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Nr. 12, Dezember 2003
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Morgen wird ein langer Tag: Streiks, Demos, Besetzungen an der TU Berlin

Eine neue Qualität erreichte der Streik der Studierenden am 24. November, als sie nicht nur die Kommilitoninnen und Kommilitonen aussperrten, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Seit sechs Uhr war hier alles verrammelt", erzählte eine Mitarbeiterin, die mit vielen Kolleginnen und Kollegen frierend vor dem Hauptgebäude auf den Ausgang der Verhandlungen zwischen der Uni-Leitung und den Studierenden wartete.

"Es handelt sich hier um einen symbolischen Akt", erklärt Gerald Hiller vom Streikkomitee der Physik-Ini, "wir besetzen das Hauptgebäude gleichzeitig mit den HU-Studierenden, die ihr Gebäude besetzen." Er läuft geschäftig hin und her und versucht die Aktion mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen zu koordinieren. Viele der ausgesperrten Beschäftigten murren, andere äußern Verständnis für die Studierenden. Präsident Kurt Kutzler tritt mehrmals unter die Studierenden vorm Haupteingang an der Straße des 17. Juni, bemüht sich um ruhige Verhandlungen mit den Studierenden und um Deeskalation. Mehrmals schon hat er betont, die streikenden Studierenden in ihrem Anliegen zu unterstützen, ausreichende Studienplätze an den Berliner Hochschulen zu sichern und durch deren Ausfinanzierung die Ausbildungsqualität zu garantieren. Er hat außerdem die Lehrenden gebeten, keine Sanktionen gegen Streikende zu verhängen. Dennoch muss er dafür Sorge tragen, dass die Beschäftigten den Betrieb aufrechterhalten können. Vereinzelt werden daraufhin Verwaltungsmitglieder durchgelassen. Lehrende aber nicht. Die Kontrolle ist schwierig. Schließlich wird den Beschäftigten der Zugang gestattet.

Doch größere Schwierigkeiten haben die Streikposten teilweise mit ihren eigenen Kommilitoninnen und Kommilitonen. "Mir wurden schon Prügel angedroht", erzählt Physikstudentin Michaela Heinrich, die eisern eine Tür am Haupteingang bewacht. "Doch letztlich haben wir ehrenwerte Gründe, hier zu stehen, und zwar für alle Studierenden. Da tut es schon weh, wenn man hört: ,Der Streik ist mir scheißegal, ich muss meine Klausur schreiben.' Die mangelnde Solidarität und der Egoismus einiger Studierender ist abstoßend. Man kann schließlich nur eins: entweder studieren oder aktiv den Protest organisieren."

Ängstlich sind auch zwei angehende Architekturstudentinnen, die sich immatrikulieren wollen und die das nur noch heute tun können, obwohl sie die Beweggründe ihrer zukünftigen Kommilitoninnen und Kommilitonen verstehen können. Auch sie bitten nachdrücklich um Einlass. Umsonst. "Wir können nur hoffen, dass die Verwaltung uns die Frist verlängert." Sie werden wohl nicht vergeblich hoffen.

Am späten Abend richten sich die Studierenden mit Schlafsäcken und Kaffeebechern im Foyer ein. Schließlich muss man eine Weile durchhalten. Morgen wird ein langer Tag.

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