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Nr. 1, Januar 2004
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Credit Points statt Studiengebühren?

Wissenschaftssenator Flierl stößt mit seinem Studienkontenmodell auf Kritik

Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS)

An den 17 Hochschulen Berlins gab es im Wintersemester 2002/3 fast 22000 Studierende ab dem 16. Hochschulsemester und rund 12500 mit 20 oder mehr Semestern. Das ist weit mehr als die doppelte Regelstudienzeit. Das ist unbefriedigend, teuer und bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Schon seit dem Sommer 2003 laboriert daher Wissenschaftssenator Thomas Flierl an einem Studienkontenmodell, das er als politische Alternative zu Studiengebühren und als Instrument gewertet wissen möchte, mit dem Studierende auf die Hochschulpolitik Einfluss nehmen können. Anfang Dezember lüftete er nun das Geheimnis und stellte sein Modell, basierend auf einem Gutachten des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS), den Hochschulen vor. Auf große Begeisterung stieß er nicht.

360 Credit Points sollen Studierende am Anfang ihres Fachstudiums erhalten. Zum Erreichen der Bachelor-Urkunde - das Modell orientiert sich an den neuen Abschlüssen - verbrauchten sich 180 Credit Points, für einen Master-Abschluss würden weitere 120 Points benötigt. Die Points werden jeweils abgebucht, verschiedene Studienverläufe könnten damit berücksichtigt werden, da sich die Abbuchung nach der Nachfrage richtet. Sind die Credit Points aufgebraucht, müsse man allerdings nachkaufen, wenn man weitere Veranstaltungen besuchen möchte. Sind noch welche übrig, können diese für kostenlose Weiterbildung genutzt werden. "Das Modell vermeidet soziale Verzerrungen und ermöglicht eine individuelle Studien- und Lebensplanung", findet Senator Flierl. Für hochschulpolitisches Engagement soll es auch noch Bonus-Points geben. Gleichzeitig erhofft sich der Senator auch eine effizientere Budgetausnutzung der Hochschulen. Die Mittel sollen den Hochschulen nämlich entsprechend der Nachfrage nach bestimmten Studiengängen und Veranstaltungen zugewiesen werden.

Doch der Wind bläst dem ohnehin schon von Studierendenprotesten und den Querelen um den Posten des Wissenschaftsstaatssekretärs gebeutelten Senator von vorne ins Gesicht.

"Dieses Modell ist untauglich, die Situation zu verbessern", sagt die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus. Ein Globalbudget für die Hochschulen könne es damit nicht mehr geben, also stünden auch die Hochschulverträge wieder zur Diskussion. Selbst der Wissenschaftsexperte der PDS, Benjamin Hoff, lehnt den Vorschlag seines Senators ab.

Die Hochschulen selbst fürchten um Studienangebote, die zwar gesellschaftlich gewünscht, aber momentan nicht nachgefragt sind, wie es beispielsweise einige Jahre bei der Informatik der Fall war. Diese würden bei der Orientierung an der Nachfrage über kurz oder lang nicht mehr finanziert und wegfallen. Auch für die Kunsthochschulen sei der Effizienzbegriff geradezu absurd. Die Studierenden kämen um Gebühren für ein grundständiges Studium nur herum, wenn es ohne Umweg oder Ergänzung stattfindet. Mithin könne sogar der Hochschulstandort ernsthaft gefährdet werden. Das Thema ist noch lange nicht ausdiskutiert. Die PDS will Flierls Studienkonten auf ihrem Landesparteitag im Februar 2004 zum Thema machen.

Patricia Pätzold

Mehr Studierende für Studiengebühren?

Über die Hälfte der Studierenden würde Studiengebühren von rund 500 Euro pro Semester unter bestimmten Bedingungen akzeptieren. Das behaupten der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) aufgrund einer Studie, die in ihrem Auftrag vom Marktforschungsinstitut "forsa" durchgeführt und veröffentlicht wurde. Das Geld müsste allerdings den Hochschulen direkt zugute kommen und außerdem erst nach Beendigung des Studiums und Einstieg ins Berufsleben zahlbar sein. Abgefragt wurde allerdings nur die Zustimmung zu verschiedenen Varianten von Studiengebühren. Der Studentendachverband fzs warf dem CHE daraufhin Betrug vor. Der Stifterverband nahm die Studie zum Anlass, die Abschaffung des erst im letzten Jahr eingeführten bundesweiten Verbots für Studiengebühren zu fordern.

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