12/06
Dezember 2006
TU intern
12/2006 als
pdf-Datei
(1,1 MB)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Innenansichten
Lehre & Studium
Rückblick
Forschung
Metropolen-
forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Tipps & Termine
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Ein gutes Gefühl

Warum sich Studierende ehrenamtlich engagieren

Zwei Drittel aller Studierenden engagieren sich ehrenamtlich, zumindest gelegentlich. Rund sechs Stunden wöchentlich sind sie im Jugend-, Sport- und Freizeitbereich, politisch, sozial oder kulturell tätig. Doch es werden immer weniger. Das ergab eine repräsentative Studie der Hochschul-Informationssystem GmbH unter 4000 deutschen Studierenden. Zeitintensives Studium oder der Zwang zum Geldverdienen werden meist als Gründe gegen ehrenamtliches Engagement ins Feld geführt.

 
  Auch mit Strom gut versorgt: Fachkenntnisse sind beim Technischen Hilfswerk besonders gefragt
© privat

Einer, der sich durch sein zeitintensives Studium nicht abhalten lässt, ist der 22-jährige Matthias-René Dachner aus Eberswalde. Er studiert im 5. Semester Physik an der TU Berlin. In seiner Freizeit arbeitet er als Helfer in der Elektroversorgungsgruppe und als Ausbilder und Prüfer für die Basisausbildung beim Technischen Hilfswerk (THW). Das kostet ihn viele Tage im Monat. Geld bekommt er für seinen Einsatz nicht.

"Es macht mir einfach Spaß, etwas Sinnvolles zu tun, anderen zu helfen, dafür Anerkennung zu bekommen", sagt er zu seinen Motiven. "Außerdem lernt man vieles, was man später im Leben und im Beruf brauchen kann: Teamwork, Verantwortung, Entscheidungskraft, Umgang mit Menschen ...". Mit diesem Motiv steht Matthias-René Dachner nicht allein. Der mögliche Nutzen wird in der Studie am häufigsten als Grund für gesellschaftliches Engagement genannt. Studierende nutzen das Engagement oft bewusst, um bestimmte Schlüsselkompetenzen zu erwerben, die in Studium und Beruf wichtig sind. 53 Prozent der Studierenden sehen darin eine gute Möglichkeit, sich weiterzuqualifizieren und die Chancen im späteren Berufsleben zu erhöhen. Für gut die Hälfte der Aktiven spielt Idealismus eine Rolle, doch Männer können durch eine mehrjährige Verpflichtung auch den Wehrdienst umgehen. Matthias-René Dachner kam allerdings bereits als Schüler zum THW. Er wollte seine Freizeit sinnvoll gestalten und das mit seinem technischen Interesse verbinden. In der Basisausbildung wird der Umgang mit schwerem Gerät wie Kettensägen, hydraulischen Scheren oder Hebekissen gelehrt. In Einsätzen und Übungen braucht es Taktik, strategisches Denken und Organisation. Die Fachgruppe Elektroversorgung, in der der Physikstudent tätig ist, sorgt zum Beispiel für die unabhängige Energieversorgung bei Katastropheneinsätzen oder Großereignissen. Auch andere Ehrenamtliche engagieren sich am liebsten fachnah. Medizinstudenten nutzen zum Beispiel gern die Möglichkeit, in Rettungsdiensten praktische Erfahrungen zu sammeln. Für den THW-Helfer Matthias-René war der Einsatz während der Fußballweltmeisterschaft 2006 aufregend. Am Stadion wurden Leitungen verlegt, für Beleuchtung am Verbandsplatz gesorgt und ein großer Aggregat-Wagen hätte im Ernstfall - flächendeckender Stromausfall oder Terroranschlag - eine lückenlose Versorgung der Rettungs- und Einsatzmannschaften sichergestellt. "Die Erfahrung ist allemal so viel wert wie Geld", sagt Matthias-René. "Und außerdem ist das Gefühl gut."

Patricia Pätzold

https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus15.pdf
www.thw-berlin.org

 

© TU-Pressestelle 12/2006 | TU intern | Impressum | Leserbriefe