[TU Berlin] Medieninformation Nr. 93 - 17. Mai 2002 - Bearbeiter/in: ehr  
[TU Berlin] [Pressestelle] [Medieninformationen] [<<] [>>]

ACHTUNG: SPERRFRIST - 22. MAI 2002, 14.00 UHR 

Hertha Nathorff-Preis für TU-Absolventinnen und -Absolventen

Feierliche Verabschiedung der Absolventen/innen des Aufbaustudienganges Public Health / Einladung

Seit 1995 verleiht die Ärztekammer Berlin jährlich den Hertha Nathorff-Preis für die besten Magisterarbeiten im TU-Ergänzungsstudiengang Public Health. Der mit insgesamt 2.500 € dotierte Preis ist nach der jüdischen Ärztin Hertha Nathorff benannt. In diesem Jahr sind es drei Berliner Ärzte, die sich das Preisgeld teilen.

Der Preis wird im Rahmen der Absolventenverabschiedung des Postgraduierten-Studiengangs Public Health vergeben. Unter den Festrednern wird auch Berlins Gesundheitsstaatssekretär Dr. Hermann Schulte-Sasse zum Thema "Die neue Gesundheitspolitik in Berlin in Anbetracht knapper Kassen" sprechen. Für den musikalischen Rahmen sorgt das "Fünfzig Finger Saxophon Quartett".

Wir möchten Sie hiermit herzlich zur Verabschiedung der Absolventen und zur Preisverleihung einladen: 

Zeit: am Mittwoch, dem 22. Mai 2002, um 14.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Raum H 1035, 10623 Berlin


Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern:

1. Preis Dr. med. Birga Maier (Preisgeld 1.200 €)
Zusammenhang zwischen Herzinfarktmortalität und Akutbehandlung der Herzinfarktpatienten des Berliner Herzinfarktregisters

Die Ärztin und Soziologin Dr. med. Birga Maier hat sich in ihrer Abschlussarbeit mit der stationären Akutversorgung der Herzinfarktpatienten in Berlin beschäftigt. Sie verglich anhand der Daten des Berliner Herzinfarktregisters die Krankenhaussterblichkeit von Patienten, die unterschiedlich gefäßwiedereröffnend 
therapiert wurden. Zudem ging sie der Frage nach, welchen Einfluss eine medikamentöse Begleittherapie (mit ASS, Beta-Blockern, ACE-Hemmern) neben der wiedereröffnenden Therapie auf die Krankenhaussterblichkeit hat. Mit der Arbeit konnte gezeigt werden, dass eine gefäßwiedereröffnende Therapie die Krankenhaussterblichkeit der Herzinfarktpatienten verringert. Von untergeordneter Bedeutung war dabei die Form (PTCA oder Thrombolyse) der angewandten Therapie. Entscheidend war vielmehr der Einsatz der medikamentösen Begleittherapie, durch die die Krankenhaussterblichkeit entscheidend gesenkt und die Prognose der Herzinfarktpatienten verbessert werden konnte.

Dr. med. Birgit Maier, 1964 in Berlin geboren, studierte von 1983 bis 1990 Medizin an der Freien Universität Berlin. 1991 wurde sie als Ärztin approbiert und promovierte 1996 an der Universität Greifswald. Birga Maier ist jetzt nach verschiedenen Tätigkeiten als Ärztin, Koordinatorin für Community Medicine und Fachreferentin Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Berliner Herzinfarktregister e.V.


2. Preis: Daniel Sagebiel (Preisgeld: 800 €)
Befragung zur Teilzeitarbeit und Arbeitszeitrealität bei Krankenhausbeschäftigten, Ärztinnen und Ärzten in Berlin

Der Arzt Daniel Sagebiel führte eine repräsentative Stichprobe unter 331 Berliner Krankenhausärzten zu ihrer Arbeitszeitrealität und ihren Arbeitszeitwünschen durch. Das Endergebnis der Befragung ist, dass sich hinter unbezahlten Überstunden, Bereitschaftsdiensten und unerfüllten Teilzeitwünschen in Berlin ein potenzieller Bedarf von 4000 Arbeitsplätzen im Wert von 83 Millionen Euro verbirgt. Der Betrieb der Berliner Krankenhäuser könne nur aufrecht erhalten werden, weil Berliner Ärzte Überstunden im Wert von 65 Millionen Euro leisten. Einschließlich der Bereitschaftsdienste arbeiten die in der Studie befragten Ärzte durchschnittlich 57,8 Stunden, 52 Prozent der Befragten sogar mindestens 60 Stunden in der Woche. Pro Monat leisten Berliner Krankenhausärzte im Durchschnitt 31 Überstunden, von denen 74 Prozent weder finanziell noch zeitlich ausgeglichen werden.

