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TU intern 10-2016

Seite 10 TU intern · Nr. 10/2016 Forschung Raum für Normalität im Krankenhaus ArchitekturpsychologinTanja C.Vollmer entwickelt ein Konzept, das die Genesung unterstützen soll „Sollten bei dem Thema heilende Ar- chitektur Checklisten auftauchen, dann nehmen Sie diese und werfen Sie sie weg. Sie sind der falsche Weg.“ Die Psychologin, die an der Harvard Me- dical School in den USA forschte und sechs Jahre wissenschaftliche Leiterin am Klinikum der Ludwig-Maximilians- Universität München war, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit der heilenden Architektur. Diese geht davon aus, dass entsprechend gestaltete Gebäude und Räume den Genesungsprozess unter- stützen. Ihr Buch „Die Erkrankung des Raums“ gehört zu den Standardwerken der modernen Architekturpsychologie. Seit Mai dieses Jahres lehrt sie am Institut für Architektur Architektur- psychologie als Gastprofessorin. Sie vermittelt nicht nur theoretischesWis- sen. „DieVerbindung vonArchitektur- psychologie und Entwurfslehre ist eu- ropaweit einmalig. Damit setzt dieTU Berlin Maßstäbe. Denn normalerweise kommt die Psychologie in der Archi- tekturausbildung an den Universitäten allenfalls in derArchitekturtheorie zu Wort“, soVollmer. Sie selbst kann auf einen enormen praktischen Fundus zurückgreifen. Unter anderem ist sie mit ihrem Büro Kopvol architecture & psychology in den Neubau der Kinder- und Jugend- klinik am Universitätsklinikum Frei- burg in Baden-Württemberg involviert, ein Projekt, das in Deutschland bislang einzigartig ist, weil hier erstmalig der neueste Wissensstand zu heilender Architektur umgesetzt wird. „In in- tensiven Gesprächen und Workshops mit Ärzten, Pflegenden, Pädagogen, Psychologen und natürlich Kindern/ Jugendlichen und Eltern erforschen wir, was ihnen wichtig ist. Die Nutzer wurden in die Planungen einbezogen, und das, bevor der Architekt überhaupt einen ersten Entwurf vorgelegt hat. Wir sprechen hier von Nutzer- orientierung und evidenzbasier- tem Design“, so Vollmer. Seit den 1980er- Jahren dürfen Eltern in den Kinderkli- niken bei ihren Kindern übernachten. Die Krankenhausarchitektur hat auf diese Situation jedoch nie reagiert. Bei schweren Erkrankungen leben die Familien dann über lange Zeiträume auf engstem Raum, ohne die Mög- lichkeit des Rückzugs. Zwei Jahre hat Tanja C. Vollmer an deutschen und niederländischen Kinderkliniken wis- senschaftlich untersucht, wie sich das auf das kranke Kind, den Jugendlichen und die Eltern auswirkt. „Wir konnten nachweisen, dass diese bedrückende Enge bei den Eltern zu Überlastung bis hin zum Burn-out und erhöhten Schei- dungsraten führt. Geschwisterkinder werden vernachlässigt, und bei den kranken Kindern/Jugendlichen treten Störungen der sozialen und emotiona- len Entwicklung auf.“ Zusammen mit ihrer Partnerin Gemma Koppen entwickelte sie daraufhin ei- nen REN-Cluster (Raum für Entwick- lung und Normalität). Er verbindet mehrere Krankenstationen und wird räumlich klar strukturiert sein – unter anderem in einen Spielbereich für die Kleinen und speziell gestaltete Räume für Jugendliche und junge Erwachsene. Der Spielbereich wird „umarmt“ von den Räumen für die Eltern mit Küche, Waschraum, Bibliothek und Rück- zugsraum fürs Arbeiten und Ausru- hen sowie von der anderen Seite von Therapie-, Sport- und Lernbereichen. „Die Eltern sollen ihre Kinder im Blick haben können. Unsere Untersu- chungen zeigten, dass Eltern sich von ihren kran- ken Kindern nur ungern entfer- nen. Gleichzeitig müssen sie auch andere Dinge ih- res Lebens noch organisieren und sich entspannen können“, sagt Vollmer. „So klein der REN-Cluster auch erscheint, er wird großeWirkung haben: Er legt den Grundstein für eine neue Krankenhaustypologie.