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Bewundert und umstritten - der deutsche Jules Verne

Orte der Erinnerung: Ingenieur, Journalist und Bestsellerautor Hans Dominik

Das Familiengrab der Dominiks auf dem Städtischen Friedhof Berlin-Zehlendorf
Foto: Förster

Er führte als Journalist und Sience-fiction-Autor eine flinke, unterhaltsame Feder und gehört auch heute noch zu den berühmten Absolventen der Berliner Technischen Universität: Hans Dominik starb im Dezember 1945, vor 60 Jahren.

Während Hans Dominik, geboren 1872, in Berlin aufwächst, findet eine Medienrevolution statt. Sein Vater ist im Zeitungsgewerbe tätig. Drei große Berliner Verlage - Mosse, Ullstein und Scherl - entstehen. Der Konkurrenzkampf wird härter. Wer nicht mithalten kann, geht ein oder kassiert von Bismarck Gelder für regierungsfreundliche Berichterstattung. Schon der junge Dominik holt die Geldbriefumschläge aus dem Auswärtigen Amt ab. Leider sind die regierungsoffiziellen Blätter ziemlich fad. Vater Dominik scheitert als Journalist und wird früh sterben. Hans besucht seit 1885 ein Gymnasium im mondänen Charlottenburg. Er ist ein talentierter Schüler, aber Altgriechisch macht ihm Mühe. Er ist versetzungsgefährdet. So wechselt er an das Gothaer Ernestinum, eine Paukanstalt für klassische Sprachen. Doch hier gibt es auch Lehrer wie Kurd Lasswitz, der in ihm die Liebe zur Naturwissenschaft und Technik zu wecken versteht. Dominiks Technikoptimismus hat hier seine Wurzel. 1893 macht Dominik in Berlin Abitur, wird Maschinenbaueleve bei der Reichsbahn und schreibt sich im Herbst an der TH Berlin ein. Ein Jahr später lernt er auf einer sechswöchigen USA-Reise die Neue Welt kennen.

Wieder zu Hause findet er eine katastrophale Situation vor: Der Vater ist 1896 vom Tode gezeichnet. Dominik muss Geld verdienen. Er bricht das Studium ab, findet als Techniker eine Anstellung bei der AEG in Köln. Doch das Leben ist teuer. So schreibt er populär-technische Artikel für diverse Zeitungen. Und sein Stil kommt an. Er ist gefällig, humorvoll, kurzweilig und trotzdem informativ und faktengenau. Dominik nimmt das Studium wieder auf, konzentriert sich auf Elektrotechnik, eine führende Spitzentechnologie. Ihr Exponent, Professor Adolf Slaby, ist ihm Vorbild, was die klare Darstellung schwieriger Zusammenhänge angeht. Nach erfolgreichem Examen reist Dominik ein zweites Mal für fast ein Jahr in die USA. Zurück in Berlin entschließt er sich 1901, nach kurzfristigen Anstellungen als Ingenieur - zuletzt bei Siemens & Halske - zum freiberuflichen Schreiben. Im "Berliner Tageblatt" erscheinen seine "Wissenschaftlichen Plaudereien", feuilletonistisch verfasste naturwissenschaftlich-technische Artikel. Dominik schreibt bald für viele Blätter. Außerdem pflegt er Kontakte zu den führenden deutschen Technologie-Unternehmen. Im Jahr 1905 wechselt er zum Scherl-Verlag. Sein neuer Chef zahlt ihm 500 Mark Gehalt pro Monat. Dominik hat es als Technikjournalist geschafft. Jetzt kann er sich die Themen aussuchen. Seine Artikel erscheinen im Berliner Lokalanzeiger und in der Zeitschrift "Die Woche". Er berichtet vom Untergang der "Titanic", von den technischen Sensationen der Wilhelminischen Ära und schreibt auch gelegentlich "technische Märchen" nach dem Vorbild von Henri Parville und beginnt damit eine weitere Karriere als utopischer Romanautor. 1921 erscheint der erste von 16 Zukunftsromanen: "Die Macht der Drei", "Kautschuk", "Land aus Feuer und Wasser" und viele andere, allesamt Bestseller. Die junge Generation der Vorkriegszeit ist eine begeisterte Dominik-Leserschaft. Heute sind diese Romane umstritten. Zwar sind sie spannend erzählt, aber nicht frei von einem deutsch-nationalen Pathos. Dominik gehörte 1929 zu den Gründern der Technikjournalisten-Vereinigung "Technisch-Literarische Gesellschaft" (TELI). Seine letzte Ruhe fand Hans Dominik auf dem Städtischen Friedhof Berlin-Zehlendorf.

Hans Christian Förster

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