Daniel Sagebiel, geboren 1966 in Berlin, studierte an der Freien Universität Berlin Humanmedizin. Nach Tätigkeiten in der Thoraxchirurgie der Lungenklinik Heckeshorn und als Leiter des Auslandsbüros der Ärztekammer Berlin, arbeitet er jetzt für das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose.


3. Preis: Sören Pest (Preisgeld: 500 €)
Einfluss der Krankenhausstruktur auf die Behandlungsergebnisse des akuten Myokardinfarktes - eine Multilevelanalyse der Daten des Berliner Herzinfarktregisters

In seiner Studie untersuchte der Arzt Sören Pest den Einfluss der Krankenhausstruktur auf die Behandlungsergebnisse des akuten Myokardinfarktes. In einer Multilevelanalyse der Daten des Berliner Herzinfarktregisters separierte er mit einem neuen statistischen Verfahren (Multilevelanalyse) die Unterschiede und deren Einfluss auf Indikatoren der Ergebnisqualität. Als erste Ergebnisse dieser Analyse konnten insbesondere Unterschiede in der Patientenstruktur hinsichtlich Komorbidität und Schweregrad des Myokardinfarktes der Patienten in den einzelnen Berliner Kliniken ("Case-Mix") als wichtigste Einflussgrößen auf die stationäre Versorgungsqualität herausgearbeitet werden. Nach deren statistischer Kontrolle ("Risikobereinigung") ließ sich dagegen kein signifikanter Unterschied in der Qualität der akut-stationären Versorgung des Myokardinfarktes in den einzelnen Berliner Kliniken nachweisen.

Sören Pest hat von 1989 bis 1996 Medizin in Kiel, Berlin und Washington D.C. studiert. Im Anschluss hieran war er als Arzt am Institut für Pathologie der Charité in Berlin tätig. Neben der grundlegenden ärztlichen Tätigkeit in der klinischen Pathologie widmete er sich während dieser Zeit wissenschaftlichen Projekten zur experimentellen Tumor- und Zytostatikaforschung.


Hertha Nathorff, die Namensgeberin des Preises

Mit dem Hertha Nathorff-Preis wird eine Ärztin geehrt, die in den 20er und 30er Jahren engagiert im öffentlichen Gesundheitswesen Berlins tätig war. Hertha Nathorff, geborene Einstein, wurde 1895 als Kind einer bekannten, wohlhabenden jüdischen Familie geboren. Sie kam in den zwanziger Jahren nach Berlin. Hier wurde sie 1923 leitende Ärztin eines DRK-Entbindungs- und Säuglingsheims, das sich in Charlottenburg befand. Parallel zu dieser Tätigkeit baute sie sich eine eigene Praxis auf. Unter der Nazi-Diktatur in den dreißiger Jahren musste sie als jüdische Ärztin ihren Beruf aufgeben. 1939 gelang ihr mit ihrem Mann, der ebenfalls Arzt war, die Flucht nach Amerika. Ihr Leben konnte sie somit retten, verloren hat sie jedoch ihre berufliche Aufgabe. Zwar war sie karikativ tätig und arbeitete später als Psychotherapeutin, aber als mittellose Einwanderin konnte sie sich in ihrem Arztberuf in Amerika nicht etablieren und litt unter dem Verlust des Berufes. Für ihr soziales Engagement in Deutschland und den USA erhielt sie 1967 das Bundesverdienstkreuz am Bande, jedoch kehrte sie nie wieder nach Deutschland zurück. Sie starb 1993.


Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dipl.-Math. Gerd Kallischnigg vom Institut für Gesundheitswissenschaften der TU Berlin, Tel.: 030/314-79423/-23744, Fax: -26025, E-Mail: gkg@saturn.a.tu-berlin.de  und Sybille Golkowski, Ärztekammer Berlin, Tel.: 030/40806-124/-125, Fax: -164, E-Mail: presse@aerztekammer.berlin.de