[Kapitel 2]

[TU Berlin]


TU Berlin - Rechenschaftsbericht des Präsidenten 1995/96

Kapitel 2 - Leistungsstand in Lehre und Studium


2.4. Lehrbelastung der Fachbereiche

Die Ermittlung der Lehrbelastung der Fachbereiche setzt die Kenntnis der Lehrnachfrage der Studierenden und des verfügbaren Lehrangebots des wissenschaftlichen Personals voraus. Da das wissenschaftliche Personal im allgemeinen nicht nur die Lehrnachfrage aus Studiengängen des eigenen Fachbereichs bedient, müssen die Service-Verflechtungen der Fachbereiche über eine Kreuztabelle berücksichtigt werden, die für jeden Studiengang die Ausbildungsbeiträge der Fachbereiche ausweist.

Der Wissenschaftsrat hat in seinen Empfehlungen für die Planung des Personalbedarfs der Universitäten (1990) empfohlen, die Ausbildungsbelastung von Fächern bzw. Organisationseinheiten an der mittleren Jahrgangsstärke, und zwar ermittelt aus den Bestandszahlen für Studierende im ersten bis achten Fachsemester (im ersten Fach) zu bemessen. Weder die Zahl der Studienanfänger, die sich in einigen Fächern durch Schwund sehr stark verringert, noch die Zahl der Absolventen allein erscheinen aus Sicht des Wissenschaftsrats geeignet, die tatsächliche Ausbildungsbelastung angemessen widerzuspiegeln. Insofern hat auch die einfache Ermittlung von Betreuungsrelationen (Zahl der Studienanfänger oder Zahl der Studierenden je Stelle wissenschaftliches Personal) deutliche Schwächen. Die Studienanfänger kommen erst in späteren Ausbildungsphasen in die betreuungsintensiven Fachsemester. Außerdem wechselt ein Teil von ihnen das Studienfach oder bricht das Studium ab. Der Bezug auf die Gesamtzahl der Studierenden wird durch Langzeit-Studierende verzerrt und durch Immatrikulierte, die gar kein grundständiges Studium mehr nachfragen (Aufbaustudium, "Scheinstudium"). Tatsächlich wird der Umfang der Aufgaben in der Lehre durch die Zahl der Studierenden bestimmt, die Vorlesungen und Übungen besuchen, Praktika absolvieren, Diplom-Arbeiten anfertigen und Prüfungen ablegen.

Im Hochschulentwicklungsplan (HEP III) der TU Berlin wird die Grundausstattung der Fachbereiche über eine Kreuztabelle festgelegt, die für jeden Studiengang die Lehrnachfrage in Jahreswochenstunden (JWS) als Produkt aus der Jahrgangsstärke (JS) und einem Curricular-Faktor (CW) ausweist. Die einzelnen Faktoren sind dabei studiengangsspezifisch festgelegt und getrennt nach Grund- und Hauptstudium bemessen. Während der Curricular-Faktor für die meisten Studiengänge vorgegeben ist, bezieht sich die Jahrgangsstärke im Grundstudium auf den Durchschnitt der Studierenden im ersten bis vierten Fachsemester und die Jahrgangsstärke im Hauptstudium auf den Durchschnitt der Studierenden im neunten und zehnten Fachsemester. Berechnet man auf diese Weise die Lehrnachfrage gemäß den gesetzten Jahrgangsstärken im HEP III und den tatsächlichen Jahrgangsstärken im Wintersemester 1995/96, die aufgrund der gegenwärtigen realen Studiennachfrage tendenziell niedriger liegen, so ergeben sich die in der Tabelle ausgewiesenen Jahreswochenstunden, die jeder Fachbereich für seine eigenen Studiengänge und im Service für andere Studiengänge bedienen muß.

Das Lehrangebot wird vom wissenschaftlichen Personal jedes Fachbereichs bereitgestellt und bemißt sich nach den vorgeschriebenen Deputatsstunden für die Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen (16 JWS) sowie nach den Lehrverpflichtungen des Akademischen Mittelbaus (8 JWS) und der sonstigen Lehrkräfte (32 JWS). Grundlage für den Hochschullehrerbereich sind die Planzahlen des HEP III, die sich auf das bereits abgesenkte Ausstattungsniveau des Landeshochschulstrukturplanes 1993 (Reduzierung auf 23.000 Studienplätze) beziehen, sowie die Stellenstreichungen (29 Professuren) im Zusammenhang mit der Auflösung der pauschalen Minderausgabe 1995 (PMA 95). Das in der Tabelle ausgewiesene Lehrangebot würde niedriger ausfallen, wenn die in 1996 verfügten Stellenkürzungen gemäß Haushaltsstrukturgesetz und Berliner Nachtragshaushalt 1996 (PMA 96) in die Berechnungen einbezogen würden. Bezogen auf den Akademischen Mittelbau und die sonstigen Lehrkräfte wurde der Personalstand vom Juli 1996 zugrundegelegt.

Die Lehrbelastung der Fachbereiche ergibt sich auf der geschilderten Grundlage und mit der dargelegten Methodik aus der angegebenen Tabelle. Sie ist bezogen auf das Wintersemester 1995/96 insgesamt in der Tendenz niedriger als in bezug auf den derzeitig gültigen Hochschulentwicklungsplan. Dies erklärt sich aus der allgemein rückläufigen Entwicklung der Studierendenzahlen in den vergangenen Jahren. Eine genauere Betrachtung spiegelt die charakteristische Veränderung der Studiennachfrage in den verschiedenen Fächergruppen wider. So zeigt sich insbesondere die vorübergehende Verringerung der Lehrbelastung in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern und eine Zunahme der Lehrbelastung in den Planungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Besonders hoch ist die Lehrbelastung im Fachbereich Umwelt und Gesellschaft (FB 7) und im Fachbereich Kommunikations- und Geschichtswissenschaften (FB 1). Wie bereits erwähnt, sind jedoch alle angegebenen Ergebnisse bereits überholt und in Richtung einer deutlich zunehmenden Lehrbelastung zu interpretieren, wenn die Stellenkürzungen aus den Auflagen des Haushaltsstrukturgesetzes und des Berliner Nachtragshaushalts 1996 wirksam werden.


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