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Nr. 5, Mai 2003
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Der Blick in das "Herz" von Eiweißen

Neu berufen: Professor Peter Hildebrandt erforscht die molekulare Funktionsweise von Proteinen

"Wir versuchen die Funktion, Struktur und Dynamik der Enzyme unter möglichst naturnahen Bedingungen zu untersuchen."

Peter Hildebrandt

Proteine als Bausteine in der Nanotechnologie sind noch Zukunftsmusik. Aber die Grundlagenforschungen von Professor Peter Hildebrandt könnten vielleicht einmal einen Beitrag dazu liefern. Peter Hildebrandt arbeitet seit dem Wintersemester 2002/03 am Fachgebiet Physikalische Chemie und Biophysikalische Chemie an der TU Berlin. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung von Proteinen, Eiweißen, und ihrer molekularen Funktionsweise in biologischen Prozessen.

Proteine haben in Pflanzen- und Körperzellen wichtige Aufgaben. Sie kontrollieren zum Beispiel das Wachstum oder transportieren Elektronen und Moleküle, wie den Sauerstoff. Ein Schwerpunkt der Arbeit von Peter Hildebrandt an der TU Berlin wird die Forschung über die Funktionsweise bestimmter Enzyme auf molekularer Ebene in der Atmungskette von Organismen sein. Enzyme sind eine Form von Proteinen. "Wir versuchen die Funktion, Struktur und Dynamik der Enzyme unter möglichst naturnahen Bedingungen zu untersuchen", erklärt Peter Hildebrandt. Mittels der Resonanz-Raman-Spektroskopie kann er in das "Herz" eines Enzyms hineinschauen: Selektiv lassen sich die molekularen Schwingungen des aktiven Zentrums messen und daraus Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Enzyms ziehen. "Wir haben dafür eine Methode entwickelt, die Struktur und Dynamik der Proteine an biokompatiblen Oberflächen zu untersuchen."

Die Forschungen des Arbeitskreises von Peter Hildebrandt können auch für die biotechnologische Nutzung von Enzymen von Bedeutung sein, etwa für die Gewinnung neuer Wirkstoffe oder um Enzyme in kleinsten Einheiten für das Schalten von Strom einzusetzen. Ein zentrales Problem ist dabei bisher, die Enzyme dauerhaft im intakten und aktiven Zustand auf einem festen Träger zu fixieren. Die Forschungsarbeiten können einen Beitrag zur Lösung dieser Aufgabe leisten.

"An Berlin reizt mich das interessante Forschungsumfeld und die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch innerhalb der TU", erzählt Peter Hildebrandt. Der Wissenschaftler kam von der Universidade Nova in Lissabon an die Spree. Dort war er seit 2001 Professor am Instituto de Tecnologia Química e Biológica. Bevor er allerdings vom Max-Planck-Institut für Strahlenchemie in Mühlheim an der Ruhr in den Süden Europas wechseln konnte, bekam er die Widersprüchlichkeiten europäischer Bildungspolitik zu spüren. Weil Deutsche und Portugiesen ihre Habilitation wechselseitig nicht anerkennen, musste er in Portugal diesen akademischen Grad ein weiteres Mal erwerben. Seine erste Habilitation war bereits 1992 mit dem "Venia Legendi" für das Fach Physikalische Chemie am Fachbereich Chemie der Universität GHS Essen ausgezeichnet worden.

An der TU Berlin werden mit seiner Berufung wieder Vorlesungen aus dem Bereich der Biophysikalischen Chemie angeboten werden. Zudem wird er in Physikalischer Chemie lehren.

Heike Krohn

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