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Juni 2004
 
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Tanken für den Uni-Alltag

Das "Queer-Referat" der TU Berlin stellt sich vor

Ulf Münstermann und Nancy Otte vom "Queer-Referat" in den Räumen in der Villa BEL

"Wir möchten den Leuten einen Ort bieten, an dem sie sich in dem unüberschaubaren Unibetrieb nicht verloren fühlen, an dem sie sich austauschen können, wo sie Hilfe finden und sich auch einbringen können", umreißt Referentin Nancy Otte das Anliegen des Queer-Referats des AStA. Früher hieß es etwas umständlich "Referat für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle", doch: "Uns fiel auf, auch wenn man den Namen immer mehr erweitert, grenzt man Leute unabsichtlich aus." Und so kamen sie auf das englische "queer", das alles einschließt.

Oben im dritten Stock der "Villa Bel", der AStA-Villa im Garten hinter dem Mathegebäude, hat das Queer-Referat zwei kleine Räume für sich eingerichtet: eine gemütliche Sitzecke, drei Bistrotischchen und Stühle, eine kleine Küche, einen weiteren Raum zum Arbeiten, Treffen und Diskutieren und eine Leseecke mit den, so Ulf Münstermann, wichtigsten Publikationen zum Thema Queer. Er war früher Referent im Queer-Referat und ist heute einer der Aktiven, Mitorganisator von Filmabenden, dem schon traditionellen Semesterfrühstück, gemeinsamen Fahrten wie zum Beispiel zu einer Ausstellung ins KZ Sachsenhausen.

Das Queer-Referat ist eines von drei so genannten autonomen Referaten im AStA, die sich, zum Schutz vor einer Übervorteilung von Minderheiten, einmal jährlich in Vollversammlungen selbst wählen. Die Referenten und Referentinnen werden dann nur vom Studierendenparlament bestätigt. Weitere autonome Referate sind das Frauen- und das "AusländerInnenreferat".

"Obwohl die Umwelt toleranter geworden ist, erlebt man Diskriminierungen leider überall", erklärt Ulf Münstermann. "Insbesondere Austauschstudierende und Neu-Berliner kommen zu uns. Oft outen sie sich zwar in ihren Freundeskreisen, leben im Unialltag aber doch lieber unentdeckt." Es sei auch ein bisschen das Klima an der Technischen Universität, meint Nancy. Es gibt immer noch einen viel höheren Männeranteil unter den Studierenden, denn hier werde in einer immer noch weit verbreiteten Gedankenwelt vor allem der Nachwuchs für "Männerberufe" ausgebildet. Im Queer-Referat können die Betroffenen auftanken für den Uni-Alltag. Dafür gibt es diverse Angebote, die aus einem kleinen AStA-Topf finanziert werden oder, wie im Falle von gemeinsamen Fahrten, gegen einen kleinen Obolus organisiert werden. Das vorhandene Geld geht vor allem für den Druck von Plakaten und die Durchführung von Aktionen drauf sowie für Literatur und Zeitschriften.

Einmal im Jahr, am 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, gibt es einen Info-Stand und eine Sammelaktion des Queer-Referats in der Mensa an der Hardenbergstraße. Ein anderes großes Ereignis ist der jährliche Christopher-Street-Day (CSD), dieses Jahr am 26. Juni. An diesem Tag - das haben die Aktiven schon vor drei Jahren erreicht - wird auch vor der TU Berlin wieder die Regenbogenflagge wehen, internationales Signum der homosexuellen Bewegung. An besondere Aktionen ist allerdings nicht gedacht. "Der CSD ist leider inzwischen viel zu kommerzialisiert und hat seinen Demonstrationscharakter verloren", bedauern Nancy und Ulf. Er komme außerdem sehr aufdringlich und schrill daher. "Das macht zwar Spaß, täuscht aber über die auch an der Uni noch alltäglich stattfindende Diskriminierung hinweg."

Patricia Pätzold

Tel.: 314-2 77 01
info@queerTU.de
www.QueerTU.de

 

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