[TU Berlin] Medieninformation Nr. 139 - 13. Juni 1997
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SPERRFRIST: 17. Juni 1997 - 19.00 Uhr

75jähriges Jubiläum der Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin / Einladung Preisverleihungen

Die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin feiert demnächst ihren 75jährigen Geburtstag (wir haben Sie bereits in unserer Medieninformation Nr. 126 vom 5. Juni 1997 über die Jubiläumsfeier informiert; die Veranstaltung findet am Dienstag, dem 17. Juni 1997, um 19.00 Uhr im Lichthof der TU Berlin , Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135 statt).

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung werden auch Preise der Berliner Firmen Schering AG, Krone AG, BDO Deutsche Warentreuhand AG und Möbel-Hübner für hervorragende Dissertationen, Diplom- und Studienarbeiten, die an der TU Berlin entstanden sind, vergeben. Schon seit vielen Jahren gehört die Preisverleihung zum Programm der Gesellschaft von Freunden und ist ein Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft.

Wie wir bereits angekündigt haben, informieren wir Sie heute über die diesjährigen Preise und Preisträger.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Doris Lamprecht, Geschäftsstelle der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin, Tel.: (030) 314-23758 (bitte vormittags anrufen).

1. Verleihung des SCHERING-Preises 1996 für hervorragende Dissertationen im Fach Chemie

Die Firma Schering AG vergibt seit 1986 jährlich einen Preis für hervorragende Dissertationen im Fach Chemie an der TU Berlin. Der Preis ist mit 10.000,-- DM dotiert. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter Weyerstahl (Institut für Organische Chemie der TU Berlin) zeichnet in diesem Jahr Dr. Michael Dauben und Dr. Thorsten Volk aus.

"Zur Makrogelierung von Polyacrylsäuredispersionen durch Vernetzung" ist der Titel der Dissertation von Dr. Michael Dauben, die am Institut für Technische Chemie der TU Berlin entstanden ist. Betreut wurde er dabei von Prof. Dr. Karl-Heinz Reichert. Michael Dauben hat neue Materialien auf der Basis von Kunststoffen hergestellt, die sich als Träger für Katalysatoren, aber auch zur Herstellung von Membranen eignen. Interessant können diese Materialien für die Umwelttechnologie und in der chemischen Prozeßtechnologie sein.

Michael Dauben wurde am 13.08.1968 in Berlin geboren. Nach dem Abitur studierte er Chemie an der Technischen Universität Berlin. Seit Juli 1996 ist er bei der Bayer AG im Bereich Forschung und Entwicklung, Festkautschuk, tätig.

Dr. Thorsten Volk hat sich im Institut für Organische Chemie unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Günther Schmalz mit dem Thema "Konformationell rigide Tetralin- und Octahydoanthracen-Cr(CO)3-Komplexe: Stereoselektive Synthese, strukturelle Charakterisierung und benzylische Deprotonierung" beschäftigt. Hinter diesem Titel verbirgt sich die Auseinandersetzung mit einer speziellen Klasse metallorganischer Verbindungen, die für die synthetische Herstellung biologischer Wirkstoffe von Interesse sind. Die Arbeit von Thorsten Volk steht im Zusammenhang mit einem von der DFG geförderten Forschungsvorhaben der Arbeitsgruppe von Prof. Schmalz, das die chemische Synthese entzündungshemmender und antiviraler Meeresnaturstoffe zum Ziel hat, die aus den natürlichen Quellen nicht ohne weiteres verfügbar sind. Thorsten Volk synthetisierte zunächst eine ganze Palette gezielt konstruierter Chrom-organischer Verbindungen (Modellverbindungen mit definierter dreidimensionaler Struktur), deren charakteristisches chemisches Reaktionsverhalten er dann im zweiten Teil seiner Arbeit studierte - unter Nutzung einer Vielzahl modernster analytischer Methoden. Dabei kam er einem bis dahin unerkannten grundlegendem Phänomen auf die Schliche, einem neuen sog. stereoelektronischen Effekt.

