7-9/04
Juli 2004
 
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Vaterschaftstest für die Waschmaschine

Logistik entwickelt Verfahren zur Wiedererkennung von Produkten

Produktverantwortung für Altgeräte - ein Thema, das bald alle Hersteller von elektrischen und elektronischen Produkten betreffen wird. Denn zurzeit wird eine europäische Richtlinie, die WEEE-Direktive, in deutsches Recht umgesetzt. Für die Entsorgungskosten hat nicht mehr der letzte Besitzer, sondern der Hersteller eines Produkts aufzukommen. Am Bereich Logistik der TU Berlin wird daher unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten intensiv an einer praktikablen Umsetzung der Identifikation von Elektroaltgeräten gearbeitet - dabei steht die Automatisierung der Prozesse im Vordergrund.

Der "Vaterschaftstest für die Waschmaschine" ist das Motto, unter dem sich das Forschungsteam des Bereichs Logistik um Dr.-Ing. Christian Butz und Dipl.-Ing. Christian Schneiders während der Langen Nacht der Wissenschaften im Juni vorstellte. Jedes einzelne Produkt soll individuell und automatisiert zu erkennen sein, um eine aufwands- und herstellergerechte Identifikation zu ermöglichen. Dazu wird untersucht, inwieweit sich so genannte "Smart Labels" unter den Umgebungsbedingungen von Elektroaltgeräten eignen, um Elektroaltgeräte zu kennzeichnen und auch noch nach Jahren Lebensdauer sicher identifizieren zu können.

In Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsunternehmen BRAL, einem Tochterunternehmen der ALBA AG und der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR), werden die Erkennungsraten von Elektroaltgeräten, die mit Smart Labels ausgestattet sind, in Erkennungsschleusen ermittelt. "Die ersten Ergebnisse stimmen sehr zuversichtlich", so Christian Schneiders. "Die größten Hindernisse sind bei Produkten mit Metallgehäusen zu überwinden. Diese schirmen die Funkwellen ab, sodass keine Informationen mehr übertragen werden können. Wird die Anbringung von Smart Labels jedoch bei der Entwicklung berücksichtigt, so dürfte die Aufgabe zu lösen sein."

Mit der RFID-Technologie sind jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Risiken verbunden. "Ein Smart Label ist mit einer produktindividuellen Nummer ausgestattet", erläutert Karsten Oltersdorf, "sodass dadurch Rückschlüsse auf den Verbraucher möglich sind. Der Konsument wird somit ein weiteres Stück durchsichtiger. Daher wird an einem "Digital Rights Management" geforscht, das die Möglichkeiten des vom Verbraucher ungewollten Informationsaustausches einschränkt." Oltersdorf ist ein Student des internationalen Teams von Studierenden aus Deutschland, China, Vietnam, Laos und Russland, das gemeinsam an diesem Forschungsprojekt arbeitet. "Das Verfassen einer Diplomarbeit in einem Forschungsprojekt ist zwar sehr arbeitsaufwändig, aber durch die guten Studienbedingungen und die intensive Betreuung lernt man auch sehr viel. Besonders das Arbeiten in einem internationalen Team ist eine interessante Erfahrung", meint Thu Hang Huynh, Studentin aus Vietnam.

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Smart Labels sind im Prinzip kleine Chips, die zusammen mit einer Antenne unter eine Folie geklebt werden und somit nicht größer sind als ein handelsübliches Klebeetikett. Die dahinter stehende Innovation heißt Radio Frequency Identification Technology (RFID). Einflussreicher Treiber dieser Technologie ist zurzeit der Handel, der in öffentlichkeitswirksamen Future Stores die Möglichkeiten dieser Technologie vorführt. Erst durch den massenhaften Einsatz der Smart Labels im Handel kann der Preis von heute 50 Cent auf zukünftig 5 Cent fallen, schätzen Logistik-Experten.
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