TU intern - Juli 2001 - Internationales

Jubiläen Deutsch-Kanadischer Zusammenarbeit

Ein ökologisches Netzwerk über den Atlantik

Mit einer Festveranstaltung vom 23. bis 26. Oktober in Bonn beim BMBF feiert die Deutsch-Kanadische Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technik (WTZ Kanada) in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Im Rahmen des WTZ-Abkommens wird im Sektor "Environment" seit 1994 das deutsch-kanadische "Ecosystem Health Netzwerk" von der TU Berlin aus koordiniert - auf deutscher Seite vom Fachgebiet Ökotoxikologie (Fakultät VII), auf kanadischer Seite vom National Water Research Institute (NWR) aus. Die Zusammenarbeit wird vom BMBF gefördert, die Projektträgerschaft liegt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Aufgabe des interdisziplinären Netzwerkes ist die Zusammenführung verschiedener Einzelprojekte und deren Arbeitsgebiete. Derzeit sind etwa zwölf deutsch-kanadische Arbeitsgruppen an Forschungsprojekten beteiligt. Auf den jährlichen Workshops, die abwechselnd in Deutschland und Kanada stattfinden, werden Erfahrungen ausgetauscht und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten vorgestellt und koordiniert.

Derzeit kann der Zustand von Ökosystemen nur unzureichend bewertet werden. Als Teil einer weltweit verstärkten Untersuchung integrierter Effekte auf Ökosysteme entwickelt das Netzwerk Verfahren und Messgrößen, um die Reaktionen von Ökosystemen auf ökotoxische Substanzen zu bewerten. Dazu führen die Wissenschaftler des Netzwerks Expositionsuntersuchungen zu Identifizierung, Verteilung und Verbleib von Schadstoffen durch. Sie erfassen dabei "unerwünschte Wirkungen" wie Immuntoxizität und Gentoxizität und untersuchen biologische Effekte, wie z. B. endokrine Wirkungen, Wachstum und Reproduktion.

Ein Beispiel dafür ist die Messung von Umweltbelastungen mit Hilfe so genannter Biosensoren, die sich aus einem "Biomarker" (biologisches System) und einer elektronischen Messeinheit zusammensetzen. So gelang es, in einem Forschungsprojekt einen Biomarker zu identifizieren, der die Wirkung von Umwelteinflüssen auf das Immunsystem von Muscheln qualitativ wie quantitativ anzeigt. Umfangreiche Vergleichsuntersuchungen in Kanada bestätigen, dass damit für das Gewässer-Monitoring ein effizientes biologisches Warnsystem für Routineuntersuchungen zur Verfügung steht. Sind derartige Verfahren entwickelt, können solche integrativen Messungen auch auf die Untersuchung anderer Umwelteinflüsse übertragen werden, z. B. auf die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf das Immunsystem. Ein Testsystem zur Phagozytose von Muschel-Hämozyten, gemeinsam mit dem Centre Saint-Laurent entwickelt, wird im Rahmen des Triplelux Projekts der DLR 2006 unter Weltraumbedingungen erprobt. Viele der im Netzwerk angestoßen Projekte werden später in größere nationale Forschungsverbünde überführt.

Durch die deutsch-kanadische Zusammenarbeit bildeten sich auch länderübergreifende Lösungsansätze heraus. So sind Umweltprobleme in Kanada und Deutschland auf vielen Gebieten durchaus vergleichbar. Ein von deutscher Seite entwickelter emissionsbezogener Ansatz zur Abwasserprüfung wurde in Kanada als "Deutsches Erfolgsmodell" diskutiert und wird heutzutage im "Urban Effluent Programme" im Centre Saint Laurent erstmals umgesetzt.

Prof. Dr. Peter-Diedrich Hansen

Kontakt: Prof. Dr. Hansen, Institut für Ökologie, Tel.: 314-214 63, Fax: 314-2 16 75, E-Mail: pd.hansen@tu-berlin.de
www.ecosystem-health-network.de
www.tu-berlin.de/~oekotox


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