Thorsten Volk wurde am 13.04.1970 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur studierte er Chemie an der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt am Main bei Prof. Schmalz. Seine Promotion fertigte er als BASF-Stipendiat an der Technischen Universität Berlin an. Seit April 1997 arbeitet er als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung als Postdoc am Tokyo Institute of Technology in der Gruppe bei Prof. K. Mikami.

2. Verleihung des Krone-Preises 1996 für hervorragende Dissertationen auf dem Gebiet der Elektrotechnik und der Informatik an der TU Berlin

Seit 1990 vergibt die Krone AG einen Preis für hervorragende Dissertationen auf dem Gebiet der Elektrotechnik und der Informatik. In diesem Jahr wird der Preis der Firma Krone AG in Höhe von 5.000,-- DM zu gleichen Teilen an Dr. Elke Jahn und Dr. Gabriele Taentzer verliehen.

Dr. Elke Jahn hat ihre Dissertation "Monolithically Integrated Semiconductor Laser Amplifier Based Interferometers für Optical Signal Processing" unter der Betreuung von Prof. Dr. Klaus Petermann von der TU Berlin am Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik angefertigt. Thematisch ist die Arbeit im Bereich der optischen Signalverarbeitung angesiedelt. Für extrem große Informationsmengen werden auch optische Verfahren für die Signalverarbeitung benötigt. Hier ist es Elke Jahn gelungen, neuartige Komponenten zu entwickeln, mit denen höchste Informationsmengen im Bereich der Telekommunikation verarbeitet werden können.

Elke Jahn wurde am 30.07.1965 in Hammelburg/Bayern geboren. Nach dem Physikstudium in Würzburg und an der State University of New York at Albany, USA ging sie 1992 ans Heinrich-Hertz-Institut in Berlin und begann dort mit ihrer Dissertation, die sie 1996 abschloß. Elke Jahn arbeitet als Entwicklungsingenieurin bei der ADVA GmbH in Meiningen.

Die Dissertation von Dr. Gabriele Taentzer mit dem Titel "Parallel and Distributes Graph Transformation: Formal Description and Application to Communication-Based Systems" ist sowohl aus Sicht der Theoretischen als auch aus Sicht der Praktischen Informatik von Bedeutung. In ihrer Arbeit, die von Prof. Dr. Hartmut Ehrig am Institut für Kommunikations- und Softwaretechnik der TU Berlin betreut wurde, geht es um die visuelle Beschreibung von Softwaresystemen, die sowohl von Menschen als auch von Maschinen (Computern) verstanden werden. Bisher gibt es einerseits informelle graphische Modellierungen, die für Menschen intuitiv verständlich sind, aber keine genaue Semantik haben, andererseits präzise, mathematisch fundierte Modellierungen ohne ausreichende Visualisierung. Nur wenige Modellierungstechniken, wie etwa Petrinetze und Graph-Transformationen, unterstützen beide Aspekte in gleicher

Weise. Gabriele Taentzer entwickelte in ihrer Dissertation ein völlig neues Konzept von "Verteilten Graph-Transformationen", das auch für komplexe Anwendungen auf Kommunikationsbasierte verteilte Systeme in übersichtlicher Weise anwendbar ist.

Die am 24.10.1963 in Berlin geborene Gabriele Taentzer begann 1982 mit dem Informatik-Studium an der TU Berlin. Zwischen 1987 und 1992 arbeitete sie als Anwendungsprogrammiererin. 1992 wurde sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Kommunikations- und Softwaretechnik der TU Berlin und seit April 1996 ist sie hier Wissenschaftliche Assistentin. Im Oktober 1995 übernahm sie die Leitung des DFG-Projekts "Strukturierung und Analyse algebraischer Graphtransformationssysteme". Seit Oktober 1996 ist sie Mitglied im Graduiertenkolleg "Kommunikationsbasierte Systeme" der TU Berlin.

