[TU Berlin] Medieninformation Nr. 100 - 27. Mai 2005 - Bearbeiter/in: ehr


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Die Figur des Opfers in einer globalisierten Welt

Internationaler Workshop in französischer Sprache am 3. und 4. Juni 2005 / Einladung

Die 1990er Jahre, die als das Jahrzehnt der Globalisierung gelten, waren auch durch die boomende Konjunktur öffentlicher Diskurse um verschiedene Opfergruppen gekennzeichnet. Offizielle Gesten der Reue, Entschädigungsanträge, Forderungen nach einer symbolischen Anerkennung haben sich in diesen zehn Jahren auf frappierende Weise gehäuft. Das Opfer: eine herrschende politische und juristische Kategorie in unseren heutigen Gesellschaften? Die verstärkte Übernahme der Opferperspektive bringt gleichzeitig tiefe, strukturelle Veränderungen in den großen nationalen "Meistererzählungen" mit sich. 

Grundfrage des vom Frankreich-Zentrum der TU Berlin organisierten internationalen Workshops "Die Figur des Opfers / Konkurrierende Erzählungen – globalisiertes Modell" ist eine enge Verschränkung zwischen der Globalisierung einerseits und der Verallgemeinerung der Opferdiskurse andererseits. Welche Folgen hat die Universalisierung des jüdischen Opfers als Opfermodell par excellence auf die Entwicklung bzw. Standardisierung der Selbstdarstellung einzelner Nationen und Gemeinschaften? Was verbindet die Globalisierung mit der Auflösung der großen "Meistererzählungen"? Was haben die Verrechtlichung zwischengemeinschaftlicher Beziehungen und die Ausdehnung des Begriffs der Unverjährbarkeit mit unserer neuen, gegenwartsfixierten Wahrnehmung von Geschichte zu tun? Wir möchten Sie herzlich zu diesem Workshop einladen. Bitte weisen Sie auch Ihre Kultur- / Feuilletonredaktion auf die Veranstaltung hin: 

Zeit: Freitag, 3. Juni 2005, 19.30 Uhr (Eröffnungsvortrag)
Sonnabend, 4. Juni 2005, 10.00 bis ca. 16.00 Uhr (Workshop)
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude, 
Raum H 106 (Eröffnungsvortrag)
Raum H 3027 (Workshop)

Den Eröffnungsvortrag am Freitag, dem 3. Juni 2005, wird Frau Prof. Annette Wieviorka, His-torikerin am nationalen Forschungszentrum für Wissenschaft (CNRS) in Paris, zum Thema "Das jüdische Opfer und die daraus entstehenden Streitgespräche 1945 bis 2005" (La victi-me juive entre modèle et contestation 1945 – 2005) halten. Durch die Abendveranstaltung führt Prof. Dr. Etienne François, Historiker am Frankreich-Zentrum der TU Berlin. Das Programm für den 4. Juni 2005 entnehmen Sie bitte der folgenden Seite. Die Arbeitssprache des Workshops wird Französisch sein. 

Der internationale Workshop will, anhand einer Reihe relevanter Fallbeispiele aus Europa und anderen Regionen der Welt, die verschiedenen nationalen und gruppenspezifischen Nutzungsweisen der Opferkategorie im globalisierten Kontext der 1990er in ein neues Licht setzen. Es sollen u. a. Europa und seine koloniale Vergangenheit, die neuesten Entwicklungen der deutschen kollektiven Identität, die Selbststilisierung als Opfer im Nahen Osten, die martyrologischen Selbstdarstellungen in Ostmitteleuropa sowie die Konkurrenz der Opfer im ehemaligen Jugoslawien unter die Lupe genommen werden.

Der Workshop ist Teil des Rahmenprogramms des Frankreich-Zentrums der TU Berlin "Globalisierung der Kulturen? Kulturen der Globalisierung?" Er wird mit der Unterstützung folgender Institutionen durchgeführt: Bureau de coopération universitaire (CCCL)/ Ambassade de France, Ambassade de Belgique. Representation de la Communauté française Wallonie-Bruxelles et de la Région Wallone, Centre Marc Bloch, Berlin. 

4. Juni 2005

Programm

10.00 Uhr Le nouveau devenir victimaire de l’Allemagne
Régine Robin, Paris/Université de Montréal
11.00 Uhr Nations-victimes dans le Sud slave: les perspectives concurrentielles au XXe siècle
Drago Roksandic, Université de Zagreb
12.00 Uhr Les bourreaux et les victimes La mémoire et l'oubli ou les faces changeantes de l'histoire de l'Europe 1945 – 2005
Jerzy Borejsza, Académie des Sciences, Varsovie
14.30 Uhr La figure de la victime dans les rapports post-coloniaux. Réflexions à partir des cas franco-algériens et belgo-congolais
Valérie Rosoux, FNRS, Louvain
15.30 Uhr Entre expérience et subjectivité: se construire en victimes au Moyen-Orient
Hamit Bozarslan, CNRS, Paris
Discutants: Fabrice D’Almeida, Centre Marc Bloch, Berlin
Michael Esch, Centre Marc Bloch, Berlin

 


Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dr. Jacques Ehrenfreund und Eva Wolff, Frankreich-Zentrum der TU Berlin, Tel.: 030/314-79410, E-Mail: Frankreich-zentrum@tu-berlin.de

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