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Oktober 2004
 
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Wissen, Raum und Macht

Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Kartografie in der Frühen Neuzeit am Frankreichzentrum

Die "Carte géographique de la Nouvelle Franse/faictte par le Sieur de Champlain ..." wurde 1612 in Paris angefertigt
(Bild anklicken für größere Darstellung)

Die Kartografie, auf den ersten Blick eine mathematisch-objektive Wissenschaft, spielte in der Zeit nach 1800 für die Durchsetzung und Legitimierung der Nation in Frankreich und Deutschland eine wesentliche Rolle. Schon in der Frühen Neuzeit ist in der Kartografie ein internationales Beeinflussungsverhältnis - zwischen Frankreich und Kanada als "la Nouvelle France" - erkennbar. Hier stellen sich Fragen nach dem kartografisch gefassten Verhältnis von Metropole und Peripherie, den imaginären Entwürfen vom Norden und dem Transfer von kartografischem Wissen zwischen Kulturen und Staaten.

Diesen Fragen geht ein interdisziplinäres Forschungsprojekt am Frankreichzentrum der TU Berlin nach: "Der Raum der Karten. Kartografie - Wissenschaft, Politik und Macht. Frankreich und der frankophone Raum, 16.-20. Jahrhundert". Die Teilprojekte werden geleitet von dem Kulturwissenschaftler Dr. Jörg Seifarth und dem Historiker Dr. Bernhard Struck.

Mit den Forschungsprojekten soll eine über Drittmittel finanzierte Forscher- und Nachwuchsgruppe an das Frankreich-Zentrum gebunden werden. Historisch-geografische und kulturwissenschaftliche Dissertationsprojekte, auch von französischen Doktoranden, sollen einbezogen werden. Der thematische Bogen spannt sich dabei vom französischen Kolonialismus über den frankophonen Raum in Afrika bis zu einer europäisch vergleichenden Perspektive unter Einbezug Ostmitteleuropas.

Das Projekt "Der Raum der Karten" greift die kritische Diskussion zum Verhältnis von Raum und Zeit sowie aktuelle Fragen bezüglich einer "Wiederkehr des Raumes" auf. Im Vordergrund steht der Zusammenhang von Wissen (Karten und Kartografie), Raum (Territorium, Landschaft) und Macht (Nation, Politik), thematisch und geografisch ausgehend von Frankreich zwischen dem 16. und dem frühen 20. Jahrhundert. Darunter wird mehr als nur die uns vertraute Staatsnation verstanden. Auch die französische Kolonialgeschichte wird integriert. Die Teilprojekte ergänzen sich zu einem interdisziplinären und epochenübergreifend-geografischen Vergleich. Sie fragen für die Geschichte der Kartografie seit der Frühen Neuzeit unter anderem nach der Ausdifferenzierung von Kunst und Wissenschaft. Die Kartografie der Frühen Neuzeit kann nur gelesen werden, wenn von einem eng national gefassten Rahmen abgesehen wird. Mit der Frage nach Karten und deren historischer Bedeutung hinsichtlich der realen wie imaginären Konstruktion "Frankreichs" in der Neuzeit greift das Projekt aktuelle Entwicklungen in der Kultur- und Geschichtswissenschaft auf.

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Weitere Aktivitäten des Frankreichzentrums

Am interdisziplinären Frankreichzentrum der TU Berlin der Fakultät I, Geisteswissenschaften, wird auf den Gebieten Geschichte, Literatur und Philosophie geforscht und gelehrt. Ab diesem Wintersemester ist ein neuer Schwerpunkt mit Workshops, Vorträgen und Lehrveranstaltungen geplant: "Globalisierung der Kulturen - Kulturen der Globalisierung. Das Beispiel Frankreich". Ein weiteres Forschungsprojekt zu den napoleonischen Kriegen wird vorbereitet.

Im Kontext von Konstruktion und Repräsentation des Raumes steht die Sektion "Grenzen: Wahrnehmung, Konstruktion, Historizität", mit der das Zentrum im September 2004 auf dem Historikertag in Kiel vertreten war. Perspektivisch erweitert werden Forschung und Lehre am Frankreichzentrum mit einer jedes Semester wechselnden, vom DAAD und der französischen Botschaft gemeinsam finanzierten Gastprofessur. Im kommenden Wintersemester wird Dr. Thomas Serrier, Université Paris VIII, an der TU Berlin lehren und forschen.

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