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TU intern 11-2016

Seite 8 TU intern · Nr. 11/2016 Jubiläen 2006 gestartet als Experiment der drei großen Berliner Hochschulen (Tech- nische Universität Berlin, Humboldt- Universität zu Berlin und Freie Uni- versität Berlin), zählt die BMS (Berlin Mathematical School) im zehnten Jahr ihres Bestehens längst weltweit zu den etablierten und renommierten Gradu- iertenschulen im Bereich Mathematik. Das wird nicht zuletzt durch die ständig steigenden Bewerberzahlen bestätigt – mehr als 500 Studierende bewerben sich pro Jahr, maximal 40 werden aufge- nommen. Finanziert wird die BMS schon seit der ersten Runde der Exzellenziniti- ative 2006 von der DFG, mit zusätzlicher Unterstützung der drei Universitäten. „Die BMS hat in den zehn Jahren viel erreicht: Sie hat die mathematische Landschaft in Berlin verändert, inter- nationale Studentinnen und Studenten ,aus aller Herren und Damen Länder‘ in die Stadt gebracht und dem Mathema- tik-Studieren in Berlin ein Konzept und Gesicht gegeben“, so Prof. Günter M. Ziegler, derzeitiger Sprecher der BMS. Das Besondere der BMS liegt in ihrer Struktur begründet: Ein einheitlicher Rahmen für die Studierenden aller drei Hochschulen führt erst zum Master und dann zur Promotion. Deutsche Sprach- kenntnisse sind nicht nötig. In der „Pha- se eins“ steht den Studierenden die ge- samte Bandbreite an mathematischen Vorlesungen aller drei Hochschulen zur Verfügung. In „Phase zwei“ konzentrie- ren sie sich auf ein Promotionsprojekt und haben dafür Zugang zum außer- gewöhnlich breiten Spektrum mathe- matischer Forschung an den Berliner Universitäten und Instituten. „Die BMS ist die einzige deutsche Graduiertenschule in der Mathematik, mit der man sich wirklich identifizie- ren kann. Auf die Frage, von welcher Uni wir kommen, antworten daher viele von uns: Berlin Mathematical School“, beschreibt Dr. Felix Günther, Gewinner des Friedrich Hirzebruch- Promotionspreises der Studienstiftung des deutschenVolkes und derzeit Post- doc an der TU Berlin, seine studenti- schen Erfahrungen an der BMS. „Die explizite Internationalität der BMS, das enge Miteinander und auch das intensive Mentoring durch die Professoren sorgen für eine ganz be- sonders familiäre Atmosphäre – und verschaffen den Absolventen ganz nebenbei ein weltweites Netzwerk“, weiß Dr. Forough Sodoudi, Managing Director der BMS und Leiterin ihres One-Stop-Office. „Die internationalen Kontakte, die man an der BMS mitbekommt, sind einfach unglaublich. Vergangene Wo- che war ich Gast einer Forschungs- gruppe in Bergen, Norwegen, und habe dort zufällig einen Kommilitonen aus der BMS getroffen“, bestätigt Dr. Ágnes Cseh, ungarische BMS-Alumna und Preisträgerin des Klaus Tschira Preises für verständlicheWissenschaft. Die Unterstützung durch das One-Stop- Office der BMS macht besonders den vielen internationalen Studierenden das Sich-Einleben leicht. Es hilft nicht nur bei allen Studienfragen, Visa und Aufenthaltsgenehmigungen, sondern auch bei der Wohnungssuche, vermit- telt gemeinsame Büros und Lernräume und organisiert die inzwischen legen- dären „BMS Fridays“. Jeden zweiten Freitag im Monat trifft sich fast die ge- samte BMS-Familie in der Urania zu einem mathematischen Kolloquium. „Vor allem der direkte Kontakt zu den Promotionsstudierenden hat mir am Anfang sehr geholfen. Dort konnte ich jede Frage loswerden: sei es Studium, Konferenzen, Karriere oder auch das soziale Leben in Berlin“, so András Tóbiás, BMS-Student in Phase zwei. Gefeiert wird das zehnjährige Bestehen der BMS vom 16. bis 18. November mit einer hochkarätig besetzten Vortrags- veranstaltung im TU-Audimax. Da- bei wird sicher auch die Zukunft der BMS im Gespräch sein. Die Förderung aus der Exzellenzinitiative läuft 2017 aus. „Doch während die BMS auch international Schule macht und von Stockholm bis Barcelona Mathematik- Graduiertenschulen nach ihremVorbild entstehen, denkt man in Berlin schon weiter: Es ist kein Geheimnis, dass in Berlin ein Antrag auf einen Exzel- lenzcluster vorbereitet wird, der eine Graduiertenschule beinhaltet. Diese soll die Mathematik in ihrer ganzen BerlinerVielfalt umspannen. Und – na- türlich – ,Berlin Mathematical School‘ heißen, inzwischen eine renommierte internationale Marke“, so Prof. Günter M. Ziegler. Katharina Jung www.math-berlin.de Übrigens: Nur zwei statt der gewünsch­ ten zehn Sätze trug TU-Präsident Chris­ tian Thomsen am 17. 11. 