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Nr. 1, Januar 2004
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WiMis auf halben Stellen arbeiten doppelt so viel

Wortmeldung aus der Mittelbauinitiative zum neuen Tarifvertrag

Der Kuratoriumsbeschluss vom 19.12., der den Änderungs- und Ergänzungsverträgen zu den geltenden Hochschulverträgen nicht zustimmte, ist ein Erfolg der Studierendenstreiks und ein politisches Zeichen. Die konzeptionslose Kürzungspolitik des Senats stößt auf zunehmende Kritik. Welchen Sinn haben Mittelkürzungen, die die Krise der Stadt weiter verschärfen? Das Saarland und Bremen erstritten sich in Haushaltsnotlagen, gerade wegen ihrer Investitionen in die Bildung, Sonderzuwendungen des Bundes. In Berlin würden die geplanten Kürzungen die Hochschulen weiter zerstören. In den letzten zehn Jahren wurde allein an der TU Berlin ein Drittel der Stellen gestrichen. Die Studierendenzahlen jedoch veränderten sich wenig.

Für die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet diese Entwicklung eine stetige Verschlechterung der Promotions-, Lehr- und Forschungsbedingungen. Auch die wichtige und zu großen Teilen auf den WMs lastende Drittmittel-Einwerbung leidet stark darunter. Nach einer Studie zur Arbeitssituation der TUB-WMs haben diese Beschäftigten im Mittel eine um 30 Prozent längere wöchentliche Arbeitszeit. WMs auf halben Stellen arbeiten im Schnitt sogar doppelt so viel! Diese unbezahlte Mehrarbeit wird meist nicht für die Promotion genutzt, die laut Arbeitsvertrag Teil der Arbeitszeit (ein Drittel) ist. Vielmehr werden administrative Aufgaben übernommen, die aufgrund der fehlenden Besetzung im Verwaltungsbereich auf die WMs geschoben werden. Die Hälfte der WMs schafft deshalb die Promotion an der TU Berlin nicht. Ein Armutszeugnis für die Uni und gefährlich für die WMs, da diese nach dem neuen Hochschulrahmengesetz innerhalb von sechs Jahren promovieren müssen.

Als Reaktion auf die erschreckenden Ergebnisse der Studie hat die Vizepräsidentin Ulrike Strate die Fakultäten zu Entlastungsmaßnahmen aufgefordert: bessere Information der Promovierenden, Anreizsystem, um Abschlussquote zu erhöhen, Berichtswesen zur Situation der WMs, Kontrolle der Lehrverpflichtungsstunden oder mehr Weiterbildungsangebote für Lehrende. Eine dauerhafte Umsetzung bleibt abzuwarten. Vor allem müssen die WMs von vertragswidrigen administrativen Aufgaben entlastet werden.

Bei dieser Arbeitssituation ist der Tarifvertrag zynisch. Die Laufzeit von sieben Jahren ist absurd lang. Die Beschäftigungssicherung soll das versüßen, wirkt aber nur für unbefristet Angestellte. Die Einkommenseinbußen von durchschnittlich zehn Prozent (für WMs zwölf Prozent) können durch die Inflation weiter ansteigen. Der Freizeitausgleich (24 zusätzliche freie Tage bei IIa-Stellen) ist ein Hohn bei den jetzt schon angestauten Überstunden und verfallenden Urlaubstagen. Wie soll die nicht weniger werdende Arbeit mit weniger Mitarbeitern, die weniger Arbeitszeit haben, erledigt werden? Eine weitere Arbeitsverdichtung bei verstärkter Frustrierung der Beschäftigten und Arbeitsausfälle sind die Folge.

Die Annahme des Tarifvertrages ist zu kritisieren. Nach der Ablehnung der Änderungen in den Hochschulverträgen gibt es auch keine finanzielle Begründung, sondern es werden so weitere Kürzungs-Begehrlichkeiten beim Senat geweckt. Der an den Präsidenten gestellte Auftrag zu Nachverhandlungen sollte von uns allen kritisch begleitet werden. Dazu ruft die Mittelbauini zu einer VV der WMs am 20.1., 18 Uhr, im Raum P-N 201 auf.

Dipl.-Ing. Wulf-Holger Arndt,
Mittelbauinitiative TU Berlin

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