"Wir möchten der Uni etwas zurückgeben"

Mellerowicz-Alumni sponserten die Modernisierung des Hörsaals 1058

Die Sponsoren sind an der Planung beteiligt: Ferdinand Langenkamp, Günter Merle, Peter Vogler (TU-Bauabteilung) und Christa Gehl (v. r.)

Vor rund 40 Jahren saßen sie im Hörsaal 1058 im Hauptgebäude der TU Berlin und lauschten den Ausführungen ihres Professors Konrad Mellerowicz, des Begründers der Wirtschaftswissenschaften an der Universität. Später zerstreuten sie sich in alle Winde, wurden erfolgreiche Unternehmer und Wirtschaftslenker. Doch einige von ihnen blieben der Uni als Wissenschaftler oder als aktive Mitglieder im TU-Alumniprogramm verbunden und besuchten sie zu besonderen Veranstaltungen. Nun wollen sie der Universität etwas zurückgeben von dem, was sie ihr zu verdanken haben.

Professor Konrad Mellerowicz im Hörsaal 1058 um 1960

Eine Gruppe ehemaliger Studiosi um den bekannten Wirtschaftsprofessor finanzierte die Renovierung und Modernisierung eines traditionsreichen Hörsaals der TU Berlin.

"Bei den gelegentlichen Besuchen der Universität, zum Beispiel zur Feier des 100. Geburtstages von Professor Mellerowicz 1991, wurden wir nicht nur Zeugen des langsamen Verfalls unseres zentralen Hörsaals 1058 im Hauptgebäude, sondern auch der wachsenden Finanzknappheit der TU Berlin wie anderer Universitäten", erklärt Dr. Ferdinand Langenkamp. Der ehemalige Geschäftsführer einer amerikanischen Firma und einige Mitstreiter ergriffen kürzlich die Initiative. Kontinuierlichen Kontakt gab es über das nationale Alumniprogramm der TU Berlin. Die Absolventen sammelten Spendengelder für die Wiederherstellung des Hörsaals: "Wir wollten einerseits der TU helfen und andererseits Professor Mellerowicz ein Denkmal setzen."

Mellerowicz war 1950 von der Humboldt-Universität an die Technische Universität gewechselt, um seiner Verhaftung in der DDR zu entgehen, weil er öffentlich das neue Regime kritisiert hatte. An der TU Berlin widmete er sich dann dem Aufbau einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowie der Weiterentwicklung der betriebswirtschaftlichen Forschung. Doch auch die Lehre war ihm besonders wichtig. Noch nach seiner Emeritierung nahm er fast 700 Diplom- und Doktorarbeiten ab, die letzte noch 14 Tage vor seinem Tod 1984 mit 92 Jahren. "Das schaffen manche nicht mal in ihrer aktiven Zeit", meint die 77-jährige Christa Gehl, die bei Mellerowicz mehr als 30 Jahre lang als Sekretärin arbeitete.

Auch die TU-Leitung betritt mit diesem privaten Sponsoring Neuland. Im Ausland ist eine derartige Alumni-Unterstützung gang und gäbe. "Für uns ist es eine der ersten Aktionen dieser Art", freut sich Peter Vogler von der Bauabteilung der TU Berlin. "Wir waren besonders glücklich über dieses Angebot und haben daher versucht, die Umbauarbeiten ungewöhnlich schnell umzusetzen." Sehr eng seien die Initiatoren bei der Gestaltung mit einbezogen worden, zum Beispiel bei der Auswahl der neuen Bestuhlung. Bei der Farb- und der Deckengestaltung habe man sich an den traditionellen Vorgaben orientiert. Hinter der traditionsreichen Fassade versteckt sich aber nunmehr modernste Technik.

Der neu gestylte "Konrad-Mellerowicz-Saal" soll zukünftig auch für Veranstaltungen vermietet werden. Dieser wirtschaftliche Nutzen wäre sicher ganz im Sinne seines Namensgebers, an den eine würdige Plakette im Saal erinnern wird. Zum 111. Geburtstag ihres Professors im Dezember werden sich die spendablen Alumni wieder in ihrem Hörsaal treffen, um ihn einzuweihen. Mit ihrer Aktion haben sie ihm nicht nur ein Denkmal gesetzt, sondern nun ihrerseits dem wissenschaftlichen Nachwuchs als Förderer gedient.

Patricia Pätzold

Info zum Initiatorenkreis: Dr. Ferdinand Langenkamp, Tel.: 030/826 13 10


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