TU intern - Oktober 2001 - Internationales

Die kulinarische Hauptstadt Frankreichs

Erasmus-Student berichtet vom Leben und Studieren an der Ecole Centrale in Lyon


Studieren für Gourmets: Unweit von Lyon liegt das Weinanbaugebiet Beaujolais

Als Erasmusstudent kam ich 1999 zum Studium an die Ecole Centrale in Lyon (ECL). Die ECL ist eine "grande école" und gehört zur Gruppe der Ecoles Centrales, welche sich ebenfalls in Paris, Lille und Nantes befinden. Für Franzosen sind diese Eliteschulen nur durch eine Aufnahmeprüfung zugänglich, welche mindestens zwei Jahre hartes und diszipliniertes Lernen nach dem Abitur voraussetzt. Austauschstudenten (ca. 70 pro Jahr, darunter rund 15 Deutsche) bleibt dies erspart.

Einmal geschafft, verbleiben den Studierenden in der Regel noch drei Jahre, die sehr breit gefächert organisiert sind. Lediglich im dritten Jahr wird eine Fachrichtung gewählt.

Mehr im WWW:
-> École Centrale de Lyon
Die ECL wurde 1857 gegründet und befindet sich seit 1967 in Ecully, einem Vorort von Lyon. Der Campus umfasst 18 Hektar und bietet genug Platz für rund 1100 Studenten und Doktoranden. Die Forschungsschwerpunkte der ECL liegen in den Bereichen Mechanik (Strömungslehre und Tribologie), Mathematik, Informatik, Elektrotechnik und Werkstofftechnik. Für TU-Studenten besteht momentan die Möglichkeit, an Doppeldiplomprogrammen in den Fachbereichen Verkehrswesen, Elektrotechnik, physikalische Ingenieurwissenschaften und Energie- und Verfahrenstechnik teilzunehmen.

Das Studium beginnt jedes Jahr im September und beinhaltet für neue Studenten ein "weekend d'intégration". Der gesamte Aufenthalt wird von Ansprechpartnern des "bureau des relations internationales" begleitet.

Das Studienjahr ist in Trimester unterteilt, die mit Klausuren, Referaten und Projekten abgeschlossen werden. Es wird sehr viel in Gruppen gearbeitet, was ich als positiv empfunden habe.

Vor Ende eines Studienjahres sind Praktika von ein bis drei Monaten zu absolvieren. Für Austauschstudenten die ideale Gelegenheit, das französische Arbeitsleben zu entdecken. Wer möchte, kann dazu auch die Stadt wechseln und einen anderen Teil Frankreichs kennen lernen.

Die Austauschstudenten haben sich mit unterschiedlichen Anfangssprachkenntnissen immer sehr gut durchgeschlagen. In jedem Fall empfehle ich aber, vor dem Auslandsaufenthalt einen Französischkurs zu absolvieren, Sprachanfängern sogar einen Intensivkurs.

Auf dem Campus gibt es mehrere Studentenwohnheime, wobei einige gerade renoviert wurden. Austauschstudenten wird ein Platz in diesen Wohnheimen reserviert.

Sport wird an der ECL groß geschrieben. So stehen neben Tennisplätzen eine Sporthalle und ein Fußballplatz zur Verfügung. Im Winter geht es regelmäßig zum Skifahren, und es gibt AGs und Clubs für fast alle Interessen.

Lyon selbst hat eine sehr außergewöhnliche geographische Lage. Gleich nördlich befindet sich das bekannte Weinanbaugebiet "Beaujolais". Nach 1,5 Stunden mit dem Auto ist man in den Alpen, zwei Stunden sind es bis zum Mittelmeer oder nach Paris.

Zudem ist Lyon kulinarische Hauptstadt Frankreichs und auf Grund seiner Altstadt eingeschrieben in das Weltkulturerbe der UNESCO - ein ideales Umfeld, um das Studium mit Kulturellem zu ergänzen.

Bei guter Vorbereitung und regelmäßiger Rücksprache mit dem Prüfungsobmann kann der eigene Studienplan nur von einem Auslandsaufenthalt profitieren. Ich habe auch meine Diplomarbeit in Lyon geschrieben und mein Berufsleben dort begonnen, was ich bis heute nicht bereue.

Ulrich Sonnenburg


Leserbriefe

  TU intern -
    Oktober 2001


© 10/2001 TU-Pressestelle