2016 bei seinem Grußwort zum BMS-Jubiläum vor. Allerdings hatte er „Satz“ als mathematisches Theorem verstanden und führte dem Publikum den Beweis dafür vor, dass es 1. unendlich viele Pythagoreische Zwillinge gibt und 2. diese aber für große Zahlen in ein festes, berechen­ bares Verhältnis zueinander übergehen. Ob die Darstellung die Mathematiker überzeugte, ist nicht bekannt. Selbst überzeugen kann man sich unter: www.tu-berlin.de/?179751 Technik vom Menschen her denken Zehn Jahre Studiengang „Human Factors“ an derTU Berlin Ob man dem Fahrkartenautomaten der BVG ein Ticket entlocken möchte oder zu Hause die neueWaschmaschi- ne in Betrieb nehmen will – fast jeder Mensch setzt sich täglich mit mehr oder weniger interaktiverTechnik auseinan- der. „Viel zu oft werden neue Entwick- lungen allein vom technisch Machba- ren bestimmt“, weiß Prof. Dr. Dietrich Manzey vom Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Leiter des Studiengangs Human Factors, der im Oktober 2016 sein zehnjähriges Beste- hen an derTU Berlin feierte. „Dabei ist aus der Forschung längst bekannt, dass nur ein menschzentriertesVorgehen bei der Entwicklung von Techniksystemen auf Dauer zum Erfolg wird.“ 2006 war dieser interdisziplinäre Stu- diengang, der sich mit der Schnittstel- le zwischen Mensch und Maschine beschäftigt, einzigartig in Deutschland und hat seitdem eine Vorreiterrolle übernommen. „Auch heute noch ist das besondere Profil unseres Studi- engangs mit einer starken Betonung auf Fragestellungen am Schnittpunkt von Psychologie und Ingenieurwis- senschaften ein ziemliches Alleinstel- lungsmerkmal“, weiß Dietrich Manzey. Zentrales Ziel des Studiengangs Hu- man-Factors ist es, die Studierenden mit einem Bachelor in Psychologie oder Ingenieurwissenschaften in vier Semestern zu befähigen, die Mensch- Technik-Interaktion in den verschie- densten Umfeldern zu optimieren. Was macht ein menschzentriertes Techniksystem aus? Beispiele sind das fahrerlose Auto oder die Luftfahrt: „Lange Jahre war der Trend in der Luftfahrt, Flugzeuge immer stärker von der Automatik fliegen zu lassen. Doch eine steigende Anzahl von Flug- unfällen lässt sich darauf zurückfüh- ren, dass Piloten in Krisensituationen, wenn sie plötzlich wieder selbst fliegen müssen, nicht mehr intuitiv richtig re- agieren. Jetzt dreht sich die Entwick- lung: Genau wie bei fahrerlosenAutos wird verstärkt untersucht, wieTechnik aussehen muss, damit der Mensch eingreifen kann und sich sowohl ver- antwortlich wie fähig dazu fühlt“, be- schreibt Manzey eine Grundströmung der Human-Factors-Forschung. Die zweite Strömung beschäftigt sich mit der Bedienerfreundlichkeit (Usa- bility) und der sogenannten „User Ex- perience“. „Ein Beispiel: Die meisten Handys können technisch das- selbe. Sie un- terscheiden sich lediglich darin, wie selbsterklä- rend sie sind und wie viel Spaß es macht, sie zu nutzen. Worauf beruht die un- terschiedliche Wahrnehmung der Menschen in dem Bereich, wa- rum ist das eine Handy beliebter als das andere?“, so Dietrich Manzey. Human-Factors-Forschung wird in der digitalen Welt immer wichtiger: „In Anbetracht von ambienter Intelligenz, Industrie 4.0 und zunehmender Digita- lisierung der privaten Welt muss Tech- nik so gestaltet sein, dass sieVertrauen beim Menschen aufbaut, aber Über- vertrauen verhindert“, weiß Professor Manzey. 230 Absolven- tinnen und Ab- solventen hat der Studiengang bereits ins Be- rufsleben entlas- sen – viele davon in die Automo- bilindustrie, die Medizintechnik, Firmen wie SAP oder Start-ups. Viele bleiben jedoch auch in derWissenschaft. Wie Dr. Rebecca Wiczorek, die die Nachwuchsgruppe FANS (Fußgänger- Assistenzsystem für ältere Nutzerin- nen und Nutzer im Straßenverkehr) an der TU Berlin leitet. „Ältere Men- schen sind häufiger Opfer eines Ver- kehrsunfalles, weil sie nicht ausrei- chend auf den Straßenverkehr achten. Wir entwickeln ein Assistenzsystem, das zum Beispiel in einen Rollator eingebaut werden kann und über Sen- soren (Kamera, Abstandssensor, GPS, Beschleunigungssensor) die Verkehrs- umgebung wahrnimmt. Über eine Vibrationsmanschette am Arm oder Thermosignale am Nacken in Form kurzer Kälteimpulse, die jeweils erst links und dann rechts erfolgen, sollen ältere Fußgänger vor dem Überque- ren einer Straße daran erinnert wer- den, auf den Verkehr zu achten.“ Die Arbeitsgruppe ist interdisziplinär be- setzt.Aus Human-Factors-Perspektive wird zum Beispiel untersucht, welche Schnittstellenmodalität (Vibrations-, Thermo- oder auditive Signale) die Aufmerksamkeit der Menschen in Form von Blicklenkung effektiver steuert. Katharina Jung www.humanfactors.tu-berlin.de www.fans.tu-berlin.de Eine GPS-gesteuerte Vibratormanschette am Arm soll ältere Fußgänger im Straßenverkehr besser schützen © © TU Berlin/FG Human Factors © © TU Berlin/PR/Ulrich Dahl BMS feiert zehnjähriges Bestehen Die Berlin Mathematical School ist zur international bekannten Marke geworden und findet Nachahmer © © Grafik: omnisatz

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