“ Sybille Nitsche Die Macht der Standardisierung Bundeswirtschaftsminister übernimmt Schirmherrschaft für Deutsches Normungspanel – neue Befragungswelle startet Für immer mehr Unternehmen wird die Normung und Standardisierung von Produkten, Prozessen und Syste- men zum strategischen Instrument für den Unternehmenserfolg. Das zeigen die ersten vier umfassenden Befragun- gen des Deutschen Normungspanels (DNP), das seit 2012 im Auftrag des Deutschen Fördervereins zur Stärkung der Forschung zur Normung und Stan- dardisierung e.V. vonWissenschaftlern an derTU Berlin konzipiert und reali- siert wird. Ziel ist es, sowohl die For- schungslücken in diesem Bereich zu schließen als auch Handlungsempfeh- lungen abzuleiten sowie umfassende empirische Daten zur Verfügung zu stellen. Im Oktober startet bereits die fünfte Befragungswelle des DNP, dies- mal zum Thema Industrie 4.0. Im Juli 2016 hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Schirmherrschaft für das DNP übernommen. Er un- terstreicht damit die Bedeutung der Normung, also der Erarbeitung von Regeln, Leitlinien und Merkmalen für Tätigkeiten in Unternehmen und im Warenverkehr sowie für den Wettbe- werb der deutschenWirtschaft. „An der viertenWelle zumThema Di- gitalisierung nahmen etwa 1200 Un- ternehmen teil“, erklärt DNP-Leiter Prof. Dr. Knut Blind, TU-Fachgebiet Innovationsökonomie, zuständig für Innovation und Technologietransfer am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS). „Die am stärksten vertretenen Sekto- ren sind weiterhin die Elektroindust- rie und die Dienstleistungsbranche.“ Doch auch ein Großteil derTeilnehmer aus anderen Branchen hat seine Nor- mungs- und Standardisierungsaktivitä- ten erhöht. Das betreffe insbesondere die internationalenAktivitäten kleiner und mittlerer Unternehmen.Auch der Anteil an Unternehmen mit eigener Standardisierungsabteilung steige kon- tinuierlich und liege jetzt bei 37 Pro- zent. Beim Thema Digitalisierung aus der Befragung 2015 zeigte sich, dass nicht nur die Digitalisierung selbst, sondern auch die Normung und Stan- dardisierung die aktiven Unternehmen vor einige Hürden stellt.Als große He- rausforderung würden zum Beispiel die transnationale Harmonisierung der Normen und die hohen Kosten wahrgenommen. Doch, so Knut Blind: „Die Digitalisierung ist sowohl Chance als auch Herausforderung für die Nor- mung.“ Patricia Pätzold http://Projects.inno.tu-berlin.de/DNP ISPIM Best Paper tui  Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Fraunhofer-Zen- trums für Internationales Manage- ment und Wissensökonomie IMW wurde Prof. Dr. Knut Blind mit einem ISPIM Best Paper Award ausge- zeichnet, der von der International Society for Professional Innovation Management auf einer Konferenz in Portugal im Juni vergeben wurde. „To Standardize or to Patent? Development of a Decision Making Tool and Recommendations for Young Companies“, so der Titel der gemeinsamen Arbeit. Professor Blind leitet an der TU Berlin das Fachge- biet Innovationsökonomie und ist außerdem am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme tätig. Auch die Digitalisierung in der Industrie erfordert neue Normen und Standards © © Fraunhofer IPK Spatenstich für Inkulab tui  EndeAugust fand auf demTU- Campus in Charlottenburg, hinter dem Gebäude der Technischen Chemie der erste Spatenstich für das „Inkulab“ statt. Bereits im Herbst wird dort eine Laborcon- tainer-Anlage installiert und in Be- trieb genommen, ausgestattet mit Lüftungstechnik, Labormöbeln und Sicherheitseinrichtung. Das „Inkulab“ will im Bereich Chemie diejenigen unterstützen, die an Ber- liner Universitäten wirtschaftlich verwertbare Forschungsergebnisse erzielt haben und ein Unterneh- men gründen möchten. Im Bereich der Chemie ist es für Gründerin- nen und Gründer oftmals schwie- rig, Labore der Hochschulen zu nutzen. Diese sind bereits durch Lehre und Forschung mehr als ausgelastet. Das „Inkulab“ wurde von der Innovationszentrum Berlin Management GmbH, dem Centre for