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Nr. 7-9, Juli 2003
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Schulassistenten - ein neuer Weg zur Schulreform?

Neu geplanter Beruf ist kein "Billiglehrer"

Viele Aufgaben warten in der Schule auf pädagogische Betreuer - könnten Schulassistenten helfen?

Die Europäisierung der Hochschulbildung wird in wenigen Jahren, trotz mancher Fragen im Detail etwa bei Architekten und Naturwissenschaftlern, zur Umstellung aller Diplom- und Magisterstudiengänge auf Bachelor- und Master-Abschlüsse führen. Dieser so genannte "Bologna-Prozess", benannt nach dem Ort der entsprechenden EU-Vereinbarung, wird grundsätzlich auch für Berufe gelten, für die bislang Staatsexamina Voraussetzung waren - also auch für Lehrerinnen und Lehrer.

 
  Ulf Preuss-Lausitz

Berlin hat diesen Weg eingeschlagen: Zum Wintersemester 2004/05 soll die Lehrerbildung gesetzlich auf das in Modulen zu studierende BA/MA-Studium umgestellt werden. Nach den Eckwerten der SPD/PDS-Planung gilt: Selbstständig unterrichten darf nur, wer einen Master hat. Die Professionsorientierung gilt von Anfang an, also schon im BA-Studium. Der BA kann nach drei Jahren abgeschlossen werden, der Master nach zwei Jahren, das Referendariat wird auf ein Jahr verkürzt. Das MA-Studium ist Teil der (kostenlosen) Erstausbildung.

Nach dem Willen von "Bologna" soll auch der BA in eine berufliche Perspektive münden. Wenn es nicht das selbstständige Lehramt ist, was dann? Hier schlagen SPD und PDS ein neues Berufsfeld vor: den "Schulassistenten". Das gibt es in einigen anderen Staaten, etwa in Skandinavien: Schulassistenten könnten in der erweiterten Halbtagsschule und in den Ganztagsschulen die Betreuung übernehmen, bei der Hausaufgabenbetreuung helfen, Arbeitsgemeinschaften durchführen, als Ombudsmann (oder -frau) dienen, die Pflege von Facheinrichtungen (Chemie, Physik, Biologie, Geografie, Musik- und Kunstraum) betreiben, bei der Integration von Sinnes- und Körperbehinderten betreuende und helfende Aufgaben wahrnehmen - kurzum alles, was in einer modernen Schule an Aufgaben anfällt, die nicht selbstständiger Unterricht sind. Der Schulassistent könnte darüber hinaus die dringend zu verbessernde Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe verantworten und innerschulisch bei Maßnahmen zur Gewaltprävention oder anderen Programmen mitwirken. Lehrer wären in vielem entlastet. Schulassistenten könnten Teil einer modernisierten, ganztägig offenen Schule werden. Schulassistenten erscheinen so als die Quadratur des Kreises: Denn sie haben einerseits ja schon Schulfächer und Pädagogik studiert, verstehen also etwas von Unterricht und Erziehung, und sind andererseits zu Recht noch nicht allein im Unterricht verantwortlich. Sie können innerhalb von drei Jahren entscheiden, ob sie noch den Master draufsatteln oder Schulassistenten bleiben wollen.

Die guten Erfahrungen, die andernorts mit Schulassistenten gemacht wurden, sollten Berlin ermutigen, diesen Weg einzuschlagen. Die Sorge, damit entstünde ein "Billiglehrer", ist unberechtigt, wenn - wie vorgesehen - klar geregelt wird, dass Schulassistenten keinen selbstständigen Unterricht durchführen. Ich plädiere dafür, dass die TU das Konzept der Schulassistenten als BA-Abschluss auf dem Weg zum MA-Lehrer unterstützt und an der curricularen Ausgestaltung mitwirkt.

Prof. Dr. Ulf Preuss-Lausitz

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