Mit dem Bauch gut durchdacht

Frauen in Ingenieurberufen - der Sonderstatus wird von ihnen abgelehnt

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Dipl.-Ing. Petra Maier: "Spätestens, wenn es ums Geld geht, kommt keiner an mir vorbei."

Gefühlvolles Nachdenken sowie die Kombination von weichen Eigenschaften und harten Fakten seien die Vorteile von Frauen in Männerdomänen, meint Petra Maier. Es komme schon vor, so die Ingenieurin und TU-Absolventin der Luft- und Raumfahrttechnik, dass neue Kunden sie mit der Sekretärin der Firma verwechseln, "aber spätestens, wenn es ums Geld geht, kommt keiner an mir vorbei", bemerkt sie scherzhaft. "Mit dem Bauch gut durchdacht" - das ist das Motto von Petra Maier. Die 42-jährige betreibt mit ihrem Mann das Unternehmen "CFD Research Corporation", das computergestützte Strömungsberechnungen anbietet. Seitdem sich beide - privat wie geschäftlich - im Szene-Bezirk Berlin-Friedrichshain niedergelassen haben, strömen dort nicht nur die hungrigen Partygäste von einem Club zum nächsten. "Mit unserem Softwareprogramm können wir Strömungsvorgänge simulieren, wie sie in Herzklappen oder Pumpen auftreten", erklärt Petra Maier. Momentan optimieren sie am Rechner eine Pipette, um die Flüssigkeitsabgabe besser regulieren zu können. Es ist ein Auftrag von vielen. "Wir sind schneller gewachsen als geplant", so ihr Rückblick auf die ersten Geschäftsjahre. Das nun fast dreijährige Unternehmen beschäftigt sieben Mitarbeiter sowie einige Studierende und hält zudem Kontakt zu mehr als 100 Universitäten Europas. Länger als üblich war die Ingenieurin mit der TU Berlin verbunden. Während ihres Studiums engagierte sich Petra Maier in der studentischen Initiative "Fachbereichszentrum EB 104", anschließend war sie im Studienbüro zur Fachberatung von Studierenden weitere zweieinhalb Jahre als Mitarbeiterin an der Alma Mater tätig. "In den 80er Jahren betrug der Frauenanteil im Fach Luft- und Raumfahrttechnik unter den Studierenden weniger als vier Prozent. Aus heutiger Sicht kann ich nur dazu raten, als Frau ein Ingenieurfach zu wählen. Dabei sollte sie aber keinen Sonderstatus beanspruchen und ihn auch ablehnen, wenn er ihr angetragen wird - beispielsweise durch Professoren oder Kommilitonen."

Umweltingenieurin Regine Maaß-Todjirom: "Ich habe mich auf Frauenförderung eingelassen und bin enttäuscht worden."

Auch Regine Maaß-Todjirom, TU-Absolventin und Inhaberin des Ingenieurinnenbüros für ganzheitlichen Umweltschutz in Berlin-Mitte, nickt zustimmend, wenn es um das Thema Frauen in Ingenieurberufen geht. Obwohl sie schon oft gehört hat: "Nee, lass mal, das kannst du sowieso nicht." Doch der Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmerinnen bei Stammtischen oder Veranstaltungen hilft ihr."Da höre ich, dass viele mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie ich. Es ist für mich ein nützliches Forum, Ideen auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen", so die Umweltingenieurin, die auch Seminare für Studierende anbietet. Vor allem in der Anfangszeit ihrer Selbständigkeit musste sie einige Klippen umschiffen: "Jeder hat damals von Frauenförderung gesprochen - vom Bund bis hin zum Senat. Ich habe mich darauf eingelassen und bin enttäuscht worden. Ich habe zu sehr auf Fördergelder gehofft und meine Geschäftsidee darauf aufgebaut. Heute bin ich klüger und weiß: Selbst ist die Frau."

Datenbank:

Dipl.-Ing. Petra Maier, CFD Research Corporation, Niederbarnimstraße 13, 10247 Berlin, Tel.: 030/29668610, Fax: 030/296686-17, Internet: http://www.cfdrc.com

Dipl.-Ing. Regine Maaß-Todjirom, Umwelt M·a·a·ß, Ingenieurinnenbüro für ganzheitlichen Umweltschutz, Brunnenstraße 26, 10119 Berlin, Tel.: 030/4489164, Fax: 030/44359566, E-Mail: umweltmaass@yahoo.de

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