Am 1. November eröffnet die Zentraleinrichtung Moderne Sprachen der Technischen Universität Berlin (ZEMS) ein Multimedia-Sprachlernzentrum. Aufgrund der politischen Veränderungen im Europa der 90er Jahre stieg der Bedarf an Fremdsprachenkursen an der TU Berlin drastisch an. Als eine Möglichkeit, der Überfüllung der Kurse entgegenzuwirken, bot sich der behutsame Ausbau des multimedialen Selbstlernbereichs an.
Die Grenzen des multimedialen Selbstlernens von Fremdsprachen bestehen vor allem darin, dass die verwirrende Vielfalt von Sprachlernprogrammen eine Auswahl erschwert. Hinzu kommt, dass viele Programme nicht selten längere Einarbeitungszeiten erfordern. Außerdem ist bei freieren Übungen eine Fehlerkorrektur nicht möglich, so dass nicht selten "Drill- und Killübungen" vorherrschen, die rasch langweilig werden, auch wenn sie multimedial aufpoliert sind. Schließlich kennen die meisten Studierenden von der Schule her nur den Fremdsprachenunterricht mit dem Lehrer. Ihnen fallen demzufolge lernstrategische Entscheidungen schwer und sie fühlen sich rasch mit dem Selbstlernen überfordert.
Das von der ZEMS vertretene Selbstlernkonzept reagiert durch gezielte Betreuungsmaßnahmen auf diese Unzulänglichkeiten. Die Lernenden werden durch ein differenziertes Beratungsangebot beim Selbstlernen nicht allein gelassen. Zusätzlich kann in sogenannten Kombinationskursen ("Kombikursen") lehrkraftgeleitete Unterrichtsphasen synergetisch mit Selbstlernphasen verbunden werden. Entscheidend ist, dass im Unterricht die Selbstlernphasen gründlich vor- und nachbereitet werden.
Aus diesen Grundsätzen ergaben sich u.a. folgende Konsequenzen für die Gestaltung des Multimediazentrums:
Hinter dem skizzierten Selbstlernkonzept steht die Überzeugung, dass multimediales Selbstlernen von Fremdsprachen im Hochschulbereich eine Zukunft hat. Jedoch sollten gewisse Bedingungen beachtet werden. Zu diesen gehört, dass der lehrkraftgeleitete Fremdsprachenunterricht nicht verdrängt wird. Auch Personaleinsparung ist durch multimediales Selbstlernen kaum möglich. Was jedoch erreichbar sein dürfte, ist die qualitative und quantitative Verbesserung des Sprachenlernens: Indem die Lehrkraft von Aufgaben entlastet wird, die die Lernenden sinnvoll selbst leisten können, wird sie frei für die Entwicklung TU-spezifischer Lernmaterialien und für die verbesserte individuelle Betreuung der Kombi- und Selbstlernenden.