7-9/06
Juli 2006
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Groß-Berlin als Weltstadt des 20. Jahrhunderts

Orte der Erinnerung: Bruno Möhring war Architekt, Designer, Stadtplaner des Jugendstils

Er gehört neben Bruno Schmitz und August Endell zu den drei großen Architekten des Berliner Jugendstils. Als Konstrukteur von Brücken und Viadukten sowie des Hochbahnhofs Bülowstraße wurde er bekannt. Seine Ausbildung erhielt Bruno Möhring an der Technischen Hochschule zu Berlin, die er nach fünf Semestern ohne Examen verließ.

 
  Möhrings Familiengrab in Marienfelde
© Förster

Seit 1892 arbeitete Möhring als privater Architekt in der Hauptstadt und war auch im Rheinland tätig. Der junge Bruno Taut gehörte zu seinen Mitarbeitern. Neben Brückenbau entwarf Bruno Möhring auch Villen und Großstadthäuser, gestaltete Ausstellungshallen, wirkte als Stadtplaner und war seit 1899 Mitherausgeber der "Berliner Architekturwelt", einer Bau- und Kunstgewerbezeitschrift, die den Übergang vom Historismus zur architektonischen Moderne dokumentierte.

Geboren 1863 in Königsberg, wo er das Gymnasium bis zum Abitur besuchte, absolvierte Möhring ein Architekturstudium an der TH Berlin von 1886 bis 1888. Seine Lehrer waren die Professoren H. Ende, C. Schäfer und der Brückenbaumeister J. E. Jacobsthal. Nach einer italienischen Studienreise und einer Zeit als angestellter Architekt machte er sich 1892 selbstständig. Einen guten Ruf als architektonischer Gestalter von Ingenieurbauten erwarb er sich 1895 durch die Errichtung der Bonner Rheinbrücke. Obwohl Berlin im Unterschied zu Paris, Brüssel, Düsseldorf, München und Wien nicht zu den Hauptorten des "Art Nouveau" oder "Modern Style" gehört, tragen dennoch die Möhring' schen Stahlkonstruktionen der 1897 bis 1902 errichteten Hochbahnviadukte und des Bahnhofs "Bülowstraße" in Schöneberg unverkennbar Züge des Jugendstils. Das gilt auch für Möhrings Stahlbrücke Swinemünder Straße im Wedding. Er entwarf als Architekt und Designer die deutsche Präsentationshalle für die Weltausstellung in St. Louis/USA im Jahre 1904. Das Rathaus in Nikolassee und die Villa Möhring in Marienfelde sind von ihm gestaltete Berliner Jugendstilbauten. Aber er betätigte sich auch als Stadtplaner. Im Jahre 1910 legte Möhring zusammen mit dem Nationalökonomen Eberstadt und dem Verkehrsingenieur Petersen einen Generalbebauungsplan für Groß-Berlin vor, der als Wettbewerbssieger preisgekrönt wurde. Möhring wollte die alte konzentrische Stadtanlage aufbrechen, großzügige und weit ausgreifende Verkehrsanlagen, die Zentrum und Peripherie verbinden, schaffen und in monumentalen Baudenkmälern den Geist und das Streben des wilhelminischen Deutschland nach einem "Platz an der Sonne" verewigen. Später hat Albert Speer diesen Entwurf für seine noch gigantischeren Pläne als Grundlage genommen. Aber Möhring ging auch mit einer genialen Idee in die Berliner Geschichte ein, die erst im Jahre 2006 Wirklichkeit wurde. Er hatte schon 1910 die Vision, eine Verbindung zwischen Potsdamer und Lehrter Bahnhof zu schaffen, um so eine neue unterirdische Nordsüdlinie zu bauen. Sie sollte die alte Ostwestlinie der Stadtbahn am Lehrter Bahnhof schneiden. Dieser Schnittpunkt wäre dann der Ort für einen Berliner Zentralbahnhof. Der gesamte Fernverkehr von Norden nach Süden sollte über diesen Knotenpunkt geführt werden. Die innerstädtischen Bahnhöfe blieben lediglich Durchgangsbahnhöfe und durch Unterirdischlegung der Nord-Süd-Strecke könnte man freies Bauland für die Stadt gewinnen, das durch Verkauf der kostspieligen Anlage finanziert würde. Bruno Möhring starb am 26. 3. 1929 in Berlin und fand seine letzte Ruhe in einem monumentalen Familiengrab auf dem evangelischen Friedhof in Berlin-Marienfelde.

Hans Christian Förster

Weitere Artikel aus dieser Reihe unter:
www.tu-berlin.de/uebertu/erinnerung.htm
 

Leserbrief

Sehr geehrter Herr Förster,
als Ergänzung zu Ihrem Artikel (Orte der Erinnerung, TU intern 05/06) möchte ich Ihnen die beiden Erinnerungsbücher von Peter Fürst, dem Sohn von Artur Fürst, empfehlen:
www.exil-archiv.de/html/biografien/fuerst.htm

Viele Grüße,
Jan Peter Schäfermeyer

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