"Litauen wird es schaffen"

Wie ein Praktikant im Baltikum Land und Leute erleben kann

Höhepunkte des Aufenthaltes waren für Alexander Maye (links) mehrere Exkursionen in die Umgebung von Vilnius

Was ist die Kurische Nehrung? In welchem Land leben die Einwohner von Riga? Welche Geschichte haben die Deutschen im Baltikum? Ein Schreiben des Wissenstransfers der TU Berlin an die Wissenschaftlichen Mitarbeiter ging mir nicht mehr aus dem Kopf: Es wurden Stipendien für Aufenthalte nicht nur in EU-Ländern, sondern auch in den neu assoziierten Staaten wie Litauen, Lettland und Estland angeboten.

Die Voraussetzungen, die Einwilligung des Vorgesetzten und eine Beschäftigungserklärung eines Unternehmens, schienen leicht erfüllbar. Der Aufenthalt lag in der vorlesungsfreien Zeit, so war die Zustimmung meines Professors kein Problem. Per E-Mail schrieb ich etwa 40 Computerfirmen im gesamten Baltikum an. Das Stipendium hielt meine Arbeit für die Unternehmen kostenfrei, ich rechnete also mit einer überwältigenden Reaktion. Das Gegenteil war leider der Fall. Schließlich kam ein Kontakt mit Hilfe der Deutschen Botschaft und der Litauischen Industrie- und Handelskammer zustande. Ende Juli brach ich zu einem vierwöchigen Praktikum nach Vilnius auf.

Ich arbeitete in einer Holzhandelsfirma, die dazu eine Internetapplikation entwickelt hatte: www.wood-me.com. Ich sollte diese um eine Funktion zum Versenden von Faxen erweitern. Es war kein programmiertechnisches Problem für mich, sondern mehr ein sprachliches mit den anderen Programmierern. Ein Mix aus meinen noch verbliebenen schulischen Russischkenntnissen und einigen englischen Worten - im Computerbereich sowieso international - half schließlich weiter. Danach gab es auch persönliche Kontakte und damit einen Austausch über das Leben in beiden Ländern. Vor allem genoss ich die täglichen gemeinsamen Mittagessen, denn kulinarisch hat Litauen einiges zu bieten. Aber auch das kulturelle Abendprogramm und die Wochenendexkursionen waren oft Gesprächsthema. Höhepunkt war ein gemeinsamer Ausflug in die Umgebung von Vilnius. In Litauen spürt man das Bestreben, Anschluss an Europa zu finden. Nach dem, was ich gesehen und in vielen Gesprächen erfahren habe, wird Litauen es schaffen. Der Austausch von Ansichten und Erfahrungen war für mich das wichtigste Ergebnis meines Praktikums. Vermittelt durch die gemeinsame Arbeit kam es zu diesem intensiven Austausch. So habe ich viel mehr über das Land, die Leute und ihr Leben erfahren, als es Touristen möglich ist. Und nebenbei habe ich meine Programmierkenntnisse wieder auf den neuesten Stand gebracht, was meinen nächsten Arbeitgeber freuen wird.

In Vilnius verabschiedet man sich mit "Viso gero" - Auf Wiedersehen. Ich gedenke, das eines Tages wörtlich zu nehmen.

Alexander Maye,
Fachgebiet Informatik in
Ingenieur- und Naturwissenschaften

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TU Berlin können sich mit dem Programm LEONARDO DA VINCI der Europäischen Union für ein Unternehmenspraktikum von einer bis sechs Wochen im europäischen Ausland bewerben. Förderung: 330 EURO pro Woche plus Reisekostenzuschuss. Weitere Angebote zu Studierenden- und Absolventenpraktika- und -stipendien:
Career Center, TU Berlin, Wissenstransfer, Ansprechpartner: Agnes von Matuschka/Christoph Nefzger
leonardo@wtb.tu-berlin.de
www.wtb.tu-berlin.de/career.htm

© TU-Pressestelle 11/2002 | TU intern | Impressum | Leserbriefe