Entrepreneurship, derTU Berlin und dem Exzellenzcluster UniCat sowie der DexLeChem GmbH ins Leben gerufen. Die Berliner Wirt- schaft (IHK-Bildungsprojekte) unterstützt das Vorhaben mit rund einer Million Euro. Erster Spatenstich im August 2016 (v. l.): Matthias Driess (TU Berlin/UniCat), Sonja Jost (DexLeChem), Ralph Langanke (In- kulab/WISTA), Marion Hass (IHK Berlin), Reinhard Schomaecker (TU Berlin/UniCat) © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt Krankenhaus der Zukunft: Der geplante REN-Cluster soll Eltern und ihren kranken Kindern erlauben, so viel Alltag wie möglich zu leben Tanja C. Vollmer Aus der Forschung © © 2013 Kopvol architecture & psychology Wirtschaft engagiert sich für Berliner Forschung tui  Vor sieben Jahren schlossen sich 13 kleine und mittlere Unternehmen zusam- men und baten die Technologiestiftung Berlin, eine Stiftungsprofessur für Analy- tische Röntgenphysik zu ermöglichen. Sie sollte die Forschung der Arbeits- gruppe um die Physikerin Prof. Dr. Birgit Kanngießer fest in Berlin verankern, die sich mit analytischer Röntgenstrahlungs- Physik beschäftigt. Die Technologiestif- tung schuf eine Verbrauchsstiftung, die auf sieben Jahre angelegt war und vie- le Projekte auf den Weg brachte. Jetzt haben sich erneut 13 Unternehmen zusammengeschlossen und die Stiftung neu ausgestattet. Stifter, Universität und Technologiestiftung feiern dies am 19. Oktober 2016 ab 13 Uhr im H 3005 im Hauptgebäude mit Festakt und an- schließendem Workshop. technologiestiftung-berlin.de Telekom internationalisiert sich tui  Die Telekom Innovation Laborato- ries (T-Labs), der zentrale Forschungs- und Entwicklungsarm der Deutschen Telekom, eröffneten Anfang September 2016 zusammen mit der TU Berlin ihr erstes Partnerinstitut in Ungarn. Die Telekom will damit ihre internationale Zusammenarbeit weiter ausbauen und ihr Expertennetzwerk auch mit europä- ischen Partnerhochschulen ausweiten. Kooperationen mit weiteren europäi- schen Universitäten sind in Planung. TU Berlin schließt sich „Allianz pro Schiene“ an tui  Die TU Berlin schließt sich der „Al- lianz pro Schiene“ an. Damit ist sie die vierte deutsche Hochschule in dem po- litischen Verkehrsbündnis, das unter sei- nem Dach Organisationen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft vereint. Berlin wird als Deutschlands Eisenbahnhauptstadt schlechthin bezeichnet, die Deutsche Bahn ist der größte Arbeitgeber in Berlin- Brandenburg, mit Bombardier, Siemens und Stadler haben große Bahntechnik- Hersteller hier ihren Sitz. Die Branche braucht dringend Nachwuchskräfte. Die TU Berlin ist eine der wenigen Univer- sitäten in Europa, die den Schienenver- kehr in ganzer Breite lehren und in vielen Forschungsbereichen aktiv sind. Auch in europäischen Forschungsprogrammen wirkt die Universität mit. Mit der Reihe „Schiene im Dialog“ und dem „Eisen- bahnwesenseminar“ lockt die TU Berlin mehr als 1000 externe Besucher pro Se- mester in ihre Hörsäle. www.allianz-pro-schiene.de Indikatoren für ein „gutes Leben“ tui  Zum 7. Zukunftsgespräch auf Schloss Meseberg hatte Bundeskanzle- rin Dr. Angela Merkel als Vertreter der Wissenschaft Prof. Dr. Gert G. Wagner eingeladen, neben Spitzenvertretern von Arbeitgeberverbänden und Ge- werkschaften sowie acht Bundesministe- rinnen und -ministern. Gert Wagner ist TU-Professor für empirische Wirtschafts- forschung und DIW-Vorstandsmitglied. Er berichtete als Mitglied des wissen- schaftlichen Beirats des Regierungs- projektes „Gut leben in Deutschland“ von der Erarbeitung eines Berichts der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland, der durch ein neues Sys- tem von Indikatoren ein „gutes Leben“ messbar machen soll. Treffen in Meseberg mit Kanzlerin, Minis- terinnen und Ministern © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt © © Bundesregierung/Jesco Denzel

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