TU intern - Februar/März 2000 - Aktuelles

Satelliten gegen Stau

20 Jahre Systemanalyse und EDV an der TU Berlin

Über dynamische Verkehrsleitsysteme fährt das Auto der Zukunft ferngesteuert
Das Fachgebiet Systemanalyse und EDV der TU Berlin feiert 18. Februar 2000 sein 20-jähriges Jubiläum. Mit Prof. Dr. Hermann Krallmann an der Spitze war das vielleicht spektakulärste Forschungsergebnis die Entwicklung der Kommunikationsstrukturanalyse. Aus diesem von der DFG geförderten Projekt entstand das Grundkonzept für das Werkzeug "Bonapart", ein Werkzeug zur Geschäftsprozessmodellierung und -analyse. "Bonapart" wurde zu einem Produkt entwickelt, das inzwischen über ein großes Unternehmen weltweit vermarktet wird.

Neben der rechnergestützten Systemanalyse kann das Fachgebiet Systemanalyse und EDV heute auf drei Forschungsschwerpunkte stolz sein. Zum einen auf das sogenannte "Business Process Particle". Hier werden Geschäftsprozesse in Mosaiksteinchen zerlegt, mit dem Ziel, eine flexible Software-Architektur zu entwickeln. Anwendung könnte solch eine flexible Software-Architektur etwa im Bankenbereich finden. Denn die Geschäftsprozesse im Kredit- und im Hypothekenwesen beispielsweise sind zu über 80 Prozent identisch. Trotzdem werden heute noch für jeden der beiden Bereiche jeweils eigene Software-Architekturen angewandt.

Ein zweiter Schwerpunkt wurde Ende der 80er Jahre etabliert: die Künstliche Intelligenz (KI). Mit dem DAI-Labor, einem Kooperationsprojekt mit der Deutschen Telekom, erlangte das TU-Fachgebiet Weltruf. Die Forschungen zur "verteilten Künstlichen Intelligenz", die ein Drittmittelvolumen von jährlich drei Millionen Mark aufweisen, beschäftigen sich zum Beispiel mit Projekten in der Verkehrstelematik. Dabei geht es zum Beispiel um dynamische Wegeoptimierung. In ein Verkehrsinformationssystem werden nicht nur Stadtpläne eingespeist, wie das bereits beim "Global Positioning System" (GPS) der Fall ist, sondern auch Informationen etwa über Staus und weitere wegebegleitende Informationen. Wer Freitagnachmittag mit dem Auto von Berlin nach Hamburg fahren und um 22.00 Uhr sein Ziel erreichen will, kann sich ausrechnen lassen, wann er losfahren muss.

Aus dem Forschungsschwerpunkt der 1980er Jahre "Computer Integrated Manufacturing" (CIM) hat sich die produktionsorientierte Wirtschaftsinformatik entwickelt. In diesem Schwerpunktbereich werden Projekte und Anwendungen des Workflow-Managements und Groupware-Lösungen realisiert. Das Ganze lässt sich unter dem Begriff "Computer Supported Corporate Work" zusammenfassen. Hier geht es global gesehen um das Wissensmanagement, dass jeder mit jedem kommunizieren bzw. Wissen austauschen kann.

In Zukunft sollen die Forschungen in Richtung Knowledgemanagement und e-business weiter ausgebaut werden. Dabei werden zunehmend auch Fragen der organisatorischen, technologischen und psychosozialen Dimension eine Rolle spielen.

Die Studierenden des Fachgebiets Systemanalyse und EDV fallen keineswegs unter den Tisch. In regelmäßigen Projekten spielen sie gewissermaßen Unternehmensberater und können so ihr theoretisch erworbenes Wissen in der Praxis anwenden, etwa bei BMW, Lufthansa oder McKinsey. Solche Kooperationen wurden inzwischen mit über 100 Unternehmen und mit großem Erfolg für beide Seiten durchgeführt.

Thomas Schulz


© 2-3/2000 TU-Pressestelle