TU intern - Februar/März 2000 - Aktuelles

Stärkung der Universitäten empfohlen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) sind die beiden wichtigsten Einrichtungen im Bereich der Forschungsförderung. Häufig hängt von ihnen Wohl und Wehe neuer Forschungsvorhaben ab. Doch wie ist die Arbeit der beiden Einrichtungen selbst zu beurteilen? Dies hat eine internationale Kommission im Auftrag der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung untersucht. Die Evaluierungskommission hat ihren Bericht im Frühjahr des vergangenen Jahres vorgelegt und unter anderem die Stärkung der Universitäten durch DFG und MPG als wichtigste Aufgabe formuliert. Beide Forschungseinrichtungen haben ihre Stellungnahme zum Bericht der Kommission im Dezember der Öffentlichkeit präsentiert.

STRATEGISCHE PROJEKTFÖRDERUNG

Während die DFG im deutschen Wissenschaftssystem leistungsfähige Bereiche der universitären Forschung fördert, steht die MPG für wissenschaftliche Spitzenleistungen in der erkenntnisorientierten und anwendungsoffenen Grundlagenforschung. Ob die Forschungsförderung durch die DFG und die Forschungsaktivitäten der MPG den erkennbaren Herausforderungen der globalisierten Wissensgesellschaft gerecht werden, das hat die Evaluierungskommission unter die Lupe genommen.

Auch wenn die Evaluierungskommission die Grundaufgabe der DFG, selbstbestimmte Forschung vor allem an den Universitäten zu fördern, bestätigt, sollte sie ihre strukturbildende und wettbewerbsfördernde Funktion vor allem im Hochschulbereich weiter ausbauen.

Daher empfiehlt die Evaluierungskommission der DFG, eine stärker gestaltende Rolle in der Projektförderung wahrzunehmen. Sie sollte eigenverantwortlich entsprechende Programmangebote entwickeln, jedoch nur ergänzend zum sogenannten Normalverfahren.

Die DFG weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass die Evaluierungskommission den tatsächlichen Umfang ihrer strategischen Tätigkeit unterschätze sowie mit dem Begriff "strategisch" auf neu entstandene Fächer oder Arbeitsrichtungen wie Informationstechnik, Nanotechnologie oder Bioinformatik ziele und gleichfalls wichtige Felder strategischen Handelns ausblende, etwa Strukturbildung, Arbeitsformen oder Profilbildung an den Universitäten. Die Forschungsförderung der DFG berücksichtige bereits strategische Aspekte zur Verbesserung des Gesamtsystems der Forschung. Darüber hinaus motiviere sie die Universitäten zur Entwicklung, ja sogar Neuausrichtung ihres Profils mittels Denkschriften. Dies wolle sie in Zukunft verstärkt tun.

UNGENUTZTE SYNERGIEEFFEKTE

Die Stärke der MPG sieht die Evaluierungskommission darin, eigene internationale Netzwerke aufzubauen. Anders als etwa die Universitäten ist die MPG dazu in der Lage, vielversprechende interdisziplinäre Forschungsfelder aufzugreifen und erfolgreich zu bearbeiten. Die MPG nutze jedoch ihr Potential nur unzureichend, um die Leistungsfähigkeit der Universitäten zu verbessern und durch eine Zusammenarbeit oder durch eine Öffnung institutioneller Grenzen mögliche Synergieeffekte mit den Universitäten auszuschöpfen. In der Forschung starke Universitäten und leistungsfähige Formen der forschungsorientierten Nachwuchsausbildung seien aber, so die Evaluierungskommission, für eine erfolgreiche Arbeit und die Regenerierung der Mitarbeiterschaft der MPG unverzichtbar.

Die Evaluierungskommission empfiehlt daher, dass sich MPG und Universitäten in deren beiderseitigem Interesse füreinander öffnen. Die MPG sollte im Rahmen ihres übergeordneten Forschungsauftrages zur Verbesserung der strukturellen Bedingungen der universitären Forschung ihren Teil beitragen, etwa durch eine größere Zahl von Doppelberufungen, gemeinsame Forschungsvorhaben, gemeinsam von Universitäten und Max-Planck-Instituten getragene "International Max Planck Research Schools" und schließlich eine intensivere Beteiligung von Wissenschaftlern der MPG an der universitären Lehre.

Die Gründung von "International Max Planck Research Schools" hat die MPG bereits im März des vergangenen Jahres in Angriff genommen. Die MPG will sich damit für die Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Internationalisierung der deutschen Forschung stark machen und die Kooperation mit den Universitäten vorantreiben.

Thomas Schulz


© 2-3/2000 TU-Pressestelle