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TUI_07_09_2016

Seite 10TU intern · Nr. 7–9/2016 Menschen Phänomene verstehen Mit demThema Ökohydrologie und Landschaftsbewertung setzt Heisenberg- Professorin Eva Nora Paton einen neuen wissenschaftlichen Schwerpunkt tui/sn  Eine Heisenberg-Professur ist ein Instrument der Deutschen Forschungsgemeinschaft, um heraus- ragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Weg zur Lang- zeitprofessur zu öffnen. Als erste Professorin am Institut für Ökologie wird Prof. Eva Nora Paton mit ihrem Fachgebiet Ökohydrologie ein neues Forschungsgebiet in den angewandten Umweltwissenschaften aufbauen, wel- ches die Wechselwirkungen von Bö- den,Wasser undVegetation untersucht. Im Vordergrund wird die Analyse von Störungsregimen wie Starkregen, Ero- sion, Dürren und Landdegradierung in stark modifizierten Systemen stehen. Die noch recht neue Wissenschafts- disziplin Ökohydrologie vereinigt die Wissenschaftsgebiete Geomorpholo- gie, Hydrologie und Ökologie und ist deshalb hochgradig interdisziplinär. „Diese Interdisziplinarität verschafft uns die Möglichkeit, Phänomene in den Umweltwissenschaften zu ver- stehen, die wir bisher nicht verstehen konnten“, sagt Eva Nora Paton, die Ingenieurwissenschaften und Mathe- matik studierte, in London und in den USA innerhalb des Long Term Ecolo- gical Research Network promovierte und dreifache Mutter ist. Im Südwesten Amerikas, in New Me- xiko zum Beispiel, zogen einst bis zu fünf Millionen Tiere über die Sa- vannen. Diese intensive Beweidung machte innerhalb von 30 Jahren aus einem intakten Ökosystem eine Dor- nenbuschwüste, die in der Literatur der 1930er Jahre als Dust Bowl  – Staubschüssel  – beschrieben wurde. „Aber selbst als man beschlossen hat- te, große Areale von der Viehbewirt- schaftung auszuschließen, schritt die Degradierung des Bodens trotzdem weiter voran. Denn man hatte nicht verstanden, dass die Landschaftsstruk- tur durch anhaltende Erosion mittler- weile so stark verändert wurde, dass durch interne Rückkopplungsprozesse der Boden immer weiter verarmte“, erzählt Eva Nora Paton, die viele Jahre inAmerika gearbeitet hat. Ihr großes Forschungsziel ist es, die Veränderung von Landschaften vor- herzusagen, damit der Mensch seine Nutzung anpasst und einer Landde- gradierung vorgebeugt werden kann. Dazu entwickelt sie gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe prozessbasierte, gekoppelte ökohydrologische Model- le, die es ermöglichen, für unterschied- liche Störregime zu analysieren, wann die Degradierung des Bodens einsetzt, warum und mit welcher Schnelligkeit und wie die besten Anpassungsstra- tegien ausgewählt werden können. „Dafür kombinieren wir Daten wie dasVegetationswachstum und denVe- getationszustand, die Bodenfeuchte, Erosionserscheinungen durch Ober- flächenabfluss bei Starkregen und vie- les mehr“, erläutert Eva Nora Paton. Ihren zweiten Forschungsschwerpunkt wird sie auf urbanes Grün und Hit- zestress legen.Wasserstress in Städten sei ein Thema, das weltweit mehr und mehr an Bedeutung gewinne, und das Institut für Ökologie sei der ideale For- schungsstandort, um diese Expertise auszubauen, so Paton. Preise & Auszeichnungen Martin Jekel erhält Willy-Hager-Medaille tui  Anfang Juni wurde Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel mit der Willy-Hager-Medail- le geehrt. Die Auszeichnung würdigt ihn als eine der prägenden Persönlichkeiten der deutschen Wasserforschung der letzten Jahrzehnte. Vergeben wird die Ehrung alle drei Jahre durch die Deche- ma und die Fachgruppe Wasserchemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker im Namen und Auftrag der Willy-Hager- Stiftung. Martin Jekel hat seit 1988 eine Professur für Wasserreinhaltung am Ins- titut für Technischen Umweltschutz an der TU Berlin inne. Effiziente Übertragungstechnik tui  Die Vodafone Stiftung hat Dr.