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Der doppelte Heine

150. Todestag Heinrich Heines - In Berlin erinnern zwei identische Skulpturen an ihn

Ein Berliner war Heinrich Heine nicht. Dennoch prägten ihn diese Stadt und ihr intellektuelles Denken nachhaltig. Er lebte in der Spreemetropole von April 1821 bis Mai 1823 und war auch 1824 und 1829 ihr Gast.

 
  Heine I: vor der Humboldt-Universität
Foto: Förster

Heine teilte mit den Berlinern die Spottlust und die Neigung zum Sprachwitz. In Berlin wurde der junge Jurastudent mit Hegels Philosophie bekannt. Im Berliner Salon der berühmten Rahel Varnhagen erfuhr er erste Anerkennung als junger Dichter. Seine witzigen und brillant geschriebenen "Briefe aus Berlin" revolutionierten nicht nur die Reiseliteratur, sondern machten auch Deutschlands berühmten Verleger Campe auf Heine aufmerksam. In Berlin erlebte er am Beispiel seines Freundes Eduard Gans, eines jungen Rechtswissenschaftlers, dass eine akademische Karriere damals nur möglich wurde durch Verzicht auf die jüdische Herkunft. "Taufe", so wird er später sagen, "ist das Entree-Billet in die deutsche Gesellschaft."

 
Heine II: im Volkspark am Weinbergsweg
Foto: Förster
 

Durch die Varnhagen lernte Heine auch Alexander von Humboldt kennen. Obwohl der Bergbauingenieur, Naturwissenschaftler, Geometer und interdisziplinäre Forschungsreisende durch beide Amerikas die bekannteste Persönlichkeit Europas war, beeindruckte ihn der junge Dr. jur. Harry Heine. Auch der junge Dichter war lebenslang von Humboldt fasziniert. Ob die fachkundige Beschreibung der Clausthaler Bergwerke in Heines "Harzreise" (1824) auf Belehrungen durch Humboldt zurückgeht, ist ungewiss. Sicher ist aber, dass der Gelehrte den seit 1831 exilierten Dichter bei jedem Parisbesuch aufsuchte. Noch kurz vor seinem Tod übermittelte Heine "dem geliebten und hochgefeierten Alexander von Humboldt" Grüße nach Berlin. Er starb am 17. Februar 1856 und wurde auf dem Montmartre begraben.

Kurioses hat er Berlin hinterlassen: Es gibt zwei identische Heine-Denkmale in Mitte. Das Original von Waldemar Grzimek (1918-1984) - ursprünglich für das Kastanienwäldchen neben der Humboldt-Universität geschaffen - war den Auftraggebern nicht repräsentativ genug und steht seit 1958 im Volkspark am Weinbergsweg (Rosenthaler Vorstadt). Nach der Wende stellte man jedoch eine Kopie am einst geplanten Ort neben dem Universitätsgebäude auf. Dieser Witz der jüngsten deutschen Geschichte hätte dem alten Satiriker Heine sicher gut gefallen.

Hans Christian Förster

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