Der Einstieg nach dem Ausstieg

Prof. Georg Hinrichsen hat sich der Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft verschrieben

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Entrepreneur

Prof. Dr. Georg Hinrichsen, Hochschullehrer in Sonderurlaub: "Hochschulen sind für viele Aussenstehende große unbekannte Kästen. Wie soll man da Kontakt aufnehmen? Und genau in dieser Situation kann ich helfen."

Er ist ein Nachfahre der legendären Walfänger und Seeräuber."Ein sturer Nordfriese mit humanistischer Bildung", wie er selbst sagt. "Papa Gnädig" nannten ihn seine Studenten, aber "immer streng bei der Abfassung und Kontrolle von schriftlichen Arbeiten", fügt er hinzu. Doch das gehört schon fast zu seiner beruflichen Vergangenheit. Obwohl Georg Hinrichsen noch 18 Doktoranden an der TU Berlin betreut, befindet sich der Professor für Polymerphysik heute im Sonderurlaub. Mit dieser speziellen Konstruktion des Berliner Senats für verdiente Beamte verabschiedete er sich nach 33 Jahren aus dem aktiven Hochschullehrerdienst. Der vorgezogene Ruhestand ermöglicht ihm nun statt einer 80- eine 40-Stunden Woche. Abtrainieren würden es Spitzensportler nennen. "Sinnvolle Beschäftigung eines Hochschullehrers in phantastischer Situation", umschreibt der 59-jährige das, was er jetzt macht: Kontakte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft knüpfen, Absolventen vermitteln, Patente verwerten, Gutachten erstellen oder Sponsoren suchen. Dabei setzt er vor allem auf persönliche Kontakte.

Sein Unternehmen Science and Technology Transfer GmbH Berlin (SciTrans), das er 1999 gegründet hat, soll für kleine und mittelständische Firmen als Türöffner zur universitären Welt fungieren.

"Hochschulen sind für viele Außenstehende große unbekannte Kästen. Wie soll man Kontakt aufnehmen? Wie soll man die richtigen Kooperationspartner finden? Und genau in dieser Situation kann ich helfen", erzählt der Physiker, der in dem orangefarbenen Institutsgebäude an der Englischen Straße sein Büro hat. "Ich kenne die Strukturen und die Leute, allein rund 300 TU-Professoren persönlich."

Dabei sieht er sich als Feuerwehr, als mobile Eingreiftruppe, als Brückenbauer und arbeitet nur auf Erfolgsbasis. "Es geht mir um die Sache, nicht ums Geld. Helfen ist das Stichwort, und das kann ich mir in meiner Situation leisten." Ein eher ungewöhnliches Unterfangen in einer Welt, wo Ellenbogen, Konkurrenz und Globalisierung dominieren? "Das sind mehr oder weniger Stereotypen. Dort, wo sich das Leben abspielt, wo Menschen miteinander arbeiten", meint Georg Hinrichsen, "da trifft man auf Hilfe und Unterstützung."


Das Institutsgebäude in der Englischen Straße

Als erste Aktivität nach der GmbH-Gründung schrieb er alle TU-Professoren an und stellte seine Firma vor. "Damals dachte ich, dass einige auf mich zukommen würden - beispielsweise bei dem Thema Patentverwertung. Auf diesem Gebiet haben wir Nachholbedarf. Doch es gab nur wenig Resonanz", so Prof. Hinrichsen. Die Anfragen aus der freien Wirtschaft betreffen Materialanalysen genauso wie die Suche nach qualifizierten Absolventen oder die Lösung verfahrenstechnischer Probleme. Insgesamt betreut er momentan 15 Kunden. Auch Studierende und Doktoranden finden den Weg in sein Büro und erkundigen sich nach neuen Jobangeboten. Eins haben alle Anfragen jedoch gemeinsam: "Es soll schnell, unbürokratisch und ohne komplizierten Fragebogen gehen."

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Prof. Dr. Georg Hinrichsen sammelte nach seinem Physikstudium an den Universitäten Göttingen und Mainz Industrieerfahrungen bei der BAYER AG als Senior Scientist und Abteilungsvorstand. Seit 1975 leitete er als Professor das Fachgebiet Kunststoffe an der Universität Dortmund und seit 1980 das Fachgebiet Polymerphysik an der TU Berlin. 1999 gründete er die SciTrans GmbH und ist ihr Geschäftsführer.
Postanschrift: Grabenstraße 4, 12209 Berlin, Tel.: 030/7680-4336, Fax: 030/7680-4337, E-Mail: SciTrans.Berlin@t-online.de

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