Das Jupiterphänomen nachgestellt

Experimente zur Simulation des Kometeneinschlags Shoemaker-Levy 9

parTU
Forschung & Entwicklung

Vier Ansichts-
zeichnungen des Kometen Shoemaker-
Levy-9 im Anflug auf den Jupiter
Im Juli 1994 richteten viele Forscher ihre Teleskope auf den Südhimmel. Sie wurden erstmals Zeuge einer der spektakulärsten Kollisionen außerirdischer Körper. Das Schauspiel lieferte der Komet Shoemaker-Levy9, der mit 60 Kilometern pro Sekunde auf den Jupiter prallte. Die enorme Einschlagsenergie ist nur vergleichbar mit der Explosion mehrerer hundert Nuklearwaffen. Shoemaker-Levy 9 verursachte auf dem Riesenplaneten Jupiter gravierende Veränderungen.

Vor allem die chemischen Abläufe in den durch den Aufprall entstandenen Stoßwellen zu klären und zu diesem Zweck nachzustellen, war das Ziel eines TU-Forschungsprojektes. "Wir haben den nachweisbaren Zerfall und die Neubildung von Molekülen im Labor nachvollziehen können", erläutert der Physiker Dr. Dietrich Ewert das Ergebnis des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten und mit der RWTH Aachen durchgeführten Projektes. Ausgangswerte lieferte eine Tochtersonde von Galileo, die im Dezember1995 in die Jupiteratmosphäre eintrat und erstmals nach dem Einschlag die Molekülkonzentration messen konnte. Mehrere Millionen Tonnen Blausäure waren entstanden. Dieser Vorgang konnte in einem acht Meter langen Vakuum-Stoßwellenrohr simuliert werden.

Helium, Ammoniak, Methan und Wasser, Stoffe, die für die Jupiteratmosphäre typisch sind, wurden wie bei dem Kometeneinschlag komprimiert und stark erhitzt. Es kam zu Zertrümmerungen und trotz der hohen Temperaturen zu stabilen Neubildungen von Molekülen, u.a. von Blausäure.

Die Erforschung von Kollisionen zweier Himmelskörper hat in der jüngsten Zeit an Bedeutung gewonnen. Durch verbesserte Beobachtungsmöglichkeiten entdeckt man immer mehr "Erdbahnkreuzer". Schon heute sind etwa 800 Asteroiden und Kometen bekannt, die unter bestimmten Konstellationen auch in unsere Atmosphäre einschlagen könnten. US-Forscher schätzen die Zahl der "Erdbahnkreuzer", die größer als ein Kilometer sind und eine globale Klimaänderung herbeiführen könnten, auf rund 700. Die Dunkelziffer scheint jedoch doppelt so hoch zu sein.

Datenbank:

Ansprechpartner: Prof. Dr. Erwin Sedlmayr, Tel.: 030/314-23736, E-Mail: sedlmayr@physik.tu-berlin.de, Dr. Dietrich Ewert, TU Berlin, Institut für Astronomie und Astrophysik, Prof. Dr. Dieter Zimmermann, Institut für Atomare und Analytische Physik, E-Mail: dz@kalium.physik.tu-berlin.de, Tel.: 030/314-25108
Forschungsprojekt: Stoßwellenexperimente zur Simulation des Kometeneinschlags von Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter und theoretische Modellierung, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin,
Die Bilder stammen aus dem Buch "Kometen und Asteroiden - Bedrohung aus dem All?" von TU-Absolvent Christian Gritzner, ISBN: 3-925505-53-9, erschienen im Aviatic Verlag, Oberhaching, 1999.

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