Das Leben ist eine Baustelle

Familie und Unternehmen - bei TU-Absolvent Fred Kapella gehört beides zusammen

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Entrepreneur

Ein Familien- unternehmen hat es in sich - nicht nur, dass die Firma im Privaten stets eine Hauptrolle spielt, auch der Senior hat bestimmte Vorstellungen davon, was sein Junior einmal werden soll. "Das ist eine schwere Bürde", erzählt Fred Kapella aus eigener Erfahrung. Seine Schwester Anne Keding und er sind heute Geschäftsführende Gesellschafter der Baustofffirma Kapella, die sie 1985 von den Eltern übernahmen.

"Nach meinem Studium, das ich 1980 in Betriebswirtschaftslehre an der TU Berlin beendete, nahm ich mir ein halbes Jahr Auszeit", so der heute 46-Jährige. Sein Geld verdiente er sich damals während der Erntezeit in Kanada. Erst dann folgte der Einstieg in die EDV-Abteilung bei Kapella Baustoffe. Das war die Nische weitab vom Schreibtisch des Vaters, die er gesucht hatte. Dort musste er sich - wie jeder andere auch - behaupten.

"Mit Zahlen zu arbeiten ist interessant: Man kann an ihnen sehr genau Stärken und Schwächen ablesen." Und diese erfuhr er auch an sich: "Als Student wollte ich alles anders machen. Doch dann kamen die Stolpersteine der Praxis", erinnert er sich. Neben dem Fachwissen sei es vor allem die Menschenkenntnis, die einen guten Chef ausmache. Die kam mit der Zeit, und so weiß er heute: Nur wer Mörtel an den Schuhen hat, kann bei Kapella auch mitreden.

"Für mich ist es wichtig zu wissen, was meine Mitarbeiter denken. Da ist ein Plausch mit dem Kraftfahrer an der Currybude ergiebiger als ein stundenlanges Gespräch am Schreibtisch." Das Büro sei eben nur die wohlbehütete Burg, aber auf der Baustelle weht ein eiskalter Wind. "Dem muss man gewachsen sein, um das Boot richtig zu steuern", erklärt er.

Gelernt hat das Fred Kapella auch durch seine Hobbys. Eigentlich wollte er Segelsportler werden. Gereicht hat die Zeit dann nur für eine kleine Jolle und Ausfahrten am Wochenende: "Allein auf dem Boot lernt man vieles über sich", so der zweifache Vater.

Wer denkt, dass Familie Kapella im noblen, grünen Vorort Berlins wohnt, täuscht sich: "Schon als Student zog ich in die Innenstadt in ein normales Berliner Mietshaus. Dort habe ich tiefe Wurzeln geschlagen."

Ab und an ist der Unternehmer im Kiez unterwegs, um Menschen zu beobachten und Veränderungen wahrzunehmen - das nennt er dann sein "Zeitfenster fürs Offen-sein".

Oder er schwingt sich am Wochenende aufs Rennrad. Kürzlich erst mit einem Kollegen von Berlin nach Flensburg in drei Tagen: "Da merkt man, ob jemand Teamgeist besitzt, hilfsbereit ist - oder einfach nur egoistisch seine Strecke abfährt."

Wenn Fred Kapella sich etwas vornimmt, dann macht er es auch 100-prozentig. Die langen Radstrecken gehören ebenso dazu wie die 80 Arbeitsstunden pro Woche oder sein Engagement außerhalb der Firma. Sei es als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer Berlin/ Brandenburg oder früher als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Junger Unternehmer. "Kommunikation ist wichtig - über sie kommt man voran", so sein Fazit. "Ich will die Dinge aktiv gestalten, Freude daran haben, und natürlich übernehme ich Verantwortung." Das rät er auch Existenzgründern und Studierenden, die diesen Weg gehen wollen: "Sie müssen aus ihrer Dunstglocke herauskommen, Kontakte knüpfen, die Arbeitswelt kennenlernen und dabei sich selbst."

Aber auch die Universitäten sollten sich öffnen, vor allem kleineren Firmen gegenüber, denn ihnen fehle oft der Mut, Absolventen einzustellen. Um so mehr freute er sich, als er vor einiger Zeit eine Einladung zu einer Vorlesung in sein ehemaliges TU-Institut bekam.

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Die Kapella Baustoffe GmbH wurde 1949 in Berlin gegründet. Heute erwirtschaftet sie einen Umsatz von rund 200 Millionen Mark mit 300 Beschäftigten. Trotz des harten Konkurrenzkampfes soll der Marktanteil von zehn Prozent in und um Berlin ausgebaut werden.

Der Bundesverband Junger Unternehmer (BJU) hat etwa 2500 Mitglieder, er ist die Interessengemeinschaft junger selbständiger Unternehmer. Er bietet auf seiner Homepage eine Gründerwerkstatt und ein Existenz-gründer-Forum an. Mit 40 Jahren scheiden BJU-Mitglieder automatisch aus dem Verband aus, bleiben aber weiterhin Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU).

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