[TU Berlin] Medieninformation Nr. 213 vom 14. September 2006 - Bearbeiter/in: ehr

   

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Wissenschaftlerin der TU Berlin entwickelt Konzept für ländliche Regionen im Osten Deutschlands

Wo der Staat an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt, da wird in den vergangenen Jahren zunehmend die so genannte Zivilgesellschaft beschworen. In den USA gibt es bereits gut erprobte Formen der Gemeinwesenarbeit, etwa das "Community Organizing". Hier werden die Bürger ermutigt, sich aktiv an der Gestaltung ihrer Umwelt zu beteiligen und die lokale Selbstorganisation zu stärken. In Deutschland steckt dieser Ansatz noch in den Anfängen und wird allenfalls in Städten und deren Umfeld verfolgt. Ein Projekt der TU Berlin versucht nun, ähnliche Formen für den Osten Deutschlands fruchtbar zu machen. Es gehört zu den vier Projekten, die im "Brückenprogramm zwischen Wissenschaft und Praxis in der Transformation des Sozialstaates" der VolkswagenStiftung gefördert werden.

Mit 60.000 Euro unterstützt die Stiftung den einjährigen Arbeitsaufenthalt von Dr. Ulrike Schumacher in der Netzwerkstelle MOL – Netzwerk für Perspektiven in Märkisch-Oderland in Seelow. Ulrike Schumacher arbeitet als Politikwissenschaftlerin am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin. Ihr Thema: "Demokratie und Gemeinsinn stärken – Ein Modellansatz im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland auf der Grundlage des US-amerikanischen "Community Organizing"".

Ulrike Schumacher möchte ihren "Sphärenwechsel" dazu nutzen, das Modell des "Community Organizing" auf die ländliche Regionalentwicklung anzuwenden. Sie wird prüfen, inwieweit sich der Ansatz auch für den dünn besiedelten ländlichen Raum Ostdeutschlands eignet. 

Gerade hier begegnen Staat und Bevölkerung zahlreichen Herausforderungen, die in Summe schwer zu meistern sind: hohe Erwerbslosigkeit, die Alterung der Gesellschaft, Abwanderung junger Menschen und sich abzeichnende Versorgungslücken in der Bereitstellung sozialer, kultureller, technischer und medizinischer Infrastruktur. Neue Herangehensweisen und Ideen für tragfähige und attraktive Strukturen vor Ort tun Not. Kann der US-amerikanische Ansatz hier eine denkbare Lösung sein? Die gastgebende Institution "Netzwerkstelle MOL" ist für die Wissenschaftlerin der ideale Partner. Sie bündelt zivilgesellschaftliche Aktivitäten im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland und bemüht sich darum, in der Gemeinwesenarbeit partizipatives Handeln zu verankern. Vor allem ist es Ziel der Beteiligten, jungen Menschen in der Region Perspektiven aufzuzeigen. Ulrike Schumacher wird während ihres Aufenthalts vor allem helfen, Fortbildungsangebote und Veranstaltungen zu konzipieren, zu organisieren und durchzuführen. Ergänzend möchte sie am Beginn des Arbeitsaufenthaltes ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über "Community Organizing" durch eine Hospitation bei lokalen Bürgerplattformen in Chicago, USA, vertiefen.

Die Stiftung schreibt in diesem Jahr das Brückenprogramm zum fünften – und letzten – Mal aus; Stichtag ist der 15. März 2007. Details stehen unter www.volkswagenstiftung.de/foerderung/gesellschaft-und-kultur/zukunftsfragen.html zum Download zur Verfügung. Das Merkblatt für Antragsteller und ein Informationsfolder können auch bei der Stiftung angefordert werden; Kontakt: Silvia Birck unter Tel.: 0511/8381246 oder E-Mail: birck@volkswagenstiftung.de

Praktiker und Wissenschaftler im Alter von etwa 30 bis 45 Jahren erhalten hier die Gelegenheit, die jeweils andere Arbeitssphäre in diesem Themenfeld kennen zu lernen. Damit möchte die Stiftung nachhaltig dazu beitragen, die starre Abschottung zwischen den Karrieremustern aufzulockern und "Schnittstellen-Biografien" zu fördern.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dr. Ulrike Schumacher, Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin, E-Mail: schumacher@ztg.tu-berlin.de
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