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Dezember 2005
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Vom Lochband-Programm zum modernen Interface

Wie Studenten aus einem Wrack einen Hightech-Flugsimulator bauten

Vorher (links) und nachher: Zweieinhalb Jahre bauten die Studierenden um, dann hatte der Flugsimulator eine moderne Ausstattung
Foto: TU-Pressestelle

Besonders beliebt bei Studierenden der Luft- und Raumfahrttechnik ist die Lehrveranstaltung "Praxis der Flugsimulation", weshalb die Glücklichen, die sie besuchen können, auch immer Wartesemester hinter sich haben. Das dafür in den 70er-Jahren angeschaffte "Flight Training Device", ein DC9-Simulator, wurde mit der Zeit jedoch immer wartungsintensiver, die alten Teile immer schwerer zu beschaffen, die Wartesemester länger. Und schließlich - pünktlich zum Ende des Sommersemesters 2003 gab die veraltete Computertechnik endgültig den Geist auf - irreparabel! Doch zweieinhalb Jahre später stand plötzlich AARES da, ein mit moderner Software ausgestatteter "Advanced Aeronautical Research and Education Simulator", auferstanden wie Phönix aus der Asche! Und neben ihm fünf glückliche Studenten, die viele Monate jede freie Minute unentgeltlich damit zugebracht hatten, AARES Flügel zu verleihen.

"Unser alter DC9-Simulator hatte noch einen Hybridrechner gehabt, analog/digital. Das Simulationsprogramm musste sogar noch mit einem Lochband geladen werden!", erzählt Christian Berth, der seit 2002 als Tutor am Institut für Luft- und Raumfahrt für die Lehrveranstaltung zuständig war. Sie ist das Bindeglied zwischen dem Piloten und dem Ingenieur, gedacht für Studierende, die sich später mit Flugversuchen oder mit Cockpitauslegung beschäftigen. Christian Berth überzeugte die damals Verantwortlichen, den Lehrsimulator nicht ins Museum abzuschieben, sondern neu aufzubauen. Zusammen mit einem Techniker entkernte er den Simulator, bis nur noch die Sitze, die Bedienelemente und die Bewegungsplattform übrig blieben. In seiner Studienarbeit entwickelte er ein Konzept, nach dem der Simulator mit dem Namen A33X neu aufgebaut werden sollte, basierend auf einem Airbus A 330. Die Lehrveranstaltung fand inzwischen am PC-Simulator statt. Christian Berth programmierte nebenbei den Flight Display und den Navigation Display neu und entwickelte außerdem ein komplexes Interface-Programm, das die Piloteneingaben vom Cockpit an das Flugmodell weiterleitet und zusätzliche Koordinations-, Steuer- und Regelaufgaben übernehmen kann.

Nach und nach stießen vier weitere studentische Tüftler zu ihm: Björn Appel, Thomas Buchsler, Alexander Pettelkau und Richard Wollenheit, und gemeinsam kamen sie schneller voran. Christian Berth konnte sich nun - neben seinen "Betteltouren" über Luftfahrtausstellungen, denn Geld gab es keines - seiner Diplomarbeit widmen. Thema war, wie nicht anders zu erwarten, die Entwicklung eines Interface-Communication-Modul-Programms, das mit Eingabesystemen aus dem Cockpit verbunden werden kann.

Anfang November 2005 konnte nun das Gesamtsystem erstmals in Betrieb genommen werden. "Es gibt noch viel zu programmieren", sagt Christian Berth, "aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit dieser modernen, hochwertigen Lehr- und Forschungseinrichtung zum kommenden Sommersemester die Lehrveranstaltungen wieder aufnehmen können und unser Institut für Forschung und Lehre flexibler und attraktiver gemacht haben."

Patricia Pätzold

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