-Ing. Mario Goldenbaum mit dem Förderpreis Natur- und Ingenieurwissenschaften ge- ehrt. Ausgezeichnet wird er für seine Dis- sertation „Computation of Real-Valued Functions Over the Channel in Wireless Sensor Networks“, die er an der TU Berlin unter Betreuung von Prof. Dr. Slawomir Stanczak und Prof. Dr. Dr. Holger Boche (TU München) geschrieben hat. Ausge- zeichnet wird Mario Goldenbaum, der seit 2015 an der Princeton University forscht, für die Entwicklung eines Verfah- rens zur effizienten Datenübertragung. Seine Technik erlaubt es, mehrere Sender gleichzeitig mit einem Empfänger kom- munizieren zu lassen und dabei dennoch verwertbare Ergebnisse zu erhalten. Das Verfahren ist leistungsstärker, schneller und energiesparender als derzeitig einge- setzte Techniken. Goldenbaums Erkennt- nisse dürften für die Entwicklung von Zukunftstechnologien eine wichtige Rolle spielen. Sein Verfahren wäre beispielswei- se einsetzbar für intelligente Stromnetze (Smart Grid), für das vernetzte Fahren, beim effizienten Brandschutz in Großbe- trieben sowie in der Landwirtschaft. Ver- geben wird der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis durch die Vodafone Stiftung für Forschung im Rahmen der Verleihung des Vodafone Innovationspreises. Schönes Licht fürs Kloster bk  Martin Bretag studiert im Master- Studiengang „Geschichte und Kultur der Wissenschaft und Technik“ an der TU Ber- lin und hat sich neben dem Studium mit „KlangKultur“, einer Firma für Veranstal- tungstechnik, selbstständig gemacht. Im Jahr 2015 erhielt er von der Stiftung Stift Neuzelle, einer renommierten Kulturins- titution in Brandenburg, den Auftrag, die Veranstaltungen zur Eröffnung des neuen Museums Himmlisches Theater – Neuzel- ler Passionsdarstellungen zu planen und zu betreuen. Unter anderem inszenierte Martin Bretag dafür eine Illumination des gesamten Klosterensembles (Foto). Sei- ne beeindruckende Lichtshow war ein Highlight der Eröffnungsfeierlichkeiten. Außerdem wurde Martin Bretag auf dem europäischen Branchentreffen für Veran- staltungstechnik mit dem Future-Talents- Project-Preis ausgezeichnet. Urbane Transformation + Migration = Regenerierung? Felicitas Hillmann forscht über den Zusammenhang von Einwanderung und städtischer Entwicklung Berlin bewegen viele Fragen, doch kaum eine hat in den vergangenen zwei Jahren einen ähnlich hohen Stel- lenwert in der öffentlichen Debatte eingenommen wie die Ankunft von Flüchtlingen und der Umgang der Ber- linerinnen und Berliner damit. Allein 2015 waren es fast 80 000 Menschen, die vor allem aus den Kriegsgebieten in Syrien, aber auch aus Afrika und Osteuropa nach Berlin kamen. Camps am Oranienplatz, Bau von Flüchtlings- unterkünften, Debatten und Konflikte um dauerhaften Aufenthalt, Ersthilfe und Integration durch Freiwillige – das Phänomen hinterlässt vielfältige Spu- ren in der Stadt. Dieser Zusammen- hang von Migration und städtischer Entwicklung und Regenerierung war das Thema der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Felicitas Hillmann, Leiterin des Fachgebietes „Transformation städtischer Räume im internationalen Kontext“ amTU-Institut für Stadt- und Regionalplanung, Anfang Juni 2016. Felicitas Hillmann forscht an der TU Berlin im Rahmen einer gemeinsamen Berufung mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) zu urbanen Transformationen im glo- balen Kontext  – Migration ist einer ihrer Schwerpunkte. Migration ist das Unterpfand der Glo- balisierung – es sind weltweit die Städ- te, die als Laboratorien fungieren im Umgang mit einem Mehr an Vielfalt durch Migration und Mobilität und einem Weniger an Sesshaftigkeit bei gleichzeitig größerer gesellschaftlicher Ungleichheit in den Städten selbst. Die Geografin, die unter anderem am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozi- alforschung, an der FU Berlin und der Universität Bremen forschte und lehr- te, hat umfangreich zum Themenfeld Migration und städtische Transforma- tion publiziert. Ihre Forschungen legen offen, wie zen- tral Migration aus unterschiedlichen Gründen für die Erneuerung des urba- nen Gefüges ist.Was in Öffentlichkeit undWissenschaft lange als urbane Mar- ginalität, als „am Rande der Stadt“, diskutiert wurde, wird zunehmend