TU intern - April 2000 - Hochschulpolitik

Auf dem Alex war nur einer dafür

Die Debatte um Studiengebühren wird auch außerhalb der Uni geführt

Anfang März war es wieder so weit. Aus der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) war zu vernehmen, sie beschäftige sich erneut mit dem Thema Studiengebühren. Vor vier Jahren ist sie mit ihrem Vorstoß gescheitert. Nun wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein neues Modell auf der Basis von Bildungsgutscheinen und Studienkonten geprüft.

Der Vorsitzende der HRK, Prof. Dr. Klaus Landfried, gab umgehend nach der dpa-Meldung zu Protokoll, die Berichte seien insofern irreführend, "als nur aus vorläufigen Diskussionsunterlagen bzw. über Ansichten einzelner Kommissionsmitglieder berichtet" worden sei. Es gebe keinen neuen Vorschlag der HRK zu Studiengebühren.

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn hat indessen zum wiederholten Male damit gedroht, sie werde Studiengebühren notfalls durch ein Rahmengesetz untersagen. Niedersachsens Wissenschaftsminister Thomas Oppermann ist sich hingegen sicher, dass zumindest "Bummelstudenten" bald überall zur Kasse gebeten werden.

In Berlin, so Wissenschaftsstaatssekretär Josef Lange, seien Studiengebühren derzeit kein Thema. In der Berliner Koalitionsvereinbarung gebe es eine Aussage, die Studiengebühren bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss ausschließe.

ths


Zum Thema Studiengebühren fragten wir Menschen auf dem Alexanderplatz

Heinz Joachim Reis,
Verwaltungsangestellter
Ich bin der Meinung, die Bildung obliegt dem Staat. Er muss für eine ausreichende Finanzierung des Studiums Sorge tragen. Sonst gibt es wieder die, die es sich leisten können, und die, die eben Pech gehabt haben - eine Zweiklassengesellschaft.
Peter Hecker,
Lehrer
Studiengebühren wären das Allerletzte, was man verlangen könnte. Wenn Sie sich überlegen, was ein Studium heute schon kostet, dann ist das mehr als genug. Ich denke, dass weniger Leute studieren würden, wenn es Studiengebühren gäbe, einfach weil die anderen es sich nicht leisten können.
Ruth Rogé,
Lehrerin
Studiengebühren sollten in diesem reichen Land nicht eingeführt werden. Für die Hochschulen sollte genug Geld da sein, damit die jungen Leute ordentlich studieren können. Ich würde ihnen sogar noch ein Stipendium von rund 400 Mark gönnen, unabhängig vom Einkommen der Eltern.
Axel Hoppe,
Studienrat
Ich bin für die Einführung von Studiengebühren. Die Universitäten wären dann zu mehr Wettbewerb gezwungen. Wenn sie Geld nehmen, müssen sie Leistung bieten. Allerdings müssten sich die Studiengebühren ähnlich wie beim Bafög am Einkommen der Eltern orientieren. Ich sehe das durchaus als Chancengleichheit.
Gerd Berger,
Angestellter des Bundestages
Studiengebühren lehne ich ab. Die jungen Menschen sollen in Ruhe studieren. Schon jetzt müssen viele neben ihrem Studium arbeiten gehen, um sich zu finanzieren. Wenn sie jetzt auch noch Studiengebühren zahlen müssten, würde sich ihr Studium natürlich noch einmal verlängern, denn sie müssten ja auch noch dieses Geld verdienen.
Sylvia Lange,
macht eine Weiterbildung
Ich bin aus sozialen Gründen gegen die Einführung von Studiengebühren. Für mich würden sie ein Selektionsprinzip darstellen, das vor allem Frauen benachteiligt. Davon einmal abgesehen hielte ich es für einen falschen Ansatz, das deutsche Wissenschaftssystem durch Studiengebüren zu sanieren.


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