TU intern - Mai 2001 - Vermischtes

Leserbriefe

"Ist der Mensch ein Risikofaktor?", Ausgabe 4/01

In dem Artikel entsteht der Eindruck, dass das Unglück von Tschernobyl durch menschliches Versagen entstanden ist. Als ehemaliger Inbetriebnahmeingenieur von Kraftwerken möchte ich diesem Eindruck entschieden widersprechen. Ich habe z. B. seinerzeit an der Inbetriebnahme des Thorium-Hochtemperatur-Reaktor-Kraftwerkes (THTR-KW) Hamm-Üntrop teilgenommen und glaube, mir ein sachkundiges Urteil bilden zu können: Wie auch in der Tschernobyl-Chronik auf der gleichen Seite deutlich zum Ausdruck kommt, und wie es auch der VDI seinerzeit klar dokumentiert hat, wurden wissentlich!! Sicherheitskreise unscharf gemacht, d. h. ausgeschaltet, um besagten Versuch mit der Rotationsenergie durchführen zu können. Dafür hat man sich in Deutschland u. U. vor dem Staatsanwalt zu verantworten. Dieses Handeln der maßgebenden Personen in der Ukraine ist vergleichbar mit einem Autofahrer, der im Experiment eben mal den Bremszylinder an einem Rad unwirksam macht, um zu testen wie sich das Auto mit nur drei bremsenden Rädern verhält. Wenn es dann zu einem Unfall mit Personenschaden kommt, muss er sich vor Gericht verantworten. Diesen Gesichtspunkt hätte ich mir in dem Artikel deutlicher herausgearbeitet gewünscht. Natürlich stellt grob fahrlässiges und verantwortungsloses Verhalten in weiteren Sinne einen menschlichen Risikofaktor dar.

Prof. Dr. Peter Wutsdorff, FH Gießen


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