[TU Berlin] Medieninformation Nr. 257 - 6. Dezember 2002 - Bearbeiter/in: hkr
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Literaturwissenschaftler, Kulturpolitiker und Homme de Lettres

Professor Peter Wapnewski, Mediävist und Wagner-Forscher, erhält die Ehrenmitgliedschaft der TU Berlin

Mit einer besonderen Ehrung würdigt die TU Berlin die Verdienste des Philologen Prof. em. Dr. Dr. h.c. Peter Wapnewski. Der Präsident der TU Berlin verleiht ihm die Ehrenmitgliedschaft der TU Berlin aus Anlass seines 80. Geburtstages. Bei der Verleihungsfeier hält Frau Dr. phil. Nike Wagner einen Festvortrag: "Peter Wapnewski und das neue Bayreuth“.

Wir möchten Sie herzlich zu der Verleihung einladen:

Zeit: am Donnerstag, dem 12. Dezember 2002 um 18.00 Uhr
Ort: im Raum H 1028 der Technischen Universität Berlin, Hauptgebäude, 1. Etage, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Anschließend findet im Saal H 1035 ein Empfang statt.

Peter Wapnewski hat wie kaum ein anderer Gelehrter zum Wiederaufstieg und hohen Ansehen der nach der Nazizeit kompromittierten Älteren Deutschen Philologie beigetragen und dem Fach den Rückweg in die internationale Wissenschaftsgesellschaft erleichtert. Seine Arbeiten in der Philologie waren richtungsweisend. Allen großen Autoren und Werken des deutschen Mittelalters widmete er Untersuchungen, die Maßstäbe setzten und die wissenschaftliche Orientierung des Faches entscheidend beeinflussten. Über die Rezeptionsgeschichte der mittelalterlichen Versdichtung fand Peter Wapnewski zu Richard Wagner, dessen Wirken er zunächst skeptisch gegenüberstand. Die späteren Phasen des Bayreuther Neubeginns begleitete er eindringlich und kritisch. Die Festspiele waren lange Jahre ohne ihn beinahe so wenig zu denken wie ohne Wieland und Wolfgang Wagner.

Früh setzte auch eine andere Laufbahn ein. Peter Wapnewski engagierte sich in der Wissenschafts- und Außenkulturpolitik. Als erster Vize-Präsident des Goethe-Instituts München setzte er sich leidenschaftlich für den Ausbau der Goethe-Institute ein und sicherte in einer schwierigen Umbruchsituation den Dialog der Kulturen. 1980 wurde er Gründungsdirektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Wissenschaftskolleg innerhalb weniger Jahre zu einer weltweit hochgeachteten Einrichtung.

Peter Wapnewski ist es darüber hinaus gelungen, die seit den sechziger Jahren fast verschütteten bedeutenden Texte des Mittelalters, wie Walter von der Vogelweide oder Hartmann von der Aue für ein breites Publikum lebendig zu machen. In Radio- und Fernsehreihen hat er über viele Jahre die literarische und musikalische Avantgarde vorgestellt und kritisch begleitet. 

Peter Wapnewski, 1922 in Kiel geboren, promovierte 1949 zum Dr. phil. Der Promotion folgten Professuren an der Universität Heidelberg (1959), der Freien Universität Berlin (1966) und der Universität Karlsruhe (1969). Nachdem Peter Wapnewski Gründungsdirektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin (1980) wurde, berief ihn die TU Berlin an ihre Geisteswissenschaftliche Fakultät. Hier lehrte er von 1982 bis 1990. Er war viele Jahre Vizepräsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (1972 – 1979) und Mitglied des Wissenschaftsrates (1977 – 1980). Von 1977 bis 2002 war er Erster Vizepräsident des Goethe-Instituts München.

Die Aufnahme Peter Wapnewskis in den PEN-Club (1970) zeugt von seiner essayistischen Leistung. 1986 nahm ihn die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung auf und seit 1996 ist er Mitglied in der Akademie der Künste. Der Wissenschaftler erhielt einige Auszeichnungen: 1978 den Ernst-Reuter-Preis. Hörfunkpreis des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen, 1996 den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 1986 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1999 Rahel Varnhagen von Ense-Medaille zur Förderung des literarischen Lebens in Berlin des Senators für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Die Universität Heidelberg verlieh ihm 2002 die Ehrendoktorwürde.

Zu seinem Schaffen zählen zahlreiche Buchpublikationen und einige hundert Aufsätze, vor allem zur deutschen Literatur des Mittelalters, sowie des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Musik Mozarts, Wagners und Mahlers.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne: Prof. Dr. Peter Erdmann, Dekan der Fakultät I, Geisteswissenschaften an der TU Berlin, Tel.: 030/314-26985, Fax: 030/314-24620, E-Mail: peter.erdmann@tu-berlin.de