TU intern - April 2000 - Internationales

Rückkehr des Luxus in die Altstadt von Lima


Ein umstrittenes Projekt: Die Altstadt Limas nach ihrer Restaurierung

Stadterneuerung ist in Peru mehr denn je ein Thema, das nicht nur in der Fachwelt, sondern auch in den Medien sowie in der Kommunal- und Landespolitik Aufmerksamkeit erweckt. Eines der aufsehenerregendsten Ereignisse der Stadtentwicklung in Lima ist die Rettung der Altstadt. In unmittelbarer Nähe der Plaza Mayor wurden seit 1998 renommierte Cafés und vornehme Einzelhandelsgeschäfte eingeweiht, die vor Jahrzehnten in das elegante Miraflores ausgewichen waren.

Daran wird sichtbar, dass die Stadt nicht hoffnungslos verloren ist. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sie mit den Mitteln der Kommunalpolitik - und zum Teil auch ohne Unterstützung durch die Zentralregierung - regierbar ist.

Nun wird aber auch Unbeteiligten deutlich, dass die Kenntnisse und Erfahrungen fehlen, die erforderlich sind, um die Aufgaben anzugehen. Sie sind nur mit langem Atem, differenzierten Planungsinstrumenten und einer gründlichen Analyse der Defizite und Potenziale der einzelnen Stadtteile zu bewältigen.

In Lima wie in anderen Städten wird der Ruf nach einer systematischen Stadterneuerung immer lauter. Weil eigene Erfahrungen fehlen, läuft die Suche nach - notwendigerweise ausländischen - Anhaltspunkten auf Hochtouren. Allerdings kann auch in diesem Bereich nicht mit Patentrezepten gearbeitet werden, die womöglich nur zu kopieren wären. Aber der wichtigste Pfad der Innovation ist in der lateinamerikanischen wie übrigens auch in der europäischen Stadtplanung jedoch nicht die Invention völlig neuer Methoden. In aller Regel werden eigene Lösungen nach der systematischen Beobachtung und kritischen Auswertung fremder Erfahrungen entwickelt.

Um die Stadtentwicklung kümmern sich in Peru bislang Architekten, da es dort keinen eigenen Studiengang Stadtplanung gab. Inzwischen ist es Dr. Max Welch Guerra vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin jedoch gelungen, gemeinsam mit Kollegen der Universidad Nacional de Ingeniería in Lima einen Masterstudiengang für Stadterneuerung zu gründen, den ersten in ganz Lateinamerika. Seit 1998 haben Dozenten und Professoren der TU Berlin und anderer deutscher Universitäten - zumeist mit Förderung des DAAD - Kurzzeitdozenturen zum Thema Stadtplanung und Stadterneuerung in Lima durchgeführt. Koordinator ist das TU-Institut für Stadt- und Regionalplanung.

15 von insgesamt 28 Teilnehmern der Maestría en Renovacid Urbana waren Anfang März mit Unterstützung des DAAD zu Besuch in Berlin, für die meisten war dies die erste Auslandsreise überhaupt. Beeindruckt waren die überwiegend weiblichen Fachleute von der Entwicklung, die die Stadterneuerung in Berlin genommen hat und die vom Hansaviertel über Kreuzberg bis nach Hellersdorf deutlich ablesbar ist. Positiv aufgefallen ist ihnen besonders das starke Gewicht der Stadterneuerung in der Stadtpolitik, wie es sich in der Zahl und Größe der Erneuerungsgebiete zeigt, sowie die Behutsamkeit gegenüber Bewohnern und Gebäuden. Höflich und doch unüberhörbar äußerten die Gäste indes ihre Verwunderung über die - gemessen an dem Reichtum der deutschen Gesellschaft - nachlässige Pflege des öffentlichen Raums in der Hauptstadt.

Thomas Schulz


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