TU Berlin - Medieninformation Nr. 101 - 9. Juni 1995

Die Plansammlung der TU Berlin ersteigert Architekturzeichnungen des 19. Jahrhunderts


Ein Entwurf für einen "großen Palast" von dem Architekten Richard Lucae (1829-1877), der möglicherweise ein erster Entwurf für die Technische Hochschule in Berlin sein könnte, ist gemeinsam mit einer großen Anzahl weiterer Architekturzeichnungen von der Plansammlung der Technischen Universität Berlin auf einer Kunstauktion ersteigert worden. Es handelt sich um ein Konvolut von Berliner Architekturzeichnungen des 19. Jahrhunderts.

Das Spektrum der Zeichnungen ist recht groß. Gebäudeentwürfe wie beispielsweise ein Entwurf von August Stühler (1800-1865) für den neuen Dom in Berlin sind in der Sammlung ebenfalls enthalten wie Möbelentwürfe, Entwürfe für Innenraumgestaltungen oder ein Entwurf zum Vorhang des Stadttheaters in Stettin.

Zusammengefaßt sind hier Werke von insgesamt 15 Berliner Architekten des letzten Jahrhunderts. Zwar kann diese Sammlung nicht den Anspruch an Vollständigkeit erfüllen, da es sich immer nur um einzelne Blätter der verschiedenen Architekten handelt, aber es ist doch ein Glück, daß diese Sammlung im Ganzen erworben werden konnte, da sie gerade in ihrer Ganzheit ein Stück Berliner Baugeschichte dokumentiert.

Für die Plansammlung der Technischen Universität Berlin hat die Sammlung einen besonderen Wert. Bei den ersteigerten Zeichnungen liegt die Vermutung nahe, daß sie sich früher im Besitz des Architekturmuseums an der Architekturabteilung der Technischen Hochschule Berlin befunden haben. Die Plansammlung, die nach dem Krieg an der Technischen Universität Berlin gegründet wurde, ist wesentlich von den Beständen des ehemaligen Architekturmuseums geprägt bzw. von dem, was davon übrig blieb.

Das Architekturmuseum wurde 1885 gegründet und bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts wuchs hier ein beachtlicher Bestand an Architekturzeichnungen heran. Durch die Kriegsereignisse gingen große Teile der bedeutendsten preußischen Architektennachlässe des 19. Jahrhunderts verloren. Sie wurden hauptsächlich nach Schlesien ausgelagert und dort nach Kriegsende von Polen übernommen und sind dann teilweise verkauft worden. Auf diese Weise wird auch die nun ersteigerte Sammlung zu einem neuen Besitzer gekommen sein, dessen Erben sie jetzt auf den Markt gebracht haben. Experten sind sich sicher, daß die Blätter aus dem Bestand des Architekturmuseums stammen. Da jedoch aus den einzelnen Bogen die Besitzstempel ausgeschnitten wurden und auch das Bestandsverzeichnis im Krieg zerstört wurde, läßt sich der Besitz nicht mehr exakt zuordnen. Die TU Berlin war somit gezwungen, wie jeder andere Interessent auch, sich an der Versteigerung zu beteiligen.

Für den heutigen Bestand der Plansammlung der TU Berlin, die zu den bedeutendsten Architektursammlungen Deutschlands zählt, sind die Blätter eine wichtige Ergänzung.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dieter Radicke, Plansammlung der TU Berlin, Tel.: 030/314-23116.

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