TU Berlin - Medieninformation Nr. 90 - 2. Juni 1995

Das Haus Sudermann / Blankensee

Das Haus Sudermann als Tagungsstätte der TU Berlin: Eine Ausstellung stellt Leben und Werk Sudermanns vor und zeigt Bilder über die Geschichte des Hauses und des Parks


Bisher fehlte der Technischen Universität Berlin ein Ort, an dem ihre Mitglieder auch einmal zurückgezogen und ungestört vom Treiben des täglichen Universitätsbetriebes gemeinsam arbeiten konnten. Dies soll sich bald ändern. Die TU Berlin soll die Nutzungsrechte des Hauses Sudermann erhalten, dessen Träger die Brandenburgische Schlösser und Herrenhäuser Betriebsgesellschaft GmbH ist.

Über Geschichte und Zukunft dieses Hauses und seiner Besitzer wird ausführlich eine Ausstellung berichten, die vom Fachbereich Architektur der TU Berlin in Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Schlösser GmbH und der Hermann-Sudermann-Stiftung, durchgeführt wird. Initiator der Bemühungen um das Haus als Tagungsstätte für die TU Berlin und der Ausstellung ist der Kanzler der TU Berlin, Ulrich Podewils.

Zu der Ausstellungseröffnung durch den Präsidenten der TU Berlin, Prof. Dr. Dieter Schumann, möchten wir Sie herzlich einladen.

Zeit: am Dienstag, dem 13. Juni 1995, um 15.00 Uhr

Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Lichthof, 10623 Berlin

Die Ausstellung ist vom 14. Juni bis 7. Juli 1995, täglich (außer Sonntag) von 8.00 - 20.00 Uhr im Lichthof der TU Berlin zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Vorab einige Informationen:

Als der 1857 geborene Schriftsteller Hermann Sudermann das Landschloß Blankensee bei Trebbin 1902 erwarb, hatte er den Höhepunkt seines Erfolges bereits überschritten. Bekannt wurde er durch Romane und Erzählungen, der Durchbruch gelang ihm 1890 mit dem Drama "Ehre". Er gehörte eine Zeitlang zu den meist gespielten und gelesenen Autoren seiner Zeit. Zunehmend jedoch geriet er in die Mühlen der Kritik - Hermann Sudermann und Gerhard Hauptmann waren die führenden Vertreter rivalisierender Literaturströmungen. Sudermanns Erfolg begann dabei zu schwinden. Verbittert über die literarischen Auseinandersetzungen und den ausbleibenden Erfolg seiner Werke zog sich der 45jährige aufs Land zurück. Das Anwesen, das er in Blankensee kaufte, war über Jahrhunderte im Besitz der Familie von Thümen, die sich wegen hoher Schulden von ihrem Besitz trennen mußten. Hermann Sudermann erweiterte das Gutshaus durch einen Seitenflügel und baute eine neue Brücke über die Niepitz. Seine besondere Leidenschaft galt jedoch dem Park, der das Haus umgibt und den er mit großem Aufwand gestaltete.

Nach seinem Tod 1928 sollte, so stand es im Testament, das Anwesen Blankensee für kranke und bedürftige Kollegen als Zufluchtsort dienen, was sich jedoch aus Geldmangel niemals verwirklichen ließ. Es wurde die Hermann-Sudermann-Stiftung ins Leben gerufen, die sich um den Nachlaß kümmern sollte, jedoch gelang es auch der Stiftung nicht, den zunehmenden Verfall des Hauses aufzuhalten. Nach dem Krieg drohte dem Haus fast der Abriß, da der Verfall verheerende Ausmaße annahm. Das Anwesen wurde nie enteignet, jedoch wurde ein Pachtvertrag zwischen der Stiftung und der Gemeinde Blankensee abgeschlossen, durch den der Erhalt des noch Vorhandenen gesichert werden konnte. Durch die Gemeinde als Pächter erlebte das Haus während der DDR-Zeit verschiedene Nutzer.

Seit 1986 gab es erste Anstrengungen der Denkmalpflege, das Anwesen zu restaurieren.

1994 wurde die Brandenburgische Schlösser GmbH neue Eigentümerin des Hauses. Es handelt sich hier um eine Gesellschaft, die 1992 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn und der Brandenburgischen Landesregierung gegründet wurde. Diese Gesellschaft macht es sich zur Aufgabe, Schlösser, Herrenhäuser, Parks und Gärten in Brandenburg denkmalgerecht zu sanieren, zu erhalten und zu pflegen und für eine angemessene Nutzung zu sorgen. Nach der Instandsetzung des Sudermann-Hauses soll es als Gäste- und Seminarhaus von der TU Berlin genutzt werden. Seit Herbst letzten Jahres werden die Grundlagen für die Sanierung des Hauses ermittelt, die Pläne für den neu zu errichtenden Anbau wurden von einem Architekturbüro entworfen und liegen bereits vor. In diesem Sommer soll mit den Baumaßnahmen begonnen werden.

Der Fachbereich Architektur beteiligt sich an dem Projekt "Haus Sudermann" mit verschiedenen Arbeiten. Studierende des Fachgebietes Entwerfen und Baukonstruktion haben unter der Leitung von Prof. Ingrid Goetz eine Bauaufnahme durchgeführt. Dadurch wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Für weitere Planungen war ein Bauaufmaß notwendig und den Studierenden wurde die praxisnahe Möglichkeit geboten, an einem komplexen Gebäude den Pflichtschein "Bauaufnahme" zu absolvieren. Auch das Fachgebiet Gebäudekunde und Entwerfen unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jörn-Peter Schmidt-Thomsen nutzt das Haus Sudermann. Es werden Entwurfslösungen für ein Erweiterungsgebäude des Schlosses Blankensee erarbeitet, die im weiteren Entwicklungsprozeß des Hauses Anregungen bieten sollen.


Weitere Informationen für Journalistinnen und Journalisten erteilt: Sabine Konopka, Fachbereich Architektur der TU Berlin, Tel.: 030/314-21816.
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