3. Verleihung des BDO-Preises für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre an der TU Berlin im Jahr 1996

Mit einem Preisgeld von 6.000,-- DM prämiert die Firma BDO Deutsche Warentreuhand Aktiengesellschaft einmal im Jahr hervorragende Arbeiten, die an der TU Berlin auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre, insbesondere der Unternehmensrechnung und Wirtschaftsprüfung erstellt wurden. Die Firma gehört mit rund 1.600 Mitarbeiter/innen zur Spitzengruppe der großen deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. International zählt sie zu den weltgrößten internationalen Wirtschaftsprüfungsorganisationen, der BDO Binder.

In diesem Jahr wurde Dr. Ulrich Pape für seine Dissertation "Wertorientierte Unternehmensführung und Controlling" mit dem BDO-Preis ausgezeichnet. In der Arbeit, die von Prof. Dr. Klaus Serfling im Institut für Betriebswirtschaftslehre der TU Berlin betreut wurde, entwickelt er das Konzept einer wertorientierten Unternehmensführung. Hier geht es darum, die Interessen sämtlicher Unternehmensbeteiligter bei der Unternehmensführung zu berücksichtigen. Gemeint ist damit, daß sowohl die Interessen der Aktionäre auf der einen Seite als auch die der Gläubiger, Arbeitnehmer, des Managements, der Kunden oder Lieferanten auf der anderen Seite berücksichtigt werden.

Der am 28. Juli 1963 in Hamburg geborene Ulrich Pape begann 1987, nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann, mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der TU Berlin, das er 1991 abschloß. Zwischen 1991 und 1996 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Betriebswirtschaftslehre der TU Berlin tätig. Seit dem Abschluß seiner Dissertation im vergangenen Jahr arbeitet er hier als Wissenschaftlicher Assistent und Habilitand.

4. Verleihung des Türklitz-Preises 1996 der Firma Möbel Hübner für hervorragende

Arbeiten auf dem Gebiet der Architektur an der TU Berlin - Studentischer Ideenwettbewerb Fürstenberg/Havel

Die Firma Möbel-Hübner zeichnet seit sechs Jahren hervorragende Diplomarbeiten im Fachbereich Architektur mit dem "Türklitz-Preis" aus. Benannt ist der Preis nach Achim Türklitz, dem Inhaber der Firma Möbel-Hübner.

Standort des Türklitz-Preises 1996, der zum dritten Mal als studentischer Ideenwettbewerb ausgelobt werden konnte, war die Gemeinde Fürstenberg/ Havel, in ca. 80 km Entfernung vom Berliner Ring an der Nordgrenze Brandenburgs gelegen. In Abstimmung mit der Stadt Fürstenberg und dem Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr in Brandenburg wurde Fürstenberg ausgewählt, weil es in besonderer Weise den Zielvorstellungen des Türklitz-Preises, der Suche nach konkreten städtebaulichen und architektonischen Lösungsvorschlägen für exemplarische Problemstellungen von Städten und Gemeinden in Brandenburg, gerecht wird.

Eingebettet in den Naturraum des Haveltals mit Röblin-, Baalen- und Schwedtsee bietet Fürstenberg hervorragende Entwicklungspotentiale, die es zu erschließen gilt. Zudem steht der Wettbewerbsbereich - ehemals militärisch genutzte Areale beiderseits der Havel - stellvertretend für die ungelösten Probleme vieler Städte und Gemeinden Brandenburgs bei der Reintegration dieser Flächen in den städtischen Nutzungs- und Entwicklungszusammenhang. Die Chance, hier wieder vitale Stadtbereiche zu entwickeln und zu gestalten, wird für die Stadt Fürstenberg und ihre Gesamtentwicklung von entscheidender Bedeutung sein.

Das Wettbewerbsergebnis spiegelt - neben außerordentlich interessanten, konkreten Lösungsvorschlägen, die in den Planungsprozeß vor Ort Eingang finden sollen - in exemplarischer Weise den Stand der aktuellen Debatte um Architektur und Städtebau sowie ihre methodischen Grundlagen wider. Dem trug die Jury, an der Vertreter der Stadt Fürstenberg und des Landes Brandenburg mitgewirkt haben, durch die Vergabe eines 1. Preises, zweier 3. Preise, eines 4. Preises sowie dreier Ankäufe Rechnung.

