Grenzenlos: zwei Nationen - eine Promenade

TU-Studierende der Landschaftsplanung wollen auf Usedom Uferwanderung von Deutschland nach Polen ermöglichen

Die alte Uferpromenade zwischen Ahlbeck und Swinemünde wird derzeit von unansehnlichen Grenzanlagen unterbrochen. Das soll anders werden

Eine sanfte Brise trägt dem Erholung suchenden Wanderer die kleinen, weißen Schaumkrönchen der Ostseewellen vor die Füße, kilometerweit promeniert er auf der Usedomer Strandpromenade von Ahlbeck bis nach Swinemünde und genießt ungehindert die einzigartige Naturlandschaft der Insel am nordöstlichen Rand der Republik: Leider noch eine Vision, ein Teil der Insel liegt heute in Polen. Von der ehemals durchgehenden Uferpromenade zum eigentlichen Kaiserbad Swinemünde sind nur noch Reste vorhanden. Ein Grenzzaun, Schilder und militärische Hinterlassenschaften aus dem letzen Krieg holen mitten auf der alten Uferpromenade den Träumer unsanft in die politische Realität zurück, denn hier beginnt das Nachbarland, ein grenzüberschreitender Natur- und Küstenschutz fand bislang nur in Ansätzen statt.

Doch auch der frisch gewählte polnische Stadtpräsident Zmurkiewicz von Swinousjscie (Swinemünde) träumte von einer durchgehenden Uferpromenade. Eine Herausforderung für angehende Landschaftsplaner, fand der Berliner TU-Professor Peter-Diedrich Hansen und organisierte in seinem Fachgebiet Ökotoxikologie am Institut für Ökologie der TU Berlin ein Hauptstudienprojekt, das sich diese Uferpromenade vornahm. Mit überraschendem Erfolg.

Beim "Koordinierungsbüro für Strukturentwicklung Usedom-Wollin" wurden die zwölf angehenden Landschaftsplaner und ihr Professor mit offenen Armen aufgenommen. Der Leiter des Büros, Wolfgang Abraham, und Dirk Weichbrodt vom Naturpark Insel Usedom unterstützten die Gruppe nach Kräften bei ihren Untersuchungen, wollen sie doch die Ergebnisse der Untersuchungen und die Skizzen als Grundlage für spätere Fördermittelanträge zur Gestaltung der Promenade nehmen. So konnten die Studierenden Boden- und Wasserproben aus dem Küstenstreifen entnehmen, die Promenade auch auf polnischer Seite ausgiebig begehen sowie Fachgespräche mit den Behörden und Verantwortlichen der Baubehörde in Swinemünde führen.

"Die Mitarbeit auf polnischer Seite ist sehr konstruktiv und kreativ", freut sich Peter-Diedrich Hansen. Seine Studierenden haben mittlerweile sowohl eine 60-seitige Analyse des derzeitigen Zustandes vorgelegt als auch bereits ihre Ideen zur zukünftigen Gestaltung skizziert. Die Analyse macht Aussagen über Naturschutz und Tourismus beiderseits der Grenze, bezieht regionale und örtliche Leitbilder als Planungsgrundsätze mit ein und stellt vergleichende Programme und Projekte in Polen vor. Die Ideen umfassen außer Küstenschutz und Küstenmanagement auch ein Verkehrsentwicklungskonzept. Im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung und der geplanten Grenzöffnung im Mai 2004 ist eine gemeinsame weitere Entwicklung des Tourismus beider Länder angedacht. Ende Februar werden die Ideen und Vorschläge mit den regionalen Vertretern ausführlich diskutiert. Den Bewohnern der Region hatte Wolfgang Abraham bereits im Dezember im Usedom-Teil der "Ostseezeitung" verkündet: "Ich bin froh, dass dieser fruchtbare Kontakt mit der Berliner Universität zustande gekommen ist!"

Patricia Pätzold


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