5/04
Mai 2004
Sonderbeilage Lange Nacht der Wissen-
schaften 2004 als pdf-Datei
(1,2 MB)
TU intern
5/2004 als
pdf-Datei
(1,2 MB)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Lange Nacht der
Wissenschaften
2004
Lehre & Studium
Forschung
Internationales
Menschen
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Crivitz auf dem Mars

Wer noch Vorschläge für Namen auf dem Roten Planeten machen will, muss sich beeilen

Tiefe Täler, schroffe Berge, Hochplateaus, große und kleine Krater auf dem Mars warten darauf, benannt zu werden

Crivitz liegt in Mecklenburg. Und außer dieser, vor allem den Einwohnern bekannten, Kleinstadt gibt es auf der Welt nur einen weiteren Ort mit gleichem Namen - in Wisconsin (USA). Crivitz also genau zweimal im ganzen Universum? Falsch! Denn seit kurzem gibt es auf dem Mars einen Krater namens Crivitz, benannt nach dem Vorschlag des in Crivitz geborenen TU-Wissenschaftlers Stephan Gehrke. Er arbeitet im Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik unter Leitung von Professor Dr.-Ing. Jörg Albertz an der automatisierten Erstellung von Karten des Roten Planeten.

Das Institut nutzt dafür die Bilddaten der hochauflösenden Stereokamera, die mit der europäischen Raumsonde "Mars Express" seit Anfang des Jahres gestochen scharfe Bilder des Nachbarplaneten liefert (siehe TU intern 2-3 2004). "Unser Nachbarplanet ist mit einem mittleren Durchmesser von 6780 Kilometern etwa halb so groß wie die Erde", erklärt Stephan Gehrke. "Einzelne Regionen auf dem Mars wurden schon früher aufgrund von Teleskopbeobachtungen unterschieden. Seit Beginn der Raumfahrt konnten jedoch Planeten und Monde aus der Nähe betrachtet werden. Und damit stieg auch der Bedarf an Namen für die große Zahl an Neuentdeckungen. Theoretisch kann jeder Vorschläge für die Benennung von Kratern, Tälern oder Ebenen machen."

Doch es gibt einiges zu beachten, was auch Stephan Gehrke feststellen musste, als er im Rahmen seiner Tätigkeit das United States Geological Survey (USGS) in Flagstaff/Arizona besuchte, eine Institution, die über langjährige Erfahrungen in der Planetenforschung und der planetaren Kartografie verfügt. Dort wird auch die Datenbank der planetaren Nomenklatur verwaltet.

Jeder Name darf nur einmal vergeben werden, also auch nicht auf anderen Planeten vorkommen. Große Täler spiegeln das Wort "Mars" in verschiedenen Sprachen wider, zum Beispiel das "Ma'adim Vallis", kleinere werden nach irdischen Flüssen benannt, zum Beispiel das "Nicer Vallis" nach dem Neckar. Bei Kratern heißen die größeren nach Schriftstellern oder Marsforschern wie Alexej Tolstoj, Galilaei, Kepler oder Schiaparelli, der mit 471 Kilometern Durchmesser größte Marskrater. Kleinere Krater werden nach Städten und Gemeinden mit weniger als 100 000 Einwohnern bezeichnet. Bislang sind zehn deutsche Städte Namenspaten, darunter Bamberg, Dessau und Hamelin (Hameln). 1500 Oberflächenformen sind bisher benannt, davon über 850 Krater.

Crivitz ist ein Krater mit 6,1 Kilometer Durchmesser, der bei 14,72° südlicher Breite und 185,33° westlicher Länge auf dem Mars liegt, im westlichen Teil des größeren Kraters Gusev. In diesem Krater - und darauf waren die Crivitzer dann besonders stolz - landete etwa zeitgleich der amerikanische Marsrover "Spirit". Von der Region gibt es also die besten Mars-Bilder der Welt ...

Patricia Pätzold

www.fpk.tu-berlin.de/forschung/mex
http://planetarynames.wr.usgs.gov

 

© TU-Pressestelle 5/2004 | TU intern | Impressum | Leserbriefe