[TU Berlin] Medieninformation Nr. 103 - 13. April 1997
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Von Slaby zum Handy: 100 Jahre drahtlose Nachrichtenübertragung

Gedenkkolloquium für Adolf Slaby, Professor für Elektrotechnik an der TH Charlottenburg, am 28. Mai 1997 an der TU Berlin

So begann es. Die Experimente und Berechnungen Professor Slabys (rechts im Bild) und seiner Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg führten zu den weltumspannenden Funkbrücken über Meere, Gebirgsketten und Wolken. Die Menschheit kam sich näher

wer heute sein Handy zum Telefonieren ans Ohr hält, denkt kaum daran, wie lange es die drahtlose Nachrichtenübertragung bereits gibt. Vor genau hundert Jahren, Ende Juni 1897, führte Adolf Slaby die ersten funktechnischen Versuche zur Nachrichtenübertragung in Deutschland durch. Slaby (1849 - 1913), der Professor für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Charlottenburg war, gelang es, vom Hauptgebäude der TH Charlottenburg - dem heutigen TU-Hauptgebäude - Funksignale bis zum einige Hundert Meter entfernten Salzufer zu übertragen.

Zur Erinnerung an das 100jährige Jubiläum der Charlottenburger Funkversuche veranstaltet das Institut für Nachrichtentechnik und Theoretische Elektrotechnik ein Gedenkkolloquium. Neben Vorträgen steht auch eine Demonstration des Slaby-Versuchs mit nachgebautem Empfänger und Sender auf dem Programm. Der Versuch wird innerhalb des TU-Gebäudes für Hochfrequenztechnik stattfinden. Das Kolloquium findet am Mittwoch, dem 28. Mai, im Werner-von-Siemens-Bau, Einsteinufer 25, Hörsaal FT 131 statt. Beginn ist 16 Uhr.

Wenige Wochen vor den Charlottenburger Funkversuchen, im Mai 1897, hatte Slaby an funktechnischen Versuchen des Italieners Guglielmo Marconi teilgenommen, dem es am Bristolkanal in England gelungen war, Nachrichten über fünf Kilometer zu senden. Diesen Versuch baute der TH-Professor in Charlottenburg nach und verwirklichte damit die erste drahtlose Funkübertragung in Deutschland.

Die Apparatur, die Slaby nachgebaut hatte, nutzte einen senkrecht aufgehängten Antennendraht zum Senden. Mit einem sogenannten Funkeninduktor, der mit der Antenne verbunden war, erzeugte Slaby zwischen zwei Metallkugeln eine elektrische Spannung, die bei ihrer Entladung einen elektrischen Funken erzeugte und damit in der Antenne eine elektromagnetische Welle hervorrief. Die elektromagnetische Welle pflanzte sich vom TH-Hauptgebäude aus fort und wurde von einer Antenne empfangen, die auf einem Wasserturm der Chemischen Fabrik A. Beringer am Salzufer angebracht war. Herzstück des dortigen Empfangsgeräts war ein kleines Glasröhrchen, das mit einer dünnen Schicht Nickelspäne gefüllt war und bei Eintreffen der elektromagnetischen Wellen seinen elektrischen Widerstand stark verringerte (Slaby taufte diesen Bauteil "Fritter"). Dadurch wurde ein elektrischer Stromkreis geschlossen, durch den eine Glocke anschlug. Sobald im TH-Hauptgebäude die Morsetaste am Sender gedrückt wurde, klingelte daher am Salzufer die Glocke - die Übertragung war gelungen.

Wenig Freude an den Versuchen hatten allerdings die Telefonbesitzer in Charlottenburg: Slabys Funksignale hatten nämlich auch auf die Telefon-Oberleitungen des Stadtviertels gewirkt und die Fernsprechverbindungen so gestört, als ob sich ein Gewitter über Charlottenburg entlud.

Slaby, der bei seinen wissenschaftlichen Forschungen intensiv vom deutschen Kaiser Wilhelm II. unterstützt wurde, überbrückte bei späteren Versuchen die 1,4 Kilometer Luftlinie zwischen der Heilandskirche in Sakrow und der Matrosenstation an der Glienicker Brücke. Im Oktober 1897 gelang ihm eine Nachrichtenübertragung zwischen Rangsdorf und dem 21 Kilometer entfernten Schöneberg - für kurze Zeit war dies der Entfernungsweltrekord in der Funkübertragung.

Die von Marconi entwickelte und von Slaby später weiterentwickelte Übertragungstechnik, die mit elektrischen Funken arbeitete, wurde noch bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erforscht und eingesetzt. Dann wurde sie durch andere Methoden zur Erzeugung elektromagnetischer Schwingungen abgelöst. Geblieben ist jedoch der Begriff "Funken" für die drahtlose Nachrichtenübertragung.

Wir möchten Sie hiermit zu dem Gedenkkolloquium recht herzlich einladen und Sie bitten, in Ihrem Medium auf die Veranstaltung hinzuweisen.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern Prof. Dr. Peter Noll, Tel.: 314-23326, und Prof. Dr. Gerhard Mönich, Tel.: 314-24668. Außerdem bietet das Fachgebiet Fernmeldetechnik auf seinem WWW-Server unter http://www-ft.ee.tu-berlin.de/index.htm historische Informationen zu Slaby und zu den Anfängen der Fernmeldetechnik.


Die Rechte zum Foto von Prof. Slaby besitzt der Ullstein-Bilderdienst, Fax: 2591-3896.