswald Mathias Ungers studierte von 1947 bis 1950 Architektur bei Egon Eiermann.

Goldglänzendes Meisterwerk

Hans Scharoun (1893-1972) rückte die Musik in den Mittelpunkt. Mit seinem Architekturentwurf für die Berliner Philharmonie stellte er im großen Saal und im Kammermusiksaal das Musikerpodium ins Zentrum des Raumes und die Zuhörerplätze ließ er terrassenförmig um das Podium herum ansteigen. Das nach Scharouns Plänen errichtete Bauwerk mit der goldglänzenden Fassade im Kulturforum am Tiergarten wurde am 15. Oktober 1963 eröffnet und setzte Maßstäbe.
Der bekannte Architekt studierte von 1912 bis 1914 an der TH Berlin Architektur und wurde 1947 Professor am neu geschaffenen Lehrstuhl für Städtebau der TU Berlin. Als Leiter der Berliner Bauabteilung und auch später setzte er architektonische Akzente bei dem Wiederaufbau Berlins und plante die Staatsbibliothek, die jedoch erst in den 70er Jahren fertig wurde.

Einst Bahnhof, heute Museum

Zwischen 1992 und 1996 wurde der ehemalige Hamburger Bahnhof an der Invalidenstraße nach Entwürfen des Architekten Prof. Josef Paul Kleihues zu einem Museum für zeitgenössische Kunst ausgebaut. Auf ca. 10.000 qm Ausstellungsfläche ist der 1847 erbaute Kopfbahnhof heute ein Ausstellungsort für Kunstwerke der vergangenen dreißig Jahre. Die Räume haben nun einen völlig neuen Charakter erhalten. Kleihues war auch der erste deutsche Architekt nach dem Krieg, der in den USA einen Kunstbau realisierte: das Museum für Gegenwartskunst in Chicago. Heute arbeiten rund 60 Architekten/innen in dem Büro Kleihues + Kleihues.
Josef Paul Kleihues absolvierte sein Studium von 1957 bis 1959 an der TU Berlin.

Filigranarbeit im Herzen Berlins

Die Architekten werden als Stars gefeiert. Doch wer kennt Jörg Schlaich? In Fachkreisen ist er wohl bekannt, neben dem ehemaligen TU-Hochschullehrer Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. E.h. Stefan Polónyi, der im Herbst 1999 die Ehrendoktorwürde von der TU Berlin bekam, ist er der einzige lebende Ingenieur, dem die Akademie der Künste in Berlin die Ehre der Mitgliedschaft zuteil werden ließ. Prof. Dr.-Ing. Drs. h.c. Schlaich ist einer der Großen seiner Zunft. Der Stuttgarter ist der Konstrukteur der 260 Meter langen und filigranen Humboldthafenbrücke am neu entstehenden Lehrter Stadtbahnhof. Mit dem Bau im Herzen Berlins haben die Planer Neuland betreten: Erstmals entsteht eine Eisenbahnbrücke in Deutschland aus einer Kombination von gegossenem und gewalztem Stahl. Die Rohre der Stabbögen sind mit Gussknoten verbunden, die es in dieser Größe so noch nicht gab. Später einmal werden bis zu 240.000 Fahrgäste den Zentralbahnhof täglich nutzen.
Schlaichs Spuren finden sich auch andernorts in Berlin: die Kuppeln für das Nilpferdhaus im Zoo und für die Deutsche Genossenschafts-Bank am Brandenburger Tor stammen von dem 66-jährigen TU-Absolventen, der nach einer Schreinerlehre in Berlin von 1955 bis 1959 studierte.

Geniestreich am Spreebogen

Den Masterplan für die Bebauung des neuen Parlaments- und Regierungsviertels in Berlin entwarfen die Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank. Ein "Band des Bundes" mit Bürobauten für die Abgeordneten und dem Bundeskanzleramt wird sich bald quer über die Spree ziehen, Ost und West auch symbolisch verbinden und künftig häufig die Kulisse von Fernsehnachrichten in aller Welt sein.
Der preisgekrönte Architekt Axel Schultes studierte von 1963 bis 1969 an der TU Berlin.


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