abgelöst. „In vielen Quartieren bil- den Migrantinnen und Migranten die Mehrheitsbevölkerung“, so Hillmann. Hochmobile undTouristen dienen Pla- nern als Folie für neue Stadtentwürfe. Diejenigen europäischen Städte, die in der Vergangenheit keine Chance hatten, sich als Einwanderungsstädte zu entwickeln, sind heute eventuell im Nachteil bei der Bewältigung der Transformation. Ihre Lebendigkeit und Urbanität können beeinträchtigt sein. In ihrerAntrittsvorlesung bedien- te sich Hillmann des internationalen Vergleiches, um die verschiedenen Facetten der städtischen Transforma- tion herauszuarbeiten. Migration be- deutet nicht immer Regenerierung, so die Quintessenz, doch Regenerierung ohne Migration ist eine Utopie. Jan Zwilling Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) Globales Stromnetz Seine visionären Ideen zum glo- balen Stromnetz, die er im Buch „Global Energy Interconnections“ festgehalten hat, finden weltweit Beachtung. Sein Unternehmen, State Grid Corporation of China (SGCC), wurde von der „Fortune 500“ im Jahre 2014 auf Platz sie- ben der umsatzstärksten Unter- nehmen derWelt gelistet. Professor LIU Zhenya, Präsident und CEO der SGCC (im Foto r.), besuchte am 8. Juli 2016 mit seiner Delegation die TU Berlin und diskutierte mit TU-Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen sowie mit zahlreichen Wissenschaftlern über mögliche Kooperationsprojekte im Bereich der Energie und der Industrie 4.0. Fast 90 Prozent des chinesischen Stromnetzes sind in der Hand des Energieriesen, der zudem ein globales Stromnetz plant, das ab 2030 Kontinente über Ultrahoch- spannungsleitungen miteinander verbinden soll. Das globale Projekt bietet vielfältiges Potenzial fürWis- senschaftskooperationen zwischen der TU Berlin und dem Unterneh- men mit seinen Forschungseinrich- tungen. Die bereits bestehenden Kontakte und Kooperationen in den Bereichen Hochspannungs- technik (Prof. Dr. Ronald Plath), Leistungselektronik (Prof. Dr. Sybille Dieckerhoff), Energiever- sorgungsnetze (Prof. Dr.-Ing. Kai Strunz) und Elektrische Antriebs- technik (Prof. Dr. Uwe Schäfer) sollen zukünftig auf weitere Felder ausgeweitet werden. LIU Zhenya stellt für seinen nächsten Besuch in Berlin einen Vortrag an der TU Berlin zum globalen Stromnetz in Aussicht. Evelina Skurski Außenbeziehungen Bertha Benz-Preis 2016 Diamanten für alle Fälle bk  Dr.-Ing. Fiona Sammler hat sich in ihrer Dissertation, die sie am Institut fürWerkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Ber- lin geschrieben hat, mit diamantbe- schichtetenWerkzeugen beschäftigt und wurde am 7. Juni 2016 für ihre herausragenden Leistungen mit dem Bertha Benz-Preis 2016 geehrt. Mit dieser mit 10 000 Euro dotierten Auszeichnung würdigt die Daimler und Benz Stiftung he- rausragende P ro m o t i o - nen junger Ingenieurin- nen. „Stei- gerung der N u t z u n g s - potenziale von CVD-diamantbeschichteten Werkzeugen“ lautet der Titel der Dissertation, die von Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann am Fach- gebiet Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik betreut wurde und die sie 2015 abschloss. Fiona Sammler ist seit Januar 2016 als stellvertretende Oberingenieurin am Produktionstechnischen Zent- rum (PTZ) der TU Berlin und des Fraunhofer-Instituts für Produkti- onsanlagen und Konstruktionstech- nik (IPK) tätig. Verstorben Trauer um TU-Mitglieder Prof. Dr. Randolf Anger 22. November 1961–4. Juni 2016 Institut für Bauingenieurwesen, Fachge- biet Straßenbau und -erhaltung in Lehre und Forschung Prof. Dr.-Ing. Ludwig K. Thomas 7. August 1933–5. Juni 2016 Fakultät III Prozesswissenschaften, ehemaliges Institut für Metallphysik Die TU Berlin wird den Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. www.tu-berlin.de/?id=13232 © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt © © Monika Sobczak Fiona Sammler Felicitas Hillmann © © TU Berlin/PTZ Eva Nora Paton will die Veränderungen von Landschaften vorhersagen © © TU Berlin/PR/Jacek Ruta

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