11/05
November 2005
TU intern
11/2005 als
pdf-Datei
(937 kb)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Forschungspolitik
in Europa
Innenansichten
Lehre & Studium
Forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Tipps & Termine
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Geschichte wird sichtbar

Die Physikgebäude erhalten die Namen von Ernst Ruska und Eugene Paul Wigner

Wo jetzt noch auf dem Campusplan die Kürzel P und PN die Physikgebäude der TU Berlin markieren, werden ab 24. November die Namen zweier herausragender Wissenschaftler stehen. Die TU Berlin als Nachfolgeeinrichtung der TH zu Berlin zählt unter ihre berühmten Forscher auch die beiden Physiker Ernst Ruska und Eugene Paul Wigner. Sie sind Namensgeber für den Alt- und Neubau.

"Beide Forscher wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und haben auf dem Campus in Charlottenburg wichtige Jahre ihrer Schaffenszeit verbracht. Sie waren neben vielen anderen die Baumeister der modernen Physik", erläutert Prof. Dr. Christian Thomsen, Dekan der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften. "Mit der Namensgebung wollen wir ihre wissenschaftlichen Leistungen öffentlich würdigen. Das ist umso wichtiger, da es an einem Ort geschieht, an dem sich hunderte von jungen Menschen der Wissenschaft und Forschung verschrieben haben", begründet TU-Präsident Prof. Dr. Kurt Kutzler die Entscheidung, die auch das Profil des Wissenschaftsstandortes Charlottenburg stärken soll.

Beide Wissenschaftler kamen in den 20er-Jahren als junge Studenten in die Stadt. Ihr Hauptaugenmerk galt der Physik. An der Spree trafen sie auf eine große Denkfabrik, geprägt durch zahlreiche exzellente Wissenschaftler. Albert Einstein, Gustav Hertz, Hans Geiger, Fritz Haber oder Max Volmer gehörten dazu. Ende der 20er-Jahre legten beide ihre ersten wichtigen Werke vor. 1931 erschien Wigners "Gruppentheorie und ihre Anwendung auf die Quantenmechanik der Atomspektren". Im gleichen Jahr konstruierte Ernst Ruska mit Unterstützung seines betreuenden Assistenten Max Knoll ein Elektronenmikroskop aus zwei magnetischen Linsen. Zwei Jahre später konnte er mit einer verbesserten Version eine Auflösung erzielen, die diejenige eines Lichtmikroskops übertraf. Das war der erste Schritt auf dem Weg zu einem serienreifen Elektronenmikroskop. 1933 verließen beide die Hochschule. Ruska suchte aus wirtschaftlichen Gründen den Weg in die Industrie. Der Wissenschaft kehrte er aber nie wirklich den Rücken. 20 Jahre später gehörte ihr wieder seine volle Aufmerksamkeit. Wigners Stelle an der TH wurde sofort mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gestrichen, da Wigner Jude war. Er befand sich im Frühjahr 1933 gerade in Princeton (USA) und entschloss sich, nicht zurückzukehren. Seinen weiteren Weg beschritt er in den USA. Als er für das ihm angetane Unrecht im Dritten Reich eine materielle Entschädigung erhielt, stiftete er das Geld der TU Berlin für ein Stipendium. 1963 erhielt er für seine Beiträge zur Theorie des Atomkerns und der Elementarteilchen, besonders durch die Entdeckung und Anwendung fundamentaler Symmetrieprinzipien, den Nobelpreis.

Im Oktober 1986 überraschte die Nachricht Ernst Ruska, dass man ihm für sein fundamentales Werk in der Elektronen-Optik und für die Konstruktion des ersten Elektronenmikroskops die höchste wissenschaftliche Auszeichnung zuerkannt hatte.

Stefanie Terp

www.tu-berlin.de/presse/125jahre/festschrift/
http://ernst.ruska.de
www.pro-physik.de

Stationen an TH und TU

 
  Foto: TU Berlin

Ernst Ruska (1906, Heidelberg-1988, Berlin)
Ernst Ruska begann 1925 an der TH München Elektrotechnik zu studieren und wechselte 1927 an die TH Berlin. 1928 wurde er Mitarbeiter von Max Knoll am Hochspannungsinstitut. 1934 vollendete er seine Dissertation. Dann folgten Stationen in der Industrie. 1944 habilitierte sich Ruska an der TH Berlin. Seit 1949 lehrte er als Privatdozent an der TU Berlin und als Honorarprofessor an der FU Berlin. 1959 ernannte man ihn zum außerplanmäßigen Professor an der TU Berlin. Ruska wurden vier Ehrendoktortitel verliehen, verschiedene Akademien und wissenschaftliche Gesellschaften haben ihn zum Ehrenmitglied gewählt und er erhielt zahlreiche Preise, darunter als höchste Auszeichnung 1986 den Nobelpreis für Physik.

 
Foto: TU Berlin  

Eugene Paul Wigner (1902, Budapest-1995, Princeton)
1920 begann Eugene Paul Wigner ein Chemiestudium an der TH Budapest und wechselte 1921 an die TH Berlin. Das Studium schloss er 1924 ab und promovierte im Jahr darauf. Nach einem Aufenthalt in Göttingen kehrte er 1928 an die TH Berlin zurück und habilitierte sich. 1930 erhielt er eine befristete Halbzeit-Professur an der Universität Princeton (USA) und eine außerordentliche Professur an der TH Berlin. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde seine Berliner Stelle jedoch sofort gestrichen, da er Jude war. Es folgten Stationen in Wisconsin, Princeton und Chicago. Gemeinsam mit seinem Landsmann Leo Szilard entwickelte er eine Theorie der nuklearen Kettenreaktion. Wigner hat für seine Arbeit unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten, als wichtigsten sicherlich den Nobelpreis 1963. Mehr als 20 amerikanische und europäische Universitäten haben Wigner einen Ehrendoktor verliehen, darunter 1966 die TU Berlin.

stt

© TU-Pressestelle 11/2005 | TU intern | Impressum | Leserbriefe