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Nr. 11, November 2003
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Das Maulwurf-Prinzip

Online-Journale unterlaufen die Macht der Wissenschaftsverlage

Gedruckt oder virtuell? Online-Publikationen kämpfen um Anerkennung in der Wissenschaft

Am 22. Oktober 2003 wurde in der Hauptstadt die "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" (Open Access) unterzeichnet, eine Art Willensbekundung deutscher Wissenschaftsorganisationen, Forschungsergebnisse jedem frei zugänglich zu machen. Das Internet soll der Ort sein, wo wissenschaftliche Kommunikation und Publikation revolutioniert werden. Aber auch Bibliotheken und Archive sollen digital zugänglich sein.

Die Vorteile des Online-Publishing in frei zugänglichen Online-Journalen liegen auf der Hand: Der behäbige Prozess herkömmlicher Veröffentlichungspraxis wird rasant verkürzt, die Ergebnisse, weil kostenlos, sind mit einem Klick weltweit und sofort zugänglich, teure Abonnements für gedruckte Zeitschriften entfallen, und das Ärgernis, dass Wissenschaftler für den Download eines eigenen Artikels im Netz zu zahlen haben, hätte ein Ende.

Der Entwicklungspsychologe Dr. Günter Mey von der TU Berlin ist einer der Gründer des seit 1999 existierenden Online-Journals "Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research" (FQS), einem Projekt, das sich dem Gedanken des Open Access verpflichtet fühlte und direkt mit der Budapest Open Access Initiative verbunden ist. FQS als DFG-gefördertes und an der FU Berlin angesiedeltes Projekt, das unter anderem mit dem Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin kooperiert, ist mittlerweile die weltweit führende Online-Zeitschrift für qualitative Sozialwissenschaften. FQS wird als internationales Forum in Deutsch, Englisch und Spanisch angeboten, ist interdisziplinär ausgerichtet und erfüllt damit Forderungen an die Wissenschaft, die sich, so Mey, mit dem Internet als Kommunikationsort schneller umsetzen lassen.

Für Mey ist nicht nur die Schnelligkeit und globale Verfügbarkeit des Wissens Grund, als Herausgeber von FQS zu arbeiten, ihn reizt vor allem, dass per Internet unmittelbar Ergebnisse diskutiert und interpretiert werden können, und sich die Autoren "dem Urteil der Kollegen direkt stellen".

Damit das Internet als Publikationsort überhaupt akzeptiert wird, ist es notwendig, so Mey weiter, dass jeder Text, der in FQS veröffentlich wird, einem qualitätssichernden Begutachtungsprozess, dem Peer-Review-Verfahren, ausgesetzt wird, wie es bei naturwissenschaftlichen Veröffentlichungen üblich ist. Zwei unabhängige Gutachter beurteilen die Arbeit. Diese kennen den Verfasser nicht, der Autor wiederum kennt die Gutachter nicht. Dieses unbedingte Bekenntnis des FQS-Teams zu höchster wissenschaftlicher Qualität hat dazu geführt, dass die Online-Zeitschrift weltweit anerkannt ist, und sich nicht mehr mit jenem "Schmuddel-Image" herumplagen muss, das Internet-Publikationen anhaftet - "junk science", unseriös und bestenfalls drittklassig zu sein.

Sybille Nitsche

www.qualitative-research.net/fqs

 

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