TU intern - April 2000 - Studium

Für viele ein Fremdwort

Nicht erst, seit der Wissenschaftsrat die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master empfohlen hat, herrscht in der bundesdeutschen Hochschullandschaft Aufbruchstimmung. Inzwischen werden mehr als 300 Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten, in erster Linie in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern. Weil diese Studiengänge erst seit kurzem im Angebot sind, tummeln sich erst wenige Absolventen, die einen Bachelor- oder Masterabschluss in der Tasche haben, auf dem Arbeitsmarkt. Doch das wird sich demnächst wohl ändern. Ob da das Schlagwort von der internationalen Vergleichbarkeit, mit dem die Werbetrommel für die neuen Abschlüsse gerührt wird, eine so große Rolle spielen wird?

Es wird Bachelor- und Masterenthusiasten enttäuschen, aber einer Umfrage zufolge würden die Hälfte der deutschen Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Unterschied zwischen deutschen und internationalen Abschlüssen machen. Nur rund ein Drittel der Befragten wissen mit den neuen Abschlüssen etwas anzufangen. Das ist das Ergebnis einer ersten Umfrage, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln im Herbst des vergangenen Jahres durchführte. Von den befragten Unternehmen trauten sich die wenigsten Betriebe zu, eine Einschätzung der Beschäftigungschancen der Bachelor- und Master-Absolventen zu geben.

KOMMT ZEIT, KOMMT RAT ...

… nach dieser Devise scheinen viele Personalchefs zu verfahren, so die IW-Studie. Nur 25 Prozent der Unternehmen zeigen sich gut oder sehr gut über die neuen Abschlüsse informiert. Anders sieht es nur bei Unternehmen mit hohem internationalen Engagement aus. Hier zählen sich rund 30 Prozent zu den gut bis sehr gut Informierten. Der Grund liegt auf der Hand: Sie haben mehr Erfahrungen mit internationalen Abschlüssen als rein national ausgerichtete Unternehmen.

Die Einführung von Bachelor und Master befürworten nur ein Drittel der Befragten. Offenbar geben die Jung-Akademiker mit den klassischen Abschlüssen Diplom, Magister und Staatsexamen eine gute Figur ab. Zum Vergleich der neuen mit den alten Abschlüssen herausgefordert setzten immerhin 53 Prozent den Master mit einem Uni-Abschluss gleich, jeder Zehnte würde ihn bevorzugen.

Gegenüber den Fachhochschulabsolventen haben die Masterkandidaten sogar einen Wettbewerbsvorteil: Zwei Drittel der Firmen räumen ihnen bessere oder zumindest gleiche Jobchancen ein. Der Bachelor schnitt dagegen schlechter ab. Nahezu die Hälfte der Befragten setzt ihn mit einem FH-Abschluss gleich.

Die Verunsicherung auf Seiten der Unternehmen hat einen plausiblen Grund: In den Personalabteilungen weiß man einfach nicht, welche Studieninhalte die Bachelor- und Master-Absolventen mitbringen. Diese offene Frage können nur die jeweiligen Hochschulen beantworten, denn sie sind es, die über Studieninhalte und Prüfungsordnungen entscheiden. Das Hochschulrahmengesetz, von dem sich einige wohl Aufklärung erhoffen, gibt lediglich Zeitvorgaben.

Thomas Schulz


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