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Juni 2005
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Das Denken verstehen

Das Berliner Bernstein-Zentrum für Hirnforschung

Wir bauen an der TU Berlin einen Schwerpunkt zur Künstlichen Intelligenz auf.
Prof. Dr. Klaus Obermayer, Mit-Koordinator des Berliner Bernstein-Zentrums

Wir fliegen zum Mond und dringen in den Mikrokosmos vor, wir erkunden die Weltmeere und arbeiten an der künstlichen Reproduktion des Menschen. Und doch gibt es einen Bereich, der uns fremd und unbekannt ist, eine "Black Box": das menschliche Gehirn. Wie es plant, handelt, lernt, mit der Umwelt interagiert und kommuniziert, ist noch weitgehend unverstanden. Das meiste, was wir über die kognitiven Fähigkeiten des Menschen wissen, stammt aus Psychologie und Neurologie. Vier "Bernstein-Zentren" in Deutschland sollen die Vision, das menschliche Denken zu verstehen, zur Realität machen und zu diesem Zweck Mediziner und Neurobiologen mit Informatikern und Ingenieuren zusammenführen. Dafür gibt das Bundesbildungsministerium in den nächsten fünf Jahren 34 Millionen Euro aus. Das erste Zentrum wurde bereits im letzten September in Berlin eröffnet. Es folgten Freiburg und Göttingen sowie im April 2005 München.

An dem Berliner Exzellenz-Zentrum, mit vollem Namen "Bernstein Center for Computational Neuroscience Berlin" (BCCN Berlin) sind die Charité, die drei großen Universitäten, das Fraunhofer-Institut FIRST, das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch und das Wissenschaftskolleg zu Berlin beteiligt.

Drei neue Professuren werden im Rahmen des Bernstein-Zentrums derzeit eingerichtet, je eine davon an der Charité, an der Humboldt-Universität und an der TU Berlin, da diese sich bereit erklärt haben, nach Auslaufen der BMBF-geförderten Anschubfinanzierung die Lehrstühle zu übernehmen.

"Wir sind dabei, hier an der TU Berlin einen starken Schwerpunkt im Bereich Künstliche Intelligenz aufzubauen", erklärt Prof. Dr. Klaus Obermayer vom Institut für Softwaretechnik und Theoretische Informatik, der das Berliner Bernstein-Zentrum mit koordiniert. "Mit dem DAI-Labor, dem Zentrum Mensch-Maschine-Systeme, den laufenden Arbeiten in Bereichen wie "bio-inspired robotics", "computer vision" oder Mensch-Maschine-Schnittstellen, und mit in Zukunft vier methodisch ausgerichteten KI-Professuren - neuronale Informationsverarbeitung, Künstliche Intelligenz, Modelle kognitiver Prozesse und maschinelles Lernen - sind wir sehr gut aufgestellt. Dieses Potenzial war mit entscheidend, die Gutachter für unseren gemeinschaftlichen Antrag zu gewinnen." Das neue TU-Fachgebiet, das im Rahmen des Bernstein-Zentrums mit 1,5 Millionen Euro finanziert wird, heißt "Modellierung kognitiver Prozesse". Es soll sich sowohl mit den Anwendern und mit den methodisch orientierten Fachgebieten innerhalb der TU Berlin als auch mit den biologisch-medizinisch orientierten Fächern des neuen Bernstein-Zentrums vernetzen. Sechs Kandidaten für diese Professur stellten sich im Mai dem Bewerbungs-Marathon. Noch ist die Entscheidung allerdings nicht gefallen.

Im März besuchte Ministerin Edelgard Bulmahn das Berliner Bernstein-Zentrum. "Deutschland ist in der Hirnforschung hervorragend aufgestellt", verkündete sie stolz. Hochkarätige wissenschaftliche Projekte und erstklassige Ausbildung seien wesentliches Ziel der Zentren, die nach dem deutschen Neurophysiologen Julius Bernstein (1839-1917) benannt sind. Außerdem wird das Lehrprogramm der Berliner Universitäten um einen internationalen Masterstudiengang und eine Graduate School in Computational Neuroscience erweitert. Der neue Studiengang verbindet Wissensgebiete aus Medizin, Biologie, Psychologie, Mathematik, Physik, den Ingenieurwissenschaften und der Informatik.

Patricia Pätzold

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