Den 1. Preis in Höhe von DM 5000,-- erhielt die Arbeit von Kai Hansen und Stephanie Heese. Der Arbeit gelingt es, auf allen Ebenen der Betrachtung vielfältige Qualitäten zu erreichen und durch ihre "Inspiriertheit" wie durch ihre Professionalität zu überzeugen. Ausgehend vom städtebaulichen Konzept, das durch wenige, aber schlüssige Eingriffe aufzeigt, wie mit dem jeweiligen Ort umzugehen ist, erreicht sie dabei eine große integrative Kraft und Homogenität, ohne dabei die notwendige Hierarchisierung oder Charakterisierung der Räume und Bereiche zu vernachlässigen. Indem sie nur das Notwendige tut, löst sie mit wenigen Mitteln die Probleme vor Ort. Die Positionierung der Baumassen sowie die ihnen zugeordneten Nutzungen überzeugen und definieren die Bereiche auf selbstverständliche Weise. Die Architektur biedert sich weder an, noch greift sie zu überzogenen Gesten.

Einen 3. Preis in Höhe von DM 2.250,-- erhielt die Arbeit von Johannes Kühn. Die Arbeit wurde ausgezeichnet, weil sie die Idee einer prozeßhaften Vorgehensweise und Instrumentalisierung von Planungsprozessen am weitestgehenden verfolgt. Sie leistet damit einen sehr beachtenswerten methodischen Beitrag und verlangt nach neuen Sichtweisen bei der Beurteilung künftiger städtischer Qualitäten, ohne die Hilfestellung eines kompletten, schon jetzt in allen Einzelheiten ausformulierten Entwurfs anzubieten. Im Konzeptionellen und im Methodisch-lnstrumentellen ist sie daher sehr überzeugend.

Einen weiteren 3. Preis in Höhe von DM 2.250,- erhielt die Arbeit von Huan Zhu und Cheng Weng. Ihr gelingt es, die Potentiale der Landschaft, von Wasser und Topographie in einer sehr eigenen, geglückten Interpretation zu inszenieren und damit den zu entwickelnden Bereichen einen völlig neuen Charakter - eine fast schon sakrale Künstlichkeit - zu verleihen, ein Ansatz, der in der Radikalität des Denkens und in der Art der Präsentation zu überzeugen vermag. Die deutliche Ausformulierung sehr unterschiedlich städtisch bzw. Iandschaftlich charakterisierter Bereiche zeigt in der hier vorgetragenen Konsequenz einen wichtigen Ideenbeitrag.

Den 4. Preis in Höhe von DM 1.000,- erhielt die Arbeit von Esther Mohr und Felix Eisenbrand. Sie zeigt eine sehr starke Fokussierung auf die Themen Boot und Hafen und entwickelt hierfür schlüssige Nutzungsangebote. Das Konzept zeichnet sich dabei auf angenehme Weise durch Selbstverständlichkeit und Pragmatismus aus. Qualitäten, die es ebenso zu würdigen galt, wie die für einzelne Bereiche entwickelten Nutzungs- und Gestaltungsvorstellungen.

Die drei Ankäufe in Höhe von jeweils DM 500,- erhielten: die Arbeit von Jenny Sieg und Sybille Sawall, die Arbeit von Anna Pia Kehler und Stephanie Webs sowie die Arbeit von Phillipp Höppner, Björn Merten und Felix Nibbes.

Die prämierten Arbeiten werden vom 23.6. bis zum 4.7.1997 im ehemaligen Schloß in Fürstenberg ausgestellt. Die große Resonanz auf die Auslobung des Türklitz-Preises 1996, insgesamt wurden 45 Wettbewerbsarbeiten eingereicht, insbesondere aber die Breite und Tiefe der Auseinandersetzung mit dem Thema, die aus den Arbeiten spricht, stellt einen exemplarischen Beitrag der Hochschule zu den aktuellen Aufgabenstellungen in Architektur und Städtebau im Land Brandenburg dar.