TU intern - Januar 2000 - Menschen

Kunststoffe gegen Gefäßverengungen

In Zukunft sind zur Erweiterung von verengten Blutgefäßen nur noch winzige Schnitte nötig
Wissenschaftler vom Fachgebiet Polymertechnik der TU Berlin wollen verengte Blutgefäße mit sogenannten Stents aus Kunststoffen dauerhaft offen halten. Von solchen Gefäßstützen aus Kunststoff erhoffen sich die Forscher um Professor Helmut Käufer vom Institut für Nichtmetallische Werkstoffe einen besseren Heilungsverlauf als bei den herkömmlichen Stents aus Metall.

Das Forschungsvorhaben mit dem Namen ”Polymere Stents mit Formgedächtnis (Memory-Effekt) als Drug-Delivery-System" gehört zu den neun Siegern des mit insgesamt drei Millionen DM dotierten Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung im März dieses Jahres ausgelobt hatte. Ziel des Wettbewerbs ist die Förderung besonders innovativer und origineller Forschungsideen, die auf ihre Machbarkeit getestet und in ein medizinisch nutzbares Verfahren oder ein wirtschaftliches Produkt umgesetzt werden sollen.

Der aus Kunststoff gefertigte Stent soll auf so genanntem minimalinvasiven Weg in den Organismus des Patienten gebracht werden. ”Das bedeutet, der Stent wird über einen kleinen Schnitt in der Leistengegend in den Körper eingeführt und in seine richtige Position gebracht", erläutert der TU-Wissenschaftler Thomas Müller, der die Forschungsgruppe aufgebaut und die bisherigen Vorarbeiten geleitet hat. Aufgrund des vorher eingebrachten Formgedächtnisses weitet sich das Kunststoffprodukt bei Wärmezufuhr aus und weitet so das verengte Blutgefäß aus. Aufgrund dieser Eigenschaft rechnen die TU-Forscher mit weniger Wucherungen des umliegenden Gewebes und damit auf ein besseres Ergebnis beim Heilungsprozess. Unterstützt werden kann dieser Prozess durch eine weitere Eigenschaft der Kunststoff-Stents: Ihnen können größere Mengen Wirkstoffe zugesetzt werden, die im Körper freigesetzt ebenfalls Wucherungen des Gewebes reduzieren.

Die bisherigen Arbeiten führten die TU-Polymertechniker in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Herzzentrum in Berlin und in Kooperation mit der Industrie durch. Das Verfahren haben sie sich rechtlich schützen lassen.

Christian Hohlfeld


© 1/2000 TU-Pressestelle