TU intern - Juli 2001 - Forschung

Geschichtsforschung

Von KZ bis Fälscherwerkstatt


Vor den Toren Berlins lag ein ausgedehnter SS-Komplex

Mit der Geschichte der SS in Oranienburg befasst sich ein Projekt des Instituts für Geschichtswissenschaft der TU. Dort befand sich im Zweiten Weltkrieg auf einem Areal von fast 400 Hektar ein umfangreicher Komplex von SS-Einrichtungen, darunter die Inspektion der Konzentrationslager, das KZ Sachsenhausen, Kasernen, KfZ- und Waffenwerkstätten, umfangreiche militärische Nachschublager, zahlreiche Handwerksbetriebe und andere Versorgungseinrichtungen. Ein großes Ziegelwerk und ein Granitbearbeitungswerk sollten Baustoffe für Hitlers Monumentalbauten in Berlin liefern. In einigen Einrichtungen wurde der Nachlass ermordeter Juden verwertet (Schuhe, Uhren). In einer Geldfälschungswerkstatt mussten KZ-Gefangene ausländische Banknoten herstellen. In der Hundedressurabteilung wurden die Wach- und Suchhunde für die Konzentrationslager abgerichtet. Hinzu kamen Wohnsiedlungen in der Umgebung für das SS-Führerkorps. Die bisherigen Kenntnisse beruhten überwiegend auf Erinnerungen von KZ-Gefangenen, die dort zur Arbeit eingesetzt waren.

Durch seine zentrale Lage vor den Toren der Reichshauptstadt entwickelte sich dieser Komplex zu einem der wichtigsten von einer Reihe ähnlicher SS-Stützpunkten, in denen Konzentrations- und Zwangsarbeitslager mit Truppeneinrichtungen und Wirtschaftsbetrieben zusammengefasst waren. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, durch die Erarbeitung genauer Kenntnisse über die Struktur und Funktion dieses SS-Komplexes zu neuen Einsichten über die Entwicklung der SS zu gelangen. Für die Recherchen wurde der Hamburger Historiker Dr. Hermann Kaienburg gewonnen, der durch Veröffentlichungen über die Geschichte der Konzentrationslager und der SS-Wirtschaft bekannt wurde. Die Leitung des Projekts, das in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Sachsenhausen realisiert und von der Volkswagenstiftung gefördert wird, hat Professor Dr. Reinhard Rürup.

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