[TU Berlin] Medieninformation Nr. 256 vom 26. Oktober 2006 - Bearbeiter/in: sn

   

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Das Musikalische der Sprache

TU Berlin präsentiert während des Internationalen Kammerchorfestivals für zeitgenössische Musik TENSO DAYS BERLIN 2006 einen Raum des Wissens. Es ist ein Spaziergang durch eine Wunderwelt der besonderen Art 

Sprache ist körperlich. Sprache ist Musik. Sprache ist der Stoff, mit dem komponiert wird. All diese Aspekte von Sprache jenseits der kommunikativen Möglichkeiten werden im Raum des Wissens dargestellt. Der Raum des Wissens ist ein Beitrag der TU Berlin während des diesjährigen internationalen Kammerchorfestivals für zeitgenössische Musik Tenso Days Berlin 2006, die erstmals in Deutschland stattfinden. 

Zeit: 3. – 5. November 2006, der Raum des Wissens ist geöffnet von 9.30 Uhr bis 22.00 Uhr
Ort: Radialsystem V, Holzmarktstraße 33, 10243 Berlin

Bitte leiten Sie die Medieninformation auch an Ihre Feuilleton- bzw. Musikredaktion weiter.

Tenso ist ein internationales Netzwerk professioneller Chöre zur Förderung zeitgenössischer Musik. Einmal im Jahr werden die Arbeitsergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. In diesem Jahr werden in drei Konzerten der beteiligten Chöre aus Lettland, Frankreich und Deutschland während der Tenso Days Berlin 2006 fünf Werke uraufgeführt und zahlreiche deutsche Erstaufführungen zu hören sein.

Der Raum des Wissens wurde von Studierenden der Musikwissenschaft der TU Berlin gestaltet. Entlang eines Parcours von 13 Stationen wird der Besucher durch die Wunderwelt der Sprache geführt und das künstlerische Verhältnis von Sprache und Musik beleuchtet.

An der ersten Station zum Beispiel geht es um die Sprache als Grundbaustein des Komponierens. Mit dem Wissen um die Produktion von Sprache durch das Zusammenspiel von Atmung, Stimme und Artikulation, können konkrete Anweisungen zur Sprachproduktion in Kompositionen gegeben werden. 

Mit der Sprachbehandlung in der Vokalmusik der 50er und 60er Jahre von Luigi Nono beschäftigt sich die Studentin Nina Jozefowicz. Der italienische Komponist verehrte die menschliche Stimme als das "außergewöhnlichste Musikinstrument" aufgrund ihres technischen, phonetischen und semantischen Reichtums. Nono wollte neue Klangbereiche erschließen. Im Raum des Wissens wird Nonos "Il canto sospeso" von 1956 vorgestellt, der einen Einblick in seine Chorkompositionen gibt. 

An weiteren Stationen spüren die Studierenden dem Musikalischen der Sprache nach, setzen sich mit der Frage auseinander: "Wie produziere ich einen ultimativen Popsong?" und stellen den 1959 veröffentlichen Roman "Fa:m’ Ahniesgwow" von Hans G. Helms vor. Helms hatte in grammatikalisch korrekter Weise aus 36 indogermanischen Sprachen eine neue Sprache geformt.

Alle Projekte zeigen auf, wie viel Musik in Sprache bereits steckt. Sprache fasst zwei recht unterschiedliche Phänomene in einem Wort zusammen: das logische, grammatikalische und semantische System Sprache und den Akt des Sprechens. Es ist wissenschaftlich umstritten, welches Phänomen dem anderen vorausging. Verschiedene Philosophen gehen davon aus, dass zuerst die Musik da war mittels von Hörnern geblasenen Tönen und Gesang, bevor sich das Sprechen ausformte. Immer wieder nahmen Komponisten diese Idee zum Anlass, Übergänge zwischen amorphen Geräuschen bis hin zu hochartikuliertem Sprechen auszukomponieren. Ein Beispiel dafür ist der Komponist Luciano Berio. Auch mit seinem Schaffen können sich Besucher des Raums des Wissens vertraut machen. 

Ausführliche Informationen zum Raum des Wissens der TU Berlin und zu den Tenso Days Berlin 2006 finden Sie auf der Homepage: www.tenso-days.com 


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Elena Ungeheuer, Institut für Sprache und Kommunikation der TU Berlin, Fachgebiet Musikwissenschaft, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Tel.: 030/314-2 75 99, Fax: 314-2 22 35, E-Mail: elena.ungeheuer@tu-berlin.de
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