TU intern - Dezember 2000 - Aktuelles

Das Ereignis 2000?

Eine schwierige Frage

Das Jahr 2000 neigt sich dem Ende. Doch mit welchen Ereignissen werden wir es künftig in Verbindung bringen? CDU-Spendenaffäre und amerikanisches Wahldebakel bilden nur den Beginn bzw. das Ende eines ereignisreichen Jahres. TU intern fragte Studierende auf dem Campus, welches Ereignis für sie das Jahr 2000 charakterisiert.

Alexander Fuchs,
Wirtschaftsingenieurwesen
1. Semester
Wenn ich an den Sport denke, ist die Daum-Affäre das skandalöse Ereignis. Es hat mich doch gewundert, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Christoph Daum wurde mit so vielen Vorurteilen belastet, ohne überhaupt die Chance gehabt zu haben, das Gegenteil beweisen zu können. Den Medien kommt hier die "Hauptschuld” zu. Sie haben unablässig nachgelegt und Daum an die Wand gedrückt. In diesem Zusammenhang fällt mir auch die Geschichte um die Stadt Sebnitz ein. Hier waren es wieder die Medien, die mit ihren Urteilen mehr als vorschnell waren. Die Ermittler hatten kaum die Möglichkeit, sich mit den Tatsachen in Ruhe auseinander zu setzen. Jeden Tag wurden sie von der Medienberichterstattung mit neuen Varianten des Falles konfrontiert.
Frank Wehmeyer,
BWL,
6. Semester
Spontan würde ich sagen, dass die BSE-Krise ein wichtiges Ereignis des Jahres 2000 ist. Wie lange man sich allerdings daran erinnern wird, weiß ich nicht. Zunächst schienen wir in Deutschland von BSE ja nicht betroffen zu sein. Jeder dachte, na ja, das spielt sich eben nur in Großbritannien ab. Und dann kam es so weit, dass Rindfleisch auch hinter deutschen Theken liegen bleibt. Ich bleibe dennoch bei meinem Speiseplan, auch wenn ich zugeben muss, dass ich dabei irgendwie ein mulmiges Gefühl habe.
Frank Mbatchou,
Maschinenbau,
3. Semester
Aus meiner Sicht ist eigentlich alles so geblieben, wie es war. Auch auf politischer Ebene hat sich irgendwie nichts verändert. Vielleicht hat die Diskussion um den Mangel an Informatikern eine gewisse Angst ausgelöst, aber das hat sich ja inzwischen wieder gelegt.
Frederick Bombosch,
Geographie,
3. Semester
Für mich ist die EU-Osterweiterung ein wichtiges Thema. Wenn man bedenkt, wie die Welt noch vor zehn Jahren aussah, und man sich dann vor Augen führt, dass einige der osteuropäischen Länder inzwischen EU-Beitrittskandidaten sind - ich finde das faszinierend. Die Osteuropäer sind voll auf eine EU-Mitgliedschaft eingestellt. Sie verstehen sich als Europäer. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, in absehbarer Zeit der EU beizutreten. Und mit der EU verbinde ich die Hoffnung, dass Europa zu einem Identität stiftenden Projekt wird. Die Bürger müssen die Union allerdings noch viel tiefer verinnerlichen, die Union muss noch weiter auf die Bürger zugehen.
Jennifer Feldmann,
Musikwissenschaft (HdK),
5. Semester
Für mich ist der Konflikt in Israel ein wichtiges Ereignis. Es ist erschreckend, dass die Entwicklung im Nahen Osten nur noch Rückschritte macht. Dann habe ich den Eindruck, dass es im Jahr 2000 relativ viele Naturkatastrophen gab. Ich denke, so langsam rächt sich die Natur dafür, dass der Mensch mit ihr in den vergangenen Jahrzehnten so sorglos umgegangen ist.
Christoph Fischer,
Energie- und Verfahrenstechnik,
1. Semester
Sehr bezeichnend für das Jahr 2000 sind aus meiner Sicht die Börsendaten. Es zeigt sich, dass Europa vom amerikanischen Markt sehr abhängig ist, dass die europäische Wirtschaft nicht gerade als stabil bezeichnet werden kann. Das zeigt sich zum Beispiel am Kurs des Euro, der ja einen rasanten Fall erlebt hat. Die Wirtschaft insgesamt wird jedenfalls geschwächt ins nächste Jahr gehen.
Alexander Becker,
Wirtschaftsingenieurwesen
9. Semester
Ich denke, dass die Präsidentschaftswahlen in den USA im Gedächtnis bleiben werden. Ich habe im Zusammenhang mit dem Streit um die Stimmenauszählung zum ersten Mal so richtig mitbekommen, wie das Wahlsystem in den Vereinigten Staaten funktioniert. Ich dachte immer, die amerikanischen Bürger wählten ihren Präsidenten direkt. Die Rolle der Wahlmänner ist in der Berichterstattung der vorangegangenen Wahlen nie so deutlich hervorgetreten wie dieses Mal.
Irina Wollmastett,
Geowissenschaften,
3. Semester
Für mich ist die Geiselnahme auf Holo ein wichtiges Ereignis. In diesem Zusammenhang hat mich besonders die Rolle der Medien erschreckt. Dass Reporter ihr Leben riskieren, nur um die Entführten vor die Linse zu bekommen, finde ich skandalös. Daran wird eine Tendenz deutlich: Die Medien mischen sich ein, die Politik hinkt nur noch hinterher. Das wurde ja auch an dem Fall der Stadt Sebnitz deutlich. Hier waren es die Ermittler, die durch die Berichterstattung gewissermaßen unter Druck gesetzt wurden.


